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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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worden sind, freizulegen. Nummer fünf zum Beispiel. Burtons unvollendeter Plan weist einige interessante Gesichtspunkte auf.«
    »Das verdammte Loch ist völlig zugeschüttet«, widersprach Cyrus. »Die Ausgrabung würde Monate dauern. Außerdem ist es kein Königsgrab.«
    »Typisch«, murmelte Emerson. »Ihr seid doch alle nur hinter Königsgräbern her.«
    Mit diesen Worten stolzierte er davon und überließ es uns, ihm zu folgen oder zurückzubleiben. »Wohin gehst du, Emerson?« fragte ich, während ich hinter ihm herlief. Höflich wie immer (wenn ich ihn daran erinnerte), verlangsamte er seinen Schritt. »Ich möchte mir die Gräber ansehen, die Loret letztes Jahr entdeckt hat.«
    »Amenhotep II.? Dort drängeln sich jetzt bestimmt die Touristen. Du weißt doch, wie begeistert das gemeine Volk von Mumien ist.«
    »Nein, das weiß ich nicht«, sagte Emerson.
    Das Grab war in die Felswand geschlagen worden. Wie die meisten anderen war es unverschlossen und wurde nicht bewacht. Als wir die Stufen hinabstiegen, dachte ich daran, daß Howard alle Hände voll zu tun haben würde, wenn er sämtliche Gräber vor Beschädigung schützen wollte.
    Selbstverständlich hatten wir Kerzen mitgebracht. Damals gab es in den Gräbern noch kein elektrisches Licht, und die Stufen waren steil und teilweise eingestürzt. Cyrus hielt ritterlich Gertrudes Hand, doch sie schrie immer wieder ängstlich auf, wenn sie stolperte.
    Die Treppe endete in einem viereckigen, schmucklosen Raum. Eine zweite, in Stein gehauene Treppe führte hinab in die Kammer, die die sterblichen Überreste des Königs beherbergt hatte. Der mit Abbildungen von Schutzgottheiten verzierte Sarkophag aus rotem Sandstein stand leer vor uns.
    »Hmpf«, brummte Emerson – eine Äußerung, der nicht viel zu entnehmen war. Er ging zur Wand auf der rechten Seite hinüber und untersuchte sie.
    Er brauchte mir nicht zu sagen, warum er hier war. Das Grab hatte Thutmosis I. gehört, dem Vater von Königin Hatschepsut, doch nicht diese Verbindung interessierte Emerson. Es handelte sich um das älteste Königsgrab im Tal – einige Generationen jünger als das, an dem wir arbeiteten, doch zeitlich weniger entfernt als alle anderen. Es war viel kleiner als die langgestreckten, kunstvollen Beerdigungsstätten späterer Epochen, und ich wußte, was Emerson im Schilde führte. Da unser Grab älter war als dieses, war es vielleicht ebenso schlicht angelegt. Und wenn das zutraf, führte die zugemauerte Tür unten an der Treppe möglicherweise direkt in die Grabkammer. Die anderen hatten sich um den Sarkophag versammelt.
    Gertrude stand mit gesenktem Kopf und gefalteten Händen am Kopfende. Ich erkannte, daß es sich bei der an dieser Stelle des Sarkophages abgebildeten Göttin um Nephthys handelte – unverhüllt wie Isis (denn beide Damen werden für gewöhnlich äußerst leicht bekleidet dargestellt).
    Nachdem Ramses den Sarkophag betrachtet und ungebetenerweise die Inschriften übersetzt hatte, gesellte er sich zu seinem Vater.
    »Die Wand war mit bemaltem Stuck verziert«, meinte er mit dem Brustton der Überzeugung.
    »Hmpf«, brummte Emerson, trat ein Stück zur Seite und hielt die Kerze dicht an die Mauer.
    »Wasserschäden«, sagte Ramses zu Nefret, die neugierig nähergekommen war. »Die Kammer ist einige Male überflutet worden. Das ist das Problem bei den Gräbern, die am Fuße der Klippen liegen; niemand hätte damit gerechnet …«
    »Hmpf«, meinte Nefret und folgte Emerson. »Haben Sie noch nicht genug gesehen?« wollte Cyrus ungeduldig wissen. »Ich finde es langweilig hier.« Ich mußte Gertrude auf die Schulter tippen, um sie aus ihrem Tagtraum zu reißen – vielleicht auch aus ihrer Trance, ihrem Gebet oder was sie da sonst gerade tat. Mit einem besonders dümmlichen Gesichtsausdruck wandte sie sich zu mir um. »Wundervoll«, hauchte sie. »SIE in dieser Umgebung zu sehen. IHRE Anwesenheit ist überall in diesem Raum spürbar, wenn man den wahren Glauben hat.«
    »Wenn Sie mit SIE Isis meinen, haben Sie sich in der Göttin geirrt«, stellte ich fest. »Das hier ist Nephthys. Isis’ Bild befindet sich am Fuße des Sarkophags.«
    Doch Gertrude ließ sich nicht beirren. »Sie zeigt sich in vielerlei Gestalt. SIE ist in allen, und alle sind in IHR.«
    »Ach wirklich? Kommen Sie, Gertrude, sonst werden wir zurückgelassen.«
    »Nicht von mir«, verkündete Cyrus. »Ich werde Sie beide führen.«
    »Dann haben Sie keine Hand mehr für die Kerze frei«, gab ich

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