Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels

Titel: Amelia Peabody 16: Wächter des Himmels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
um nachzugeben. Das Einlenken überließ er – wie nicht anders zu erwarten – mir.
    »Das mag ja sein, Emerson, aber was soll’s? Willst du lieber den ganzen Winter über hier in Kent sitzen und dich in irgendeinem Schmollwinkel verkriechen? Was ist mit uns anderen? Gut, David bliebe vermutlich ohnehin lieber in England bei seiner Verlobten, aber du kannst Ramses – ganz zu schweigen von mir und Nefret – unmöglich zu Lethargie und Untätigkeit verdonnern!«
    Ramses stellte seine Tasse ab und räusperte sich. »Ähm – Entschuldigung –«
    Emerson winkte überheblich ab. Ein gönnerhaftes Lächeln umspielte seine wohlgeformten Lippen. »Sag jetzt nichts, mein Junge. Deine Mutter hat ja Recht, wenn sie mich darauf hinweist, dass ich euch gegenüber Verpflichtungen habe, denen ich meine Prinzipien opfern muss. Was würdest du denn für diese Saison vorschlagen, Ramses? Amarna? Beni Hassan? Ich überlasse dir die Wahl.«
    Selbstzufrieden kramte mein Gemahl seine Pfeife hervor – immerhin hatte ich ihm elegant aus der Patsche geholfen. Noch bevor Ramses antworten konnte, warf ich ein: »Ich glaube, die Deutschen haben sich um Amarna beworben. Warum kehren wir nicht nach Theben zurück, wo wir ein schönes Haus haben und viele Freunde?«
    »Weil ich mir geschworen habe, dort nie wieder zu arbeiten!« Etwas gemäßigter setzte Emerson hinzu: »Wenn du aber gern dorthin möchtest, Ramses … du weißt, deine Meinung bedeutet mir sehr viel.«
    »Danke, Sir.« Ramses senkte die Lider.
    Nefret hatte einige der jungen Kätzchen ins Zimmer gelassen. Genau wie Horus stammten sie von einem Paar ägyptischer Katzen ab, das wir vor Jahren mit nach England gebracht hatten. Einer von Horus’ positiven Zügen war, dass er sich das Herumtollen der Kleinen widerstandslos gefallen ließ; und als eines der Katzenjungen das Sahnekännchen umstieß, war er der Erste, der sich über die Pfütze hermachte. Emerson, ein begeisterter Anhänger dieser Spezies (Horus einmal ausgenommen), fand das ungemein lustig. Er wischte gerade einem der Kätzchen die sahneverklebte Schwanzspitze mit seiner Serviette sauber, als Gargery mit einem handgeschriebenen Kärtchen hereinplatzte.
    »Ist es denn die Möglichkeit!«, entfuhr es mir. »Die Carringtons laden uns zum Abendessen ein. Aber jetzt – diese Dreistigkeit … Wenn es uns nichts ausmacht, wären sie auch gern bereit, zu uns zu kommen. Ha!«
    Emerson grummelte irgendetwas in seinen nicht vorhandenen Bart und Ramses hob vielmeinend die Brauen. David, der vermutlich gar nicht zugehört hatte, hüllte sich in Schweigen. Nefret war die Einzige, die spontan reagierte.
    »Die Carringtons? Das ist ja komisch. Von denen haben wir doch seit Jahren nichts mehr gehört.«
    »Nicht mehr, seit Ramses im frühkindlichen Eifer Lady Carrington einen vergammelten Knochen aus dem Komposthaufen schenken wollte«, bekräftigte ich. »Ich habe den strengen Verdacht, dass wir ihre Nichte kennen lernen sollen, die bei ihnen zu Besuch ist.«
    Nefret entfuhr ein glockenhelles Lachen. »Das ist es! Ramses, erinnerst du dich noch an das Mädchen? Sie war auf dem Empfang letzte Woche.«
    »Der Empfang, zu dem du mich unbedingt mitschleifen musstest«, knirschte Ramses. Seine dichten, dunklen Brauen zogen sich alarmierend zusammen. »Ich kann nicht behaupten, dass die junge Dame einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen hat.«
    »Du aber offenbar bei ihr«, murmelte Nefret.
    »Red keinen Quatsch«, konterte Ramses.
    Nefret zwinkerte mir zu und grinste verschwörerisch, worauf ich meinen Sohn nachdenklich musterte. Den dunkelgelockten Schopf dicht über das Kätzchen auf seinem Schoß gebeugt, waren seine hohen Wangenknochen eine Spur dunkler als sonst. Schon wieder eine hartnäckige Verehrerin, dachte ich bei mir. Kein Wunder, denn er sah ansprechend aus und hatte gute Manieren (dank meiner Wenigkeit).
    »Du erinnerst dich bestimmt noch an sie«, bohrte Nefret. »Dunkelhaarig, drall, hat dich dauernd angeschmachtet. Ich musste dich regelrecht loseisen, denn sie hatte dich richtig im Klammergriff–«
    »Ich darf mich entschuldigen, Mutter?« Ramses wartete die Antwort gar nicht erst ab, sondern sprang auf und verließ, das Kätzchen auf dem Arm, blitzartig den Raum. David folgte ihm stirnrunzelnd.
    »Zieh ihn doch nicht ständig auf«, schimpfte ich. »Er ermutigt die Mädchen doch nicht etwa … oder?«
    »Diese hier jedenfalls nicht«, platzte Nefret kichernd heraus. »Es war lustig, Tante Amelia. Sie hielt

Weitere Kostenlose Bücher