Amelia Peabody 17: Die Schlangenkrone
ein Armband mit Smaragden und Diamanten, ein geschmackloser Klunker von Diamantbrosche und eine Perlenkette befanden sich in dem Kästchen, das ich Mr. Salt mit der Bitte übergab, es im Hotelsafe einzuschließen.
»Bitte informieren Sie Ihre Angestellten, daß niemand den Raum betreten darf, bis die Polizei hiergewesen ist«, wies ich ihn an.
»Was nützt das, wenn die schon nach Gutdünken hier ein- und ausgegangen sind? Wer hat denn alles Schlüssel zu diesem Zimmer?« erkundigte sich Sethos mit hochgezogenen Brauen.
»Grundgütiger«, murmelte Mr. Salt betroffen. »Schlüssel? Oh. Lassen Sie mich nachdenken. Das Zimmermädchen, der Wäschemann, der diensthabende Sufragi, mein Assistent …«
»Mag sein, daß die Tür auch gar nicht verschlossen war«, gab Emerson zu bedenken. »Tja, aber das ist jetzt auch nicht mehr zu ändern. Sollen wir die Pethericks nicht über den Stand der Dinge aufklären?«
»Die beiden sind heute morgen schon sehr früh aufgebrochen«, meinte Mr. Salt.
»Wohin?« wollte Emerson wissen.
»Sie baten mich, ihnen einen verläßlichen Dragomanen zu empfehlen, also nehme ich an, daß sie sich die Gegend anschauen wollen. Ich spioniere meinen Gästen nicht nach, Professor.«
»Das ist auch Aufgabe der Polizei«, stimmte Emerson ihm zu. Er klopfte dem Direktor aufmunternd auf die Schulter, der daraufhin etwas ins Schwanken geriet. »Kopf hoch, Salt. In ein paar Tagen ist alles vergessen.«
Aus Manuskript H
Emerson nahm seine alten Gepflogenheiten wieder auf. Er schickte alle ins Tal der Könige, wo sie an der weiteren Grabfreilegung arbeiten, umfassende Aufzeichnungen und Fotos machen sollten. Er selbst fuhr nach Luxor, begleitet von seiner Gattin, die dagegen nichts einzuwenden hatte. Einmal übermannt von ihrer detektivischen Intuition, mochte sie sich ohnehin auf nichts anderes konzentrieren.
In der engen, staubigen Grabkammer konnten sowieso nur wenige Leute arbeiten. Der Boden war mit einer Schicht hartgebackenem Lehm bedeckt, die behutsam mit Zahnstochern abgetragen wurde – mit bislang dürftigem Ergebnis: Scherben von Tongefäßen und Steinkrügen, Spuren von Blattgold und einige Siegel. Ramses, der eines inspizierte, seufzte: »Unleserlich. Man kann kaum etwas erkennen.«
»Hast du eine Ahnung, wo das Siegel herkommen könnte?« erkundigte sich David.
»Schwer zu sagen. Der Eingang wurde verschlossen und die Nekropolensiegel außen an den Steinen angebracht, allerdings ist das Grab nach der Bestattung noch wenigstens einmal betreten worden. Davis’ Mannschaft hat die eingesetzten Verschlußquader zertrümmert und dabei offenbar auch die Siegel zerstört.«
»Ob der Professor wohl ein Foto will?« David betrachtete das nichtssagende Fragment.
»Will er doch immer. Hier, nimm alles mit nach oben.« Behutsam legte Ramses das Siegel mit anderen Objekten auf ein Tablett.
Kurze Zeit später kam Hassan nach unten. »Draußen sind viele, viele Touristen«, verkündete er. »Zwei von ihnen möchten dich sprechen.«
»Schick sie in die Wüste«, grinste Ramses und erhob sich steif.
»Sie behaupten, der Sohn und die Tochter von der verstorbenen Dame zu sein.«
»Die jungen Pethericks?«
Nefret, die sorgfältig den brettharten Lehm abkratzte, hob den Kopf.
»Besser, du redest mit ihnen, Ramses.«
»Na schön. Im übrigen können wir erst mal mit der Arbeit aufhören, Hassan. Irgendwas gefunden, Nefret?«
Sie hielt ihm ihre schmutzverkrustete, verschrammte Handfläche hin, auf der einige winzige Goldperlen lagen. »Nicht viel, aber immerhin.«
Lachend half Ramses ihr nach oben. Die Kameras der Touristen klickten, sobald sie ans Tageslicht gelangten. »Einer der frustrierendsten Aspekte dieser Tätigkeit ist, daß ich als schmutzige ramponierte Vogelscheuche weltweit irgendwelche Fotoalben zieren werde«, meinte Nefret resigniert. »Und trotzdem ist deins das schönste Foto im ganzen Album«, erwiderte ihr Gatte galant. »Mensch, Hassan, scheuch diese Spinner schleunigst vom Rand weg.«
Nachdem er gemeinsam mit Hassan die Leiter entfernt hatte, gesellte sich Ramses zu Nefret, die bereits mit Adrian und Harriet plauderte. »Tut mir leid, daß wir bei Besuchern so konsequent bleiben müssen«, sagte sie gerade. »Aber es kommen eben nicht nur Touristen; manche Dorfbewohner sind fest davon überzeugt, daß wir hier nach Gold suchen.«
»Haben Sie denn irgend etwas entdeckt?« erkundigte sich Adrian interessiert. Man hätte fast meinen können, daß ihm gesundheitlich nichts
Weitere Kostenlose Bücher