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Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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nicht einmal bei der Sache bleiben? Tante Amelia hat eine wichtige Frage gestellt.
    Merasen – wer oder was bedroht Tarek?«
    »Eine sonderbare Krankheit. Keiner unserer Priester vermag sie zu heilen. Sie kommt und geht und mit jedem Anfall wird der Kranke schwächer. Tarek war bereits zweimal davon befallen. Er ist ein zäher Bursche, den so leicht nichts umwirft, aber jetzt ist das Kind auch noch erkrankt. Er ist Tareks Erbe, sein einziger Sohn. Deshalb schickt mein König nach euch.«
    »Gute Güte«, hauchte Nefret. »Der kleine Junge kann höchstens zehn Jahre alt sein. Natürlich müssen wir zu ihm.«
    »Erst möchte ich noch mehr erfahren«, versetzte Ramses schroff. »Wann habt Ihr den Heiligen Berg verlassen?
    Ihr seid doch bestimmt nicht in der größten Sommerhitze durch die Wüste geritten, oder?«
    Ich begriff, worauf er hinauswollte. Die Reise hatte Wochen, vermutlich sogar Monate gedauert. Womöglich war es bereits zu spät für Tarek und seinen Sohn. Nefret realisierte dies ebenfalls und wurde blass. »Was macht das schon groß aus?«, warf sie hitzig ein. »Es besteht immer noch die Chance, dass wir früh genug bei ihm eintreffen –«
    »Das streite ich ja gar nicht ab«, fuhr unser Sohn ihr eisig ins Wort. »Trotzdem müssen wir über sämtliche Eventualitäten informiert sein, bevor wir zu einer Entscheidung kommen. Erzählt uns von Eurer Reise, Merasen.«
    Es war eine mitreißende Schilderung, zumal der junge Mann ungemein eloquent zu berichten wusste. Er hatte den Heiligen Berg in der Jahreszeit Peret – Winter – verlassen – mit lediglich sechs Begleitern. Es war ein kleiner Trupp, der sich den Gefahren der Wüste stellen musste, aber mehr Leute hätten sie nicht entbehren können. Immerhin seien sie heimlich aufgebrochen, da ihnen laut den ehernen Gesetzen des Heiligen Berges die Todesstrafe drohte, sollten sie Kontakt mit der Außenwelt aufnehmen. Die anderen waren Mitglieder der königlichen Leibwache gewesen, kraftstrotzende Krieger, bewaffnet mit Schwert und Bogen. Nach einigen Tagen stießen sie auf eine Karawane – dreißig Männer auf Kamelen, die ihre gefesselten Gefangenen durch die Wüste trieben.
    Die Sklaverei war offiziell verboten und der Handel wurde schwer bestraft – dank der Engländer, dies sei an dieser Stelle gesagt! Trotzdem durchquerten solche Karawanen weiterhin die Wüste mit ihrer bedauernswerten menschlichen Fracht, bestimmt für die Sklavenmärkte in Khartum und Wadi Halfa und die ägyptischen Oasen. Die Schurken wussten genau, dass sie im Falle einer Entdeckung harte Strafen erwarteten. Demzufolge hatten sie unvermittelt das Feuer auf die kleine Reisegruppe eröffnet.
    »Die anderen wurden getötet«, sagte der Junge leise, »mich wollten sie lebend.«
    Das kann ich mir vorstellen, dachte ich beklommen. Die meisten Sklaven waren Frauen und Kinder und Jugendliche beiderlei Geschlechts. Er war ein hübscher, gut gebauter Junge. Die älteren Männer waren dagegen relativ wertlos und zudem ein Sicherheitsrisiko für ihre Häscher.
    Merasen hatte sie eines Besseren belehrt.
    Als sie seine Satteltaschen durchwühlten, fanden sie die goldenen Ringe, die Tarek ihm für die Bezahlung der Überfahrt nach England mitgegeben hatte. Sie peitschten ihn aus, um ihm die Herkunft abzupressen. Geschunden und verängstigt besaß er immer noch die Geistesgegenwart, ihnen eine überzeugende Lüge aufzutischen. Er und seine Begleiter seien Schatzjäger und Grabräuber. Sie hätten diesen Schmuck weiter südlich in einer verfallenen Ruine entdeckt und komplett mitgenommen. Darauf ließen die Sklavenhändler von ihm ab, aus Angst um sein hübsches Gesicht, das auf dem Markt einen hohen Preis erzielen würde. Stattdessen musste sich eine der Frauen um seine Wunden kümmern. Er jammerte und lamentierte, ließ sich Zeit mit der Genesung, bis er um seine Umgebung und ihren Zielort wusste, was eine Flucht erleichterte. Die Frau, die ein paar Brocken Englisch beherrschte, brachte ihm Arabisch bei und erzählte ihm von den englischen Soldaten, die hart gegen die Sklavenhändler vorgingen, und von der Stadt am großen Fluss, wo diese Männer stationiert waren. Irgendwann überredete Merasen sie, ihm zur Flucht zu verhelfen. Er versprach ihr, die Soldaten aufzuspüren, mit ihnen ins Lager zurückzukehren und sie und die anderen zu befreien. Sie berichtete ihm alles, was sie über die Gegend auskundschaften konnte; und in einer dunklen Neumondnacht, als sie nur noch eine knappe Tagesreise

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