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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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hält Emerson absolut nichts. Auf meine Bitte hin versuchte er, seine ketzerischen Ansichten im Beisein von Sennia für sich zu behalten, doch wenn sie aus der Schule heimgekommen wäre und uns aus der Bibel zitiert hätte, wäre Emerson früher oder später an die Decke gegangen.
    Jetzt gab es einen weiteren Beweggrund, sie mehr ans Haus zu binden. Jamils Drohung hatte sich gegen Ramses gerichtet; aber wer konnte schon ahnen, welche Formen sein böser Wille annehmen würde?
    Also unterbrach ich Miss Sennia mitten in einem langen Monolog mit der Ankündigung, dass ihr Unterricht am kommenden Tag beginnen werde. Sie musterte mich verärgert und schüttelte ihre schwarzen Locken. »Aber, Tante Amelia, ich hab sooo viel zu tun!«
    »Du hast dich eben noch beschwert, dass du nicht genug zu tun hast«, versetzte ich. »Ich habe alles in die Wege geleitet. Mrs Vandergelt erklärt sich freundlicherweise bereit, dich in den Hauptfächern zu unterrichten – Geschichte (englische Geschichte, versteht sich), englische Grammatik und Aufsatz, Mathematik und Botanik.«
    »Pflanzen und so?« Sennias hübscher kleiner Mund verzog sich zu einer gelungenen Imitation von Emersons Grimassen. »Ich will nichts über langweilige Pflanzen lernen, Tante Amelia, ich möchte etwas über Tiere und Mumien und Knochen erfahren.«
    »Biologie«, sagte ich. »Hmmm, das wird warten müssen. Mrs Vandergelt diskutiert nicht gern über Mumien und Knochen.«
    »Was ist mit Tante Nefret? Sie weiß alles darüber.« Sie bedachte Nefret mit einem schmachtenden Augenaufschlag, und diese schmunzelte über die offenkundige Schmeichelei.
    »Ich weiß nicht, wie gut ich mich zur Lehrerin eigne, Sennia, aber ich könnte es versuchen. Zwei oder drei Stunden pro Woche vielleicht.«
    »Und wann bekomme ich meinen Hieroglyphenunterricht bei Ramses?«, lautete die nächste Frage. Das kleine Biest hatte den gesamten Stundenplan schon ausgearbeitet und wusste genau, wie sie ihr Ziel erreichte. Emerson ging widerstandslos darauf ein, sie in altägyptischer Geschichte zu unterweisen, und nachdem das Wesentliche zu ihrer Zufriedenheit geregelt war, erklärte sich Sennia gnädigerweise bereit, dreimal in der Woche zu Katherine zu gehen – für die weniger wichtigen Fächer. Dann machte sie sich über den Plätzchenteller her.

    Jumana tauchte nicht wieder auf. Nachdem Fatima das Abendessen angekündigt hatte, ging ich auf die Suche nach dem Mädchen. Ich fand sie in ihrem Zimmer, ihren schwarz glänzenden Schopf über ein Buch gebeugt.
    »Schön, dass du dich deinem Studium widmest«, lobte ich sie, denn bei besagtem Buch handelte es sich um den vierten Band von Emersons Ägyptischer Geschichte.
    »Trotzdem darfst du nicht unpünktlich sein bei den Mahlzeiten. In wenigen Minuten wird das Essen serviert.«
    Lange Wimpern überschatteten ihre Augen. »Wenn es dir recht ist, würde ich lieber mit Fatima und den anderen essen.«
    »Von mir aus«, sagte ich freundlich, aber bestimmt. »Du bist ein Mitglied unseres archäologischen Stabs. Möchtest du diese Position aufgeben?«
    »Nein. Es ist ein Privileg, eine Ehre, mit Ramses und dem Vater der Flüche zusammenzuarbeiten … und mit dir«, fügte sie hastig hinzu.
    »Dann komm.«
    »Ja, Sitt Hakim. Ich komme sofort.«
    Selbstverständlich redeten wir während des Essens nicht über den Leichenfund – dies ist kein erbauliches Thema bei Tisch, und Jumanas Verhalten bestärkte mich in meinen ihr gegenüber gehegten Zweifeln. Sie redete nur, wenn sie gefragt wurde, und sie hielt den Blick auf ihren Teller gesenkt. Selbst wenn sie unser Gespräch nicht belauscht hatte – was keineswegs ausgeschlossen war –, wäre sie zu intelligent gewesen, die Verflechtungen zu ignorieren, die sich aus unserer Entdeckung ergaben. Jamil hatte mehr oder weniger zugegeben, dass er an der Plünderung des Prinzessinnengrabes beteiligt gewesen war, und er hatte die anderen des Betruges beschuldigt. Ich beschloss, sie rundheraus zu fragen, ob sie und Jamil ein weiteres Treffen geplant hätten, entschied dann aber zu warten und ihr die Gelegenheit zu einem Geständnis zu geben. Natürlich immer vorausgesetzt, dass sie etwas zu gestehen hatte.
    Und, mit etwas Glück, würde Jamil irgendetwas tun, was ihr die Augen öffnete – ein weiterer Mord vielleicht oder ein Anschlag auf einen von uns.
    Die Kinder verabschiedeten sich gleich nach dem Essen, und ich erklärte, ich wolle sie begleiten, da noch ein paar Dinge mit dem neuen Haus zu klären seien,

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