Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin
die ich gern mit ihnen besprechen würde.
»Ihr habt noch nicht die Zeit gefunden zu überlegen oder zu entscheiden, ob ihr weiteres Mobiliar braucht«, stellte ich fest. »Und wie ich Emerson kenne, wird er euch auch keine ruhige Minute gönnen. Wenn ich irgendwie helfen kann –«
»Das ist sehr nett von dir, Mutter«, sagte Nefret. Ramses sagte: »Danke, Mutter.«
Wir inspizierten Zimmer für Zimmer. Ich machte mir eine Menge Notizen und den beiden einige wenige Vorschläge. Ich hatte nicht erwartet, dass Ramses eine große Hilfe wäre, und meine Einschätzung bestätigte sich. »Also dann«, sagte ich nach einem Blick auf meine Liste. »Was ist mit einer Haushaltshilfe? Fatimas Mädchen putzen zwar hier, aber es wäre ratsam, wenn ihr zwei von ihnen dauerhaft beschäftigen würdet. Wenn ihr gelegentlich ohne uns essen wollt, wäre eine Köchin –«
»Über eine Köchin zerbrechen wir uns ein anderes Mal den Kopf, oder?« Nefret spähte zu ihrem Gatten, der versonnen in eine ungewisse Ferne starrte. »Was die Hausmädchen angeht, so überlasse ich das Fatima. Eine der jungen Frauen, die hier gearbeitet hat, hat mich gestern gefragt, ob sie nicht auf Dauer hier bleiben kann; sie ist sehr fleißig, wenn auch ein bisschen scheu. Ich habe ihr zugesagt. Ihr Name ist Najia.«
»Ach ja, Mohammed Hammads Nichte. Oder ist sie seine Stieftochter? Einerlei. Das arme Mädchen ist etwas unsicher; das liegt vermutlich an dem Geburtsmal.«
»Uns stört das nicht«, meinte Nefret.
»Natürlich nicht. Was den Garten anbelangt …« Schließlich sagte Nefret: »Ich denke, das war alles, Mutter. Vermutlich werden wir nach Kairo fahren müssen, um einige Dinge zu besorgen, aber ich werde mit Abdul Hadi reden, dass er uns einige Stühle und Tische zimmert. Er ist der beste Zimmermann in Luxor.«
»Und der langsamste«, gab ich zu bedenken. Nefret lächelte. »Ich werde ihm schon Beine machen.« Ich bemerkte, dass Ramses gähnte, und verstand den Wink. Trotz meiner Einwände beharrte er darauf, mich zurückzubringen.
»Was soll mir schon passieren, auf dem kurzen Stück?«, erklärte ich.
»Man kann nie wissen, du hast keinen Schirm dabei«, erwiderte Ramses.
Beim Frühstück am nächsten Morgen zog ich Gargery ins Vertrauen, während Sennia sich auf den Aufbruch vorbereitete. Er und Fatima servierten uns abwechselnd die Mahlzeiten; dies war ein von mir vorgeschlagener Kompromiss, um ihre ständigen Streitereien zu beenden, wer die älteren Rechte habe. An besagtem Morgen war er an der Reihe, und er verfolgte meinen wohl durchdachten Bericht mit solcher Spannung, dass ich ihn mehrfach darauf hinweisen musste, das Servieren nicht zu vergessen. Dann richtete er sich zu seiner vollen Länge auf – schätzungsweise ein Meter sechzig – und nahm Haltung an. Seine Erscheinung war alles andere als beeindruckend: Er war hager, sein Gesicht faltig, und er kämmte sich sein Haar in die Stirn, in dem wenig überzeugenden Versuch, eine beginnende Glatze zu kaschieren. Er sah aus wie ein Butler, was er ja auch war, gleichzeitig besaß er eine Reihe von Attributen, wie sie in diesem Berufsstand nur selten anzutreffen sind. Augenblicklich war er ein sehr zufriedener Butler. Wie er mir gegenüber schon einmal bemerkt hatte: »Wenn Mord im Spiel ist, Madam, kann uns das nur recht sein.«
»Ich verlasse mich darauf, Gargery, dass Sie gut auf Miss Sennia aufpassen, wenn Sie sie zum Unterricht von Mrs Vandergelt aufs Schloss bringen. Ich wage zu bezweifeln, dass Anlass zur Besorgnis besteht, trotzdem sollte man jedes Risiko vermeiden.«
»Ganz meine Meinung, Madam«, erwiderte Gargery, steif wie ein Zinnsoldat und breit grinsend.
»Schön, dass Sie das sagen, Gargery. Wo zum Teufel steckt das Mädchen überhaupt? Gargery, bitte gehen Sie und … Ah, da bist du ja, Jumana. Setz dich und iss rasch noch etwas.«
Wir wollten Daoud und Selim in Gurneh treffen und von dort aus zum Friedhof der Affen aufbrechen, ausgestattet mit der erforderlichen Ausrüstung für die makabre Aufgabe, die noch vor uns lag. Da keiner darauf versessen war, die grässliche Last weiter zu tragen als unbedingt nötig, hatten wir uns für den längeren Weg entschieden, entlang der Straße, wo ein Eselkarren den Toten weitertransportieren könnte.
Der Karren stand schon bereit, als wir Selims Haus erreichten; er erwartete uns gemeinsam mit Daoud und Hassan, ein weiterer Arbeiter von uns. Ich sah ihren Gesichtern an, dass man sie vor der anstehenden Aufgabe gewarnt
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