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Amelia Peabody 18: Das Königsgrab

Titel: Amelia Peabody 18: Das Königsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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waren noch nicht eingetroffen. Wir belegten einen Tisch auf der Terrasse und warteten. Luxor war bereits festlich geschmückt, da die Hotels sich auf die Gewohnheiten der ausländischen Gäste einstellten und die koptischen Händler die Idee aufgegriffen hatten und Weihnachten mit Krippen, Kerzenlicht und scheußlichschönen Heiligenstatuen feierten.
    Ich gestehe, ich genieße es, heimlich Menschen zu beobachten. Ein Paar stand unten auf der Eingangstreppe zum Hotel, sie in einem modischen Flanellkostüm, er im teuren Maßanzug, beide hochrot im Gesicht und vermutlich im Streit. Stand es mit ihrer Ehe nicht zum Besten oder waren sie lediglich gereizt von einem langen, heißen Wüstentag? Ein hochgewachsener bärtiger Ägypter in eleganter Robe mit grünem Turban plauderte lachend mit einer schwarz gewandeten Frau und einem kleinen Kind, das hinter ihnen hertrottete. Pferdefuhrwerke rollten gemächlich vorbei. Wir hatten den Droschkenkutschern ins Gewissen geredet, dass sie auf die Peitsche verzichteten, auch wenn einige Passanten es gern etwas zügiger gehabt hätten.
    Nach einer Weile entschuldigte ich mich und glitt in das Hotelinnere. Als ich mich am Empfang nach Miss Minton erkundigte, sagte der Portier, sie sei schon früh am Morgen aufgebrochen und noch nicht zurückgekehrt. Nein, ein Ziel habe sie nicht genannt.
    »Möchten Sie der Dame eine Nachricht hinterlassen, Mrs Emerson?«, erkundigte er sich höflich.
    »Danke, nein.« Ich drückte dem Angestellten ein beachtliches Bakschisch in die Hand. »Bitte informieren Sie mich doch, wenn sie zurückkehrt. Und – ähm – die Dame braucht das nicht zu wissen.«
    Inzwischen hatten sich die anderen auf der Terrasse eingefunden. Nach einigem Stühle- und Tischerücken bestellten wir den Nachmittagstee. Dann redeten alle auf einmal, wobei sie versteckte Hinweise auf ihre Einkäufe gaben. Sogar Gargery hatte ein paar Päckchen erstanden, gut verpackt in Zeitungspapier. Er war in Bestform und beteuerte, er hätte mindestens einen potenziellen Entführer abgewehrt. Emerson schnitt ihm kurzerhand das Wort ab und fragte Carla rundheraus, was sie denn für ihn gekauft habe.
    Ich saß neben Sethos. »Das mit dem potenziellen Entführer war gewiss reine Einbildung?«, zischelte ich ihm zu.
    »Ein abgerissener alter Hausierer wollte Sennia gefälschte Uschebtis verkaufen. Gargery wäre ihm an die Gurgel gegangen, wenn ich nicht eingegriffen hätte.« Er rührte Zucker in seinen Tee. »Ist sie wieder da?«
    Er hatte gesehen, wie ich mich davongestohlen hatte, und auf das Naheliegende getippt. »Nein«, erwiderte ich. »Sie war nicht im Tal, wenigstens nicht, solange wir dort waren.«
    »Das weiß ich bereits.«
    »Hast du eine Vorstellung, wo sie sein könnte?«
    »Ich? Woher denn!?«
    David John zupfte mich am Ärmel. »Carla will mir nicht verraten, was sie für mich gekauft hat, Omi.«
    »Weihnachten ist die schöne Zeit der kleinen Geheimnisse«, erklärte ich.

    In den nächsten Tagen genossen wir die vorweihnachtliche Stimmung. Abdullah hatte Recht: Was kümmerten uns profane Ablenkungen wie Pharaonengräber und kriminelle Energien? Irgendwann würden sie ihren Platz in der endlosen Liste von Abenteuern finden, die wir mit Bravour überstanden hatten. Wir hatten wahrhaftig allen Grund, von Herzen dankbar zu sein.
    Als ich meine Empfindungen gegenüber Emerson anklingen ließ, sagte der nur: »Bitte, wiederhol dich nicht laufend, Peabody. Ich kann diesen gequirlten Unsinn nur wohldosiert verkraften.«
    Da Weihnachtsbäume in Ägypten schwer zu bekommen waren (um genau zu sein: gar nicht), begnügten wir uns mit einer Tamariske, deren dünne Zweige wir opulent schmückten. Die Kinder halfen uns eifrig dabei und probierten nachher im wahrsten Sinne des Wortes, den Baum anzustecken.
    »Es ist eine wirklich aufregende Zeit«, seufzte Ramses, nachdem er in letzter Minute einen Großbrand vereitelt hatte. Von nun an war es Carla strikt untersagt, unbeaufsichtigt Kerzen anzuzünden.
    »Das gilt auch für dich«, sagte ich mit einem gestrengen Blick zu David John.
    »Aber Großmama, ich hab doch gar nichts gemacht.«
    »Der Vorschlag stammte aber doch wohl von dir, oder?«
    David John schwindelte nie. Genau wie sein Vater griff er dann vorzugsweise zu eloquenten Ausflüchten. In diesem Fall erlaubte die direkte Frage aber nur eine ehrliche Antwort. Die blauen Augen vor Verblüffung geweitet, nickte er. »Ja, Großmama.«
    »Dann hast du ihr also auch die Streichhölzer

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