Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
schlage vor, wir brechen nach Gurneh auf und versuchen seine Freunde oder seine Familie zu finden. Vielleicht hat ihn jemand als vermisst gemeldet.«
    »Bei der Polizei?«, schnaubte Emerson. »Unwahrscheinlich, bei dieser Bande.«
    »Sie werden uns die Wahrheit sagen, oder wenigstens Selim«, entgegnete Ramses. »Wir werden auf jeden Fall wieder herkommen müssen. Mutter hat Recht.«
    »Na gut.« Emerson hatte sein Hühnerbein abgenagt und sprang auf. »Ich werde nur eben einen kurzen Blick riskieren, bevor –«
    »Nein, das wirst du nicht! Du siehst doch, was bei deinen Plänen herauskommt, Emerson. Wir hätten uns vor unserer Exkursion informieren sollen. Wenn du auch nur einmal auf mich hören würdest –«
    »Pah«, schnaubte Emerson.
    Selim hatte mehrfach versucht sich einzuschalten. Jetzt sagte er: »Ich denke, ich weiß, wer der Mann sein könnte, Vater der Flüche. Wenn du mich gleich gefragt hättest –«
    »Du nicht auch noch, Selim«, blökte Emerson. »Ich lasse mich nicht von meiner Frau und von meinem Rais kritisieren. Einer nach dem anderen, aber nicht beide gleichzeitig.«
    Dennoch siegte die geballte Argumentation von Ramses, Selim und mir an jenem Tag. Emerson ist störrisch, aber er ist nicht gänzlich unvernünftig – und er rechnete ohnehin fest damit, irgendwann in dieses verfluchte Grab vorzudringen.
    Diesmal entschied sich Emerson für eine andere Route: schnurgeradeaus bis zum Ende des Wadis und durch eine andere, engere Schlucht ging es immer bergab. Diese Strecke war sicher weniger beschwerlich als die erste, gleichwohl musste man auf seine Schritte achten, bestand doch erhebliche Unfallgefahr, und Emerson gab ein so rasches Tempo vor, dass jede Unterhaltung unmöglich war. Allerdings hinderte mich dies alles nicht daran, meinen Überlegungen nachzuhängen.
    Für meine Ratio stand zweifelsfrei fest, dass das unselige Individuum, dessen sterbliche Überreste Ramses entdeckt hatte, ermordet worden war. War es Zufall, dass Jamil noch in der Gegend weilte, außer sich vor Zorn über die Männer, die ihm, wie er behauptete, seinen Anteil unterschlagen hatten? Wenn ich an den gelangweilten, unsicheren Jugendlichen zurückdachte, den ich gekannt hatte, fiel es mir schwer zu glauben, dass Jamil ein Mörder sei. Nun, irgendjemand hatte Schuld auf sich geladen, und es oblag uns, entsprechend zu reagieren.
    Ich hatte die letzte Anhöhe bewältigt, und vor mir lag die thebanische Ebene, die sich von der Wüste bis hin zu den fruchtbaren Ufern des Nils erstreckt. Ich bat Emerson anzuhalten, während wir durstig unsere letzten Wasservorräte leerten. Er gönnte uns jedoch keine Rast oder Zeit zu einem Gedankenaustausch.
    »Wenn wir noch vor Einbruch der Dunkelheit zu Hause sein wollen, gehen wir am besten weiter«, riet er.
    Ich betupfte mein verschwitztes Gesicht mit meinem Taschentuch. »Uns bleiben noch etliche Stunden Tageslicht. Wo sind wir hier eigentlich?«
    »Eine Meile oder so von Medinet Habu entfernt.« Er gestikulierte wie wild. »Ich dachte, wir könnten die Strecke über Deir el-Medina nehmen, uns einen kurzen Überblick verschaffen und sehen …«
    »Aber nicht heute, Emerson.« Ich kannte Emersons »kurzen Überblick« und »eine Meile oder so«. Ich fuhr etwas schärfer fort: »Warum haben wir diesen Pfad nicht auf dem Hinweg genommen? Wir hätten die Pferde mitbringen können – bis Medinet Habu zumindest.«
    »Das andere ging schneller.« Emerson rieb sich sein Kinn und maß mich betreten. »Du bist doch nicht etwa müde, oder?«
    »Gütiger Himmel, nein«, erwiderte ich mit einem hohlen Lachen.
    In diesem Punkt muss ich Emerson Recht geben: Seine Meile oder so war in der Tat kaum mehr als eine Meile. Der Pfad verbreiterte sich schon bald zu einer relativ verkehrsreichen Straße, und kurz darauf gewahrte ich die gigantischen Pylone des Tempels von Ramses III. Als wir den Eingang passierten, tauchte ein Mann auf. Er stutzte kurz, dann kam er auf uns zu.
    »Warte, Emerson. Da ist Cyrus.«
    Emerson hatte ihn natürlich gesehen und fühlte sich selber ertappt. Sobald Cyrus zu uns strebte, tönte Emerson: »Immer noch hier? Ich dachte, Sie wollten gegen Mittag aufhören. Ich bewundere Ihren Ehrgeiz. Ich – äh – «
    »Ich habe mir Ihre kleine Lektion zu Herzen genommen«, erwiderte Cyrus in seinem stets sanften, leicht gedehnten Tonfall, doch seine Miene war weder sanft noch erfreut. »Heiliges Kanonenrohr, Emerson, wo waren Sie denn? Bestimmt nicht in Deir el-Medina, wo Sie

Weitere Kostenlose Bücher