Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
auszustoßen. Ramses schloß ihm denselben, er fiel rücklings gegen die Tür und stieß sie auf. Ramses schob den schlaffen Körper aus dem Weg und trat ein. Erst als der andere Mann überwältigt auf dem Boden zu seinen Füßen lag, wurde ihm bewußt, wie wütend er eigentlich war. Während er sich seine verletzten Hände rieb, beobachtete er, wie Layla ihre Kleidung zurechtzupfte und sich aufsetzte.
    »Du Narr«, zischte sie. »Warum verschwindest du nicht?«
    »Du zuerst. Mittlerweile wissen sie, daß du mich befreit hast.«
    Sie schalt ihn aus. Überwältigt von der tückischen Euphorie nach einem siegreichen Kampf, lachte er lauthals, und als sie auf die Tür zustrebte, riß er sie in seine Arme und küßte sie.
    »Du Narr«, flüsterte sie an seinem Mund. »Du mußt dich beeilen! Sie werden schon bald hier sein, um dich an einen anderen Ort zu bringen. Wenn du wüßtest, was sie mit dir vorhaben, würdest du keine Zeit verlieren.« »Wo ist er?«
    »Ich werde es dir zeigen, aber glaube nur ja nicht, daß ich bleiben und dir helfen werde. Das Schicksal der Verräter möchte ich nicht teilen.«
    Der Mann in der Nähe der Tür bewegte sich. Es blieb keine Zeit, ihn zu fesseln. Ramses zog ihn hoch und versetzte ihm einen erneuten Schlag.
    Layla war die Treppe hinaufgegangen. Sie war sofort wieder zurück, trug einen dunklen Umhang und ein lose verschnürtes Bündel. Bevor sie ihn befreit hatte, mußte sie in weiser Vorahnung ihre Sachen für eine Flucht gepackt haben. Eine Frau mit vielen Talenten, dachte Ramses.
    Sie bedeutete ihm zu folgen, rannte zur Rückseite des Hauses und entriegelte eine Tür, die in einen gemauerten Innenhof führte.
    »Dort ist er«, sagte sie, während sie auf einen Schuppen an der hinteren Mauer deutete. »Maas salama, mein junger Gebieter. Vergiß nicht, daß du mir etwas schuldest.«
    Für Sekundenbruchteile war sie vom Mondlicht erhellt, dann verschwand sie erneut durch das Tor. Während er versuchte, einen Bogen um den verrotteten Müll zu machen, der in jedem ägyptischen Hof anzutreffen ist, steuerte Ramses auf den Schuppen zu. Kieselsteine setzten sich in seine Fußsohlen. Die Euphorie schwand, und er fragte sich allmählich, ob er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Bislang hatte er Glück gehabt, doch die zermürbenden, in Fesseln zugebrachten Stunden hatten ihren Tribut gefordert, und dieser letzte Schlag war eindeutig ein Fehler gewesen. Sein idiotischer Heldenmut hatte ihn einfach so trunken gemacht, daß er es zunächst gar nicht bemerkt hatte, doch seine rechte Hand pochte schmerzhaft wie ein fauler Zahn, und er konnte die Finger nicht krümmen. Wenn die Tür des Schuppens abgeschlossen war, mußte er Hilfe holen, bevor die Wachen aufwachten und ihn suchten.
    Die Tür war weder verschlossen noch verriegelt. Sobald er sie geöffnet hatte, wußte er, warum.
    Mit David waren sie keineswegs so besonnen verfahren wie mit ihm. Sie mußten ihn in den Schuppen gestoßen und ihn so liegengelassen haben, wie er auftraf, denn sein Kopf war in einem merkwürdigen Winkel gekrümmt und seine Beine verdreht. Nicht einmal ein modriger Strohballen befand sich zwischen ihm und dem harten Erdboden, der mit eingetrockneten Tierexkrementen bedeckt war.
    Auf die Fesseln hatten sie allerdings nicht verzichtet, und der schmutzige Knebel bedeckte Mund und Nase. Es gab eine Laterne. Der Wächter hatte sicherlich darauf bestanden.
    Er hatte mit dem Rücken zur Mauer auf dem Boden gehockt und vermutlich gedöst, denn seine Reaktion war langsam. Als er sich erhob, drehte sich Ramses der Magen um. Der Bursche war ebenso groß wie er und doppelt so breit. Sein Bauch zeichnete sich unter seiner Galabija ab, doch er bestand nicht ausschließlich aus Fett. Und er hatte ein Messer.
    Für Sekundenbruchteile starrten sie sich völlig verblüfft an. Der Wächter erholte sich als erster. Es war keineswegs schwierig für Ramses, ihn zu durchschauen; sein rundes, verschwitztes Gesicht spiegelte jede seiner im Zeitlupentempo getätigten Überlegungen. Offenbar sah er keine Veranlassung, bei einem so jämmerlich aussehenden Gegner Hilfe zu holen. Den Gefangenen allein zu verteidigen würde ihm Lob und eine Belohnung einbringen. Er zog sein Messer aus der Scheide und stürzte nach vorn. Ramses dachte ebenfalls nicht sonderlich schnell, waren seine Alternativen doch augenscheinlich begrenzt. Ein Schritt zurück, und er war wieder im Freien. Die Tür hatte einen Riegel. Wenn der Wächter sie schließlich

Weitere Kostenlose Bücher