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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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ich nahm an, daß es sich um Emerson handelte. Allerdings erkannte ich selbst auf die Entfernung hin, daß die schlanke Gestalt nicht die meines Ehemannes sein konnte.
    »Selim«, sagte Nefret ruhig.
    Das war zweifelsfrei richtig. Selim war ein hervorragender Reiter, und er gestikulierte so heftig mit den Armen, daß ein weniger geübter Reiter vom Pferd gefallen wäre. Er rief irgend etwas, doch man konnte ihn erst verstehen, als er zum Stehen gekommen war.
    »In Sicherheit!« war das erste, was ich verstand. »Sie befinden sich in Sicherheit, Sitt, sie sind bei mir, und du mußt sofort kommen und deine medizinische Ausrüstung mitbringen, denn sie sind verletzt und bluten, und ich habe Daoud und Yussuf als Wachen zurückgelassen, und sie sind in Sicherheit, und sie haben mich geschickt, daß ich es dir sage!«
    »Sehr gut«, sagte Nefret, als dem euphorischen jungen Mann die Luft ausging. »Ich werde mit dir kommen, Selim. Sag Ali dem Stallknecht, er soll Risha für mich satteln.«
    Sie legte ihren Arm um meine Taille. »Alles in Ordnung, Tante Amelia. Hier, nimm mein Taschentuch.«
    »Ich brauche es nicht, mein Liebes«, schniefte ich. »Ich glaube, ich habe mich leicht erkältet.«
    »Dann solltest du nicht in der nächtlichen Witterung nach draußen gehen. Nein, Tante Amelia, ich bestehe darauf, daß du hierbleibst und auf den Professor wartest. Du kannst jemanden zu Mr. Vandergelt schicken und ihn leihweise um seine Kutsche bitten, falls die beiden …«
    Sie ließ mir nicht die Zeit, Alternativen vorzuschlagen, sondern stürzte ins Haus und kam mit der Tasche zurück, die ihre medizinischen Utensilien enthielt. Vermutlich war das wirklich die vernünftigste Lösung. Ich hatte keine Angst um sie. Selim war bei ihr, und nur eine Kugel hätte Risha im vollen Galopp zu Fall gebracht.
    Wie ich es erwartet hatte, kamen Cyrus und Katherine mit der Kutsche, stellten Unmengen von Fragen und baten darum, helfen zu dürfen. Als Emerson zurückkehrte, war ich in meine Schilderung vertieft.
    »Also steckt ihr wieder mittendrin«, bemerkte Cyrus. »Ich dachte mir schon, daß diese Saison einfach zu ruhig verlief. Emerson, alter Freund, alles in Ordnung?«
    Emerson fuhr sich mit der Hand über sein Gesicht. »Allmählich werde ich einfach zu alt für solche Geschichten, Vandergelt.«
    »Sie doch nicht«, sagte Cyrus im Brustton der Überzeugung.
    »Gewiß nicht«, entfuhr es mir. »Meine liebe Katherine, Sie und Cyrus müssen hierbleiben. Die Kutsche bietet nicht genug Platz für uns alle.«
    »Ich koche Tee«, bot sich Katherine an und drückte meine Hand.
    »Kann ich sonst noch etwas für Sie tun, Amelia?«
    »Den Whiskey bereitstellen«, sagte Cyrus.
Aus Manuskript H
    Als Ramses seine Augen aufschlug, war ihm klar, daß er weder tot noch wahnsinnig geworden war, dennoch hätte er das über ihn gebeugte Gesicht lieber unter anderen Bedingungen wahrgenommen.
    »Ich denke, daß ich vermutlich schon die Engel habe singen hören«, sagte er mit schwacher Stimme.
    »Ich hätte wissen müssen, daß du wieder besonders schlau zu sein versuchtest«, herrschte ihn Nefret an. »Was ist denn falsch an der Frage ›Wo bin ich?‹?«
    »Sie klingt abgedroschen. Egal, ich weiß, wo ich bin – Hölle und Verdammnis! Was tust du …«
    Der Schmerz war so intensiv, daß er einer erneuten Ohnmacht nahe war. Aus weiter Ferne vernahm er Nefrets Frage: »Möchtest du etwas Morphium?«
    »Nein. Wo ist David?«
    »Hier, mein Bruder. In Sicherheit, dank deiner …«
    »Schluß damit«, wies ihn Nefret zurecht. »Später könnt ihr immer noch in euren Gefühlen schwelgen. Wir haben einiges zu besprechen, und außerdem habe ich Ramses noch nicht verarztet.«
    »Ich glaube, daß ich deine liebevolle Pflege keine Sekunde länger ertrage«, murmelte Ramses. Der schlimmste Schmerz war allerdings vorüber, und die Hände, die sein schweißüberströmtes Gesicht abtupften, waren geschickt und fürsorglich. »Was zum Teufel hast du mit mir angestellt?«
    »Was zum Teufel hast du mit deiner Hand angestellt? Sie schwillt an wie ein Ballon, und einer deiner Finger war ausgerenkt.«
    »Laß mich … nur eine Minute in Ruhe. Bitte.«
    Langsam wanderte sein Blick durch den Raum, nahm die Aura der Geborgenheit und die vertrauten Gesichter wahr: David, in dessen dunklen Augen Tränen der Erleichterung schimmerten; Nefret, blaß und mit zusammengekniffenen Lippen; und Selim, der breit grinsend neben dem Bett hockte. Wäre er nicht ein solcher Narr gewesen, hätte

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