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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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ich. »Jamil.«
    »Wirklich?« Selims Augen weiteten sich erstaunt.
    Ich wiederholte, was Jumana uns erzählt hatte. »Wir hatten vor, euch alle zu gegebener Zeit zu informieren, aber nach meiner Ansicht bestand kein Grund, seine Drohungen ernst zu nehmen. Unsere heutige Entdeckung stellt die Sache in ein völlig anderes Licht. Selim, du hast doch gesagt, du weißt, wer – äh – der Tote gewesen sein könnte?«
    Selim ließ sich Zeit mit seiner Antwort. Er schien über etwas nachzudenken. »Die Frau von Abdul Hassan hat ihn gesucht. Er war einer der Männer, die die Prinzessinnengruft gefunden haben.« Dann platzte er heraus: »Warum habt ihr mir nicht erzählt, dass Jumana Jamil getroffen und mit ihm gesprochen hat?«
    »Wir haben es erst gestern erfahren.« Emerson geht nur ungern in die Defensive. Er konterte mit einer Gegenfrage. »Wie kommt es, dass du nicht von seiner Rückkehr erfahren hast, schließlich respektieren dich alle in Gurneh?«
    »Nicht die Grabschänder und Diebe. Es gab Gerüchte …« Selim sah auf, seine Miene bestürzt. »Ich dachte, es sind Lügen, nichts von Belang. Ich habe mich geirrt. Bitte entschuldigt.«
    »Aber, aber, Selim, keiner macht dir einen Vorwurf«, sagte ich beschwichtigend. »Lasst uns auf das Wesentliche zurückkommen. Ich habe Jumana weggeschickt, weil sie meiner Meinung nach noch nicht bereit ist zu akzeptieren, dass ihr Bruder ein hinterhältiger Schurke und vielleicht sogar ein Mörder ist. Wenn wir ihn in ihrem Beisein beschuldigen, stiehlt sie sich womöglich aus dem Haus, um ihn zu warnen.«
    »Ich sage«, stammelte Bertie. »Also, ich sage …« Aber er kam nicht weiter; seine Entrüstung verschlug ihm die Sprache.
    »Niemand kreidet ihr irgendetwas an, es sei denn Loyalität am falschen Ort«, erklärte ich ihm. »Unsere vorrangige Sorge gilt ihr, Bertie, aber wir können die Möglichkeit nicht ausschließen, dass Jamil Gewalt gegen andere einsetzt – uns eingeschlossen.«
    »Korrekt.« Cyrus, der aufmerksam zugehört hatte, zündete sich ein Zigarillo an. »Aber, Amelia, ich denke, Sie übertreiben ein bisschen. Jamil ist nie ein großer Held gewesen. Täte mir Leid um ihn, wenn er so dumm sein sollte, sich mit uns allen anzulegen, von Daoud ganz zu schweigen.«
    Wir waren in der Tat eine beeindruckende Gruppe. Mein Blick folgte dem Cyrus’, von Emersons stattlicher Gestalt zu der von Ramses, der sich über Nefrets Sessellehne beugte, schlank und geschmeidig wie ein Panther. Keinem von ihnen wäre Jamil gewachsen gewesen. Mir freilich auch nicht.
    »Ich glaube, wir haben die wesentlichen Punkte abgedeckt«, befand ich. »Selim, du sprichst mit deiner Familie und deinen Freunden in Gurneh; vielleicht werden einige von ihnen auf direkte Drohungen – Fragen, meine ich – reagieren. Bliebe noch, Gargery über den Vorfall in Kenntnis zu setzen.«
    »Gütiger Himmel«, murmelte Emerson mit finsterer Miene. »Du denkst doch nicht etwa, dass Sennia in Gefahr ist, oder?«
    »Ich weiß nicht, Emerson, aber wir gehen besser kein Risiko ein. Fatima und Basima müssen wir ebenfalls warnen.«
    Wir einigten uns darauf, am nächsten Tag ins Tal der Affen zurückzukehren, nachdem wir in Gurneh die Familie des Vermissten und die anderen Grabdiebe befragt hätten. Für eine weitere Diskussion blieb keine Zeit; Sennia platzte herein und übernahm das Regiment. Sie wies Ramses einen Platz auf dem Sofa zu, sodass sie sich neben ihn setzen konnte. Horus, der ihr dicht auf den Fersen war, fläzte seinen massigen Körper neben sie, und Nefret musste sich einen anderen Sitzplatz suchen, was sie widerspruchslos tat. Unsere Adoptivtochter hatte mir irgendwann einmal gestanden: »Sie wollte ihn selber heiraten, wenn sie älter wäre. Ein weniger liebenswertes Kind würde mich gar nicht tolerieren.«
    Cyrus und Bertie blieben nicht lange. Selim folgte ihnen kurz darauf; seine grimmige Miene dokumentierte, dass er sein vermeintliches Fehlverhalten so bald wie möglich wieder gutmachen wollte.
    Sennias Gegenwart erinnerte mich daran, dass ich die Vorkehrungen für ihre weitere Ausbildung nicht mehr allzu lange vor mir herschieben durfte. In Luxor gab es eine hervorragende Mädchenschule, die der amerikanischen Mission unterstand, aber sie dort hinzuschicken, hätte unüberwindbare Schwierigkeiten in Form von Emerson bedeutet. Die amerikanischen Stiftsdamen waren wertvolle Menschen, das stritt er nicht ab; ein wesentlicher Teil ihres Lehrplans war jedoch der Religionsunterricht, und davon

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