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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Bärte und Schnurrbärte zu tragen, macht es einem Betrüger denkbar einfach. Es war eher ein unbestimmtes Gefühl der Vertrautheit, das von seiner Körperhaltung, seiner Gestik ausstrahlte – genau dieses Gefühl der Vertrautheit überkam mich, als ich dieses Individuum in dem Samtumhang und dem Schlapphut sah. Er ist ein Meister der Verstellung, ein Verwandlungskünstler mit außergewöhnlichen Fähigkeiten …«
    »Amelia«, sagte Emerson, geräuschvoll schnaubend, »willst du damit sagen, es handelte sich bei diesem Mann um den …«
    »Den Meisterverbrecher«, sagte ich. »Um wen denn sonst?«
    Unsere erste Begegnung mit diesem bemerkenswerten Menschen hatte während unserer Arbeiten auf den alten Friedhöfen in der Nähe von Kairo stattgefunden. Grabraub und illegaler Antiquitätenhandel haben eine lange Tradition in Ägypten, die bis in die Zeit der Pharaonen zurückreicht. Seit 1890 waren diese Aktivitäten allerdings sprunghaft angestiegen, und es war offensichtlich, daß irgendein Verbrechergenie in der Unterwelt die Fäden für dieses frevelhafte Geschäft zog. Ich sollte betonen, daß Emerson und mir diese Schlußfolgerung offensichtlich war. Polizeibeamte sind bekanntermaßen beschränkt und sträuben sich gegenüber neuen Ideen. Erst nachdem wir Sethos’ geheime Schaltzentrale entdeckt hatten, sahen sie sich schließlich gezwungen, die Schlüssigkeit unserer Behauptung einzugestehen, aber wie ich erfahren mußte, leugnen auch heute noch bestimmte Personen die Existenz eines solchen Mannes rundweg ab.
    Obwohl wir einige von Sethos’ heimtückischen Plänen durchkreuzt hatten, war uns der Mann selbst immer wieder entwischt. Es war schon einige Jahre her, seit wir ihn das letztemal gesehen oder von ihm gehört hatten; eine Zeitlang hatten wir tatsächlich geglaubt, er sei tot. Dem gleichen Irrtum erlegene Unholde hatten versucht, die Kontrolle über die von ihm aufgebaute kriminelle Organisation zu gewinnen. Jetzt schien Sethos seine Organisation augenscheinlich erneuert zu haben, nicht in Ägypten, sondern in Europa – in England, um genau zu sein.
    Als ich das dem armen, verwirrten Sir Reginald zu erklären versuchte, wurde ich erneut unterbrochen. Ich hatte einen Zornesausbruch von Emerson erwartet, dessen hitziges Temperament und sein Hang zum Fluchen ihm den liebevoll gemeinten arabischen Spitznamen »Vater der Flüche« eingehandelt haben. Allerdings war es Ramses, der mich diesmal unterbrach. »Eine Sache, die mir Miss Christabel erzählte und der ich zu diesem Zeitpunkt noch keine Bedeutung beimaß, scheint deine Theorie zu untermauern, Mutter. Mrs. Markham und ihr Bruder schlossen sich der Gruppe erst nach unserer Abreise aus London im vergangenen Juni an. Einige andere ›Damen‹, Freundinnen von ihnen, wurden etwa zur gleichen Zeit in der Bewegung aktiv. Das müssen die gewesen sein, die mit ihr das Haus gestürmt haben. In dem Augenblick verwirrte mich, daß Mrs. Pankhurst die Delegation nicht begleitete.«
    »Ja, aber … aber …«, stammelte Sir Reginald. »Das alles ist unbegründet und nicht bewiesen.«
    »Der Beweis«, begann mein nervtötender Nachkomme und kam mir wie üblich zuvor, »liegt im Resultat. Die Diebe waren keine gewöhnlichen Einbrecher; sie hatten es auf Mr. Romers Kunstschätze abgesehen, die eine der weltweit kostbarsten Privatsammlungen darstellen. Der Meisterverbrecher ist auf ägyptische Kunstschätze spezialisiert, und der Gedanke, eine Organisation der Frauenbewegung dazu zu benutzen, um sich Einlaß in das Haus eines vehementen Widersachers des Frauenwahlrechts zu verschaffen, ist charakteristisch für Sethos’ sardonischen Sinn für Humor.«
    »Aber«, wiederholte Sir Reginald wie eine verkratzte Schallplatte, »aber …«
    »Wenn es wirklich Sethos gewesen ist, werden Sie den Bastard ohnehin nie schnappen«, bemerkte Emerson. Es war symptomatisch für seine Stimmung, daß er sich nicht einmal für seinen rüden Umgangston entschuldigte – an den wir uns, wie ich zugeben muß, alle gewöhnt hatten. Er fuhr fort: »Aber ich wünsche Ihnen viel Glück. Nichts würde mich mehr zufriedenstellen, als ihn auf der Anklagebank sitzen zu sehen. Wir haben Ihnen alles Wissenswerte berichtet, Sir Reginald. Sollten Sie sich nicht besser umgehend um die Sache kümmern, statt hier herumzulungern und Brandy zu trinken?«
Aus Manuskript H
    Ramses öffnete seine Zimmertür.
    »Du hast geklopft?« fragte er in gespieltem Erstaunen.
    »Wie kommt es zu einer solchen

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