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Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor

Titel: Amelia Peabody 10: Die Hüter von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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seine Kehle war so ausgetrocknet, daß er erst sprechen konnte, nachdem sie seinen Kopf angehoben und ihm den wassergefüllten Tonbecher an die Lippen gesetzt hatte.
    »Danke«, hauchte er.
    »Wie immer korrekte englische Manieren!« Ihre vollen Lippen formten sich zu einem sardonischen Lächeln. Erneut hielt sie den Becher an seine Lippen und ließ seinen Kopf dann auf die Matratze zurückgleiten.
    »Du wirst den Knebel nicht wieder einsetzen können, nachdem du den Stoff durchtrennt hast«, sagte er leise. »Werden sie dir etwas antun? Ich will nicht …«
    Der Schlag ihrer beringten Hand hinterließ ein unangenehmes Brennen auf seiner Gesichtshaut. Irritiert schüttelte er den Kopf.
    »Tut mir leid. Waren meine Worte etwa zu …«
    »Laß das!« Sie beugte sich über ihn und umschlang sein Gesicht mit ihren beiden Händen. Aber es war keine Liebkosung; ihre Fingerspitzen gruben sich tief in seine schmerzenden Schläfen.
    »Mach dir um mich keine Sorgen. Warum warst du nur so töricht, in ihre Falle zu gehen? Ich habe versucht, dich zu warnen.«
    »Tatsächlich?«
    Sie ließ seinen Kopf los und hob ihre Hand. Er wappnete sich auf einen erneuten Schlag. Statt dessen fuhr sie mit ihrer Fingerspitze sanft über seine Lippen. »Weißt du, was mich hierhergeführt hat?« fragte sie.
    Mehrere Möglichkeiten schossen ihm durch den Kopf, doch es wäre keineswegs diplomatisch gewesen, auch nur eine davon zu erwähnen. Seine Worte sorgfältig abwägend, meinte er: »Die Güte deines Herzens, schöne Dame.«
    Das leise Geräusch, das ihr daraufhin entfuhr, ähnelte einem unterdrückten Lachen. »Dieses Argument ist so gut oder schlecht wie jedes andere.«
    Sie griff nach dem Messer und befreite ihn mit einigen raschen Schnitten. Mit der gleichen Entschlossenheit schnürte sie seine Stiefel auf und warf sie beiseite. Wie erstarrt von der langen Einengung – und seinem völligen Erstaunen – ließ er sie gewähren, als sie seine Hände und Füße massierte, bis sie aufgrund der einsetzenden Blutzirkulation zu kribbeln anfingen.
    »Warte an der Tür«, sagte sie. »Wenn ich ›mein Geliebter‹ rufe, zählst du bis zehn, und dann gehst du schnurgerade die Treppe hinunter. Dort sind zwei Männer; mit einem von ihnen mußt du fertig werden. Ich denke, das wird dir keinerlei Schwierigkeiten bereiten. Wenn du das erledigt hast, verläßt du sofort das Haus. Bleib nicht stehen, und dreh dich auch nicht mehr um.«
    »Mein Freund«, sagte Ramses. »Ist er hier?«
    Sie zögerte einen Augenblick, dann nickte sie. »Verschwende keine Zeit, ihn hier zu suchen, das wäre zu gefährlich. Geh und hol Hilfe.«
    »Aber du …«
    »Wenn du zurückkommst, werde ich fort sein. Inschallah.« Mit einem schwachen Lächeln fuhr sie fort: »Du schuldest mir noch etwas, mein junger Gebieter. Wenn ich dich rufe, wirst du dann kommen und deine Schuld einlösen?«
    »Ja.«
    Ihre Lippen fanden seinen Mund. Er erwiderte ihren Kuß mit einer Bereitwilligkeit, die nicht ausschließlich von Dankbarkeit zeugte; doch als sein Arm ihre Schultern umschlang, entzog sie sich ihm und stand auf.
    »Ein anderes Mal«, sagte sie. »Inschallah. Komm jetzt.« Sie löschte die Fackel und drückte vorsichtig die Tür auf. Auf Socken folgte er ihr leise. Als er schließlich die Tür erreichte, befand sie sich bereits in einem Flur, der lediglich von einer Lichtquelle aus dem unteren Stockwerk erhellt wurde. Das Haus war recht groß; er bemerkte drei weitere geschlossene Türen und einen Flur im Erdgeschoß. Er wartete, bis sie die Treppe hinuntergegangen war, dann versuchte er sich an den anderen Türen. Keine war verschlossen. Keines der Zimmer war bewohnt. Eine enge Stiege, kaum mehr als eine Leiter, führte zu einer Öffnung, durch die das Sternenlicht einfiel. Zwecklos, dort zu suchen, die Leiter mußte zu dem offenen Dach führen.
    Das Signal kam früher, als er erwartet hatte. Jegliche Vorsicht außer acht lassend, rannte er zur Treppe. Ihm war klar gewesen, was sie beabsichtigte. Das war vielleicht Teil ihres Tagwerks, aber er wollte nicht, daß sie das tat – nicht für ihn.
    Sie befanden sich in dem Zimmer gegenüber dem Treppenaufgang. Der zweite Mann hielt sein Ohr an die Tür gepreßt – daraufwartend, daß er an die Reihe kam, wie er irrtümlich glaubte. Er war zu abwesend und bemerkte das Geräusch der Fußsohlen erst, als es bereits zu spät war. Er richtete sich auf, griff nach dem Messer an seinem Gürtel und öffnete den Mund, um eine Warnung

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