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Amelia Peabody 18: Das Königsgrab

Titel: Amelia Peabody 18: Das Königsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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spielte er mit ihren Locken, drehte spielerisch eine um seinen Finger.
    »Ich muss mich ein bisschen aufheitern. Und Mutter vermutlich auch.«
    »Da habt ihr Frauen mehr Glück als wir. So leicht schaffen wir das nicht.«
    »Ihr seid selbst schuld, dass Herrenmode so langweilig ist. Geh und sag David, dass es gleich Abendessen gibt, ja? Er brütet schon seit Stunden in seinem Zimmer vor sich hin.«
    Auf sein Klopfen erhielt Ramses keine Antwort. Nach einem zweiten, lauteren Klopfen öffnete er die Tür. Drinnen war niemand. Ein Zeichenblock lag aufgeklappt auf dem Schreibtisch; David hatte mit einer Skizze der bemalten Truhe begonnen. Obwohl sie noch nicht fertig war, trug sie Davids unnachahmliche Handschrift.
    Während Ramses sie bewunderte, kam ein Diener mit einem Stapel frischer Handtücher ins Zimmer.
    »Wo ist Mr David?«, wollte Ramses wissen.
    »Keine Ahnung. Er bat mich, dir das hier zu geben«, sagte er und reichte ihm ein gefaltetes Stück Papier.
    Ramses las die kurze Mitteilung und fluchte leise. »Wann hat er das Haus verlassen?«
    »Gerade eben, Bruder der Dämonen.«
    Ramses lief zurück in sein Zimmer.
    »Was –«, hob Nefret mit großen Augen an.
    »Lies das mal.« Er gab ihr die Notiz.
    Sie las laut vor. »Bin spazieren gegangen. Bleibe nicht lang weg. Macht euch keine Sorgen. – Was heißt das, wir sollen uns keine Sorgen machen? Es passt nicht zu David, dass er auf eigene Faust loszieht.«
    »Nein, ich gehe ihm nach.« Er schnallte sich den Gürtel mit dem Messer um.
    »Aber nicht allein!« Nefret sprang auf und lief zu ihm.
    »Ich muss sofort los. Immerhin hat er schon einige Minuten Vorsprung.«
    »Ich komme mit.«
    »Nein.« Er fasste sie bei den Schultern. »Diesmal nicht, mein Schatz. Ich will ihn doch nur suchen und ihm ins Gewissen reden, dass er nicht allein draußen im Dunkeln herumlaufen soll. Im Augenblick ist das viel zu gefährlich.«
    Bevor sie reagieren konnte, war er über den Sims und aus dem Fenster. Er erhaschte noch einen Blick auf ihr besorgtes Gesicht und die entgeistert geöffneten Lippen, ehe er um die Hausecke spurtete.
    Ramses steuerte in den Stall, wo er Jamad schlafend vorfand und alle Pferde in ihren Boxen. Demnach war David zu Fuß unterwegs. Und er hatte mindestens fünf Minuten Vorsprung. Falls sein Freund nach Kurna oder zu den westlichen Klippen wollte, würde er ihn ohnehin nicht mehr erwischen. Wenn er allerdings zum Flussufer gegangen war, um nach Luxor überzusetzen, hätte er noch die Chance, ihn einzuholen. Ohne lange nachzudenken, rannte er die Straße hinunter.
    Er hatte mehrere plausible Erklärungen für Davids Verhalten parat. Gut möglich, dass er einfach ungestört sein wollte; die Familie konnte gelegentlich ganz schön anstrengend sein.
    Seine scharfsichtigen Augen nahmen ein Stück weiter vor ihm auf der Straße eine Gestalt wahr. Er brauchte das Gesicht nicht zu sehen, um zu wissen, dass es David war. Wegen einer Kriegsverletzung hinkte sein Freund, wenn er schnell lief.
    So viel zu den plausiblen Erklärungen. David hatte sicher einen triftigen Grund für seinen Alleingang, weshalb Ramses beschloss, ihn nicht aufzuhalten. Hauptsache, er behielt ihn im Blick. Ganz egal, welche Motive seinen Freund dazu bewogen, nachts allein durch die Straßen von Luxor zu streifen – dergleichen schrie nach Ärger.
    Ramses verlangsamte sein Tempo und überlegte, was er tun sollte. Bislang hatte David ihn noch nicht bemerkt, wenn er ihm aber mit dem Boot folgte, wäre er so unauffällig wie eine Kamelkarawane. Um diese Uhrzeit herrschte kaum noch Fährverkehr auf dem Fluss, da die meisten Touristen bereits in ihre Hotels zurückgekehrt waren.
    Am Ufer hinter einen Kahn geduckt, beobachtete er, wie David mit einem Bootsbesitzer verhandelte und an Bord sprang. Statt sich zu setzen, blieb er stehen und starrte die Straße hinauf. Da ihm nichts anderes einfiel, glitt Ramses notgedrungen ins Wasser. Ein paar kräftige Schwimmzüge und er klammerte sich behutsam an die Schiffsplanken.
    Keine besonders angenehme Art, den Fluss zu überqueren. Sein Kopf war die meiste Zeit unter Wasser, die nassen Sachen klebten ihm am Körper. Ab und an hörte er, wie der Fährmann fluchte. Der Bursche merkte natürlich, dass sein Boot schwergängiger war als sonst, kam aber gottlob nicht auf die Idee, dass ein blinder Passagier an seinem Kahn hing.
    Ohne das Auslegen des Landungsstegs abzuwarten, sprang David auf der anderen Seite des Nils heraus. Er watete durch die brackige

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