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Amelia Peabody 18: Das Königsgrab

Titel: Amelia Peabody 18: Das Königsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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Howard davon abzuhalten, derart unfachmännisch auf den Balken loszugehen; die Versuchung, einen Blick hinter diesen verbarrikadierten Durchlass zu werfen, war einfach zu groß.
    Ramses kam als Erster die Stufen hoch. »Und?«, rief ich.
    Er deutete auf Howard, der ihm – mit Emerson im Schlepptau – gefolgt war. »Und, Howard?«, drängte ich.
    »Was ist da unten?«
    »Gesteinsschutt.« Howard fuchtelte mit der Taschenlampe herum. »Der Raum hinter der Tür ist vom Boden bis zur Decke mit Steinen und Sand gefüllt.«
    »Aber das ist doch ein positives Zeichen«, entfuhr es mir. »Wenn der Gang dahinter – also ich meine, es ist bestimmt ein Gang – verschlossen ist, wurde das Grab die ganzen Jahre nicht angetastet!«
    »Ja, anscheinend«, sagte Howard tonlos. »Ich – um ehrlich zu sein, Mrs Emerson, die ganze Aufregung und Anspannung haben mir so zugesetzt, dass ich keinen klaren Gedanken mehr fassen kann.«
    »Es war wirklich ein turbulenter Tag für Sie«, sagte ich mitfühlend. »Was halten Sie davon, wenn Sie nach Hause gehen und sich erst einmal ausruhen, mh?«
    Emerson kommentierte dies lediglich mit einem geräusperten »Hmpf«.
    Howards eingesunkene Schultern strafften sich. »Erst wenn ich alles wieder zugeschüttet habe.«
    »Zuschütten?«
    »Es wäre sonst unfair gegenüber Lord Carnarvon. Er möchte bestimmt zugegen sein, wenn wir den Durchlass öffnen.«
    »Aber das kann eine Verzögerung von etlichen Wochen bedeuten!«, erregte ich mich. »Sind Sie denn nicht auch gespannt? Können Sie sich denn so lange in Geduld fassen?«
    »Ich muss. Aus Loyalität zu Seiner Lordschaft«, gab Howard zurück.
    Emerson kommentierte dies mit einem besonders ausdrucksstarken »Hmpf«. Wäre es seine Konzession gewesen, hätte es keinerlei Verzögerung mehr gegeben.
    Und Howard wäre die Rolle eines Subalternen zugefallen, während der Professor sich mit (möglichem) Ruhm bekleckert hätte. Mag sein, dass Howard diese Erkenntnis tröstete. Beinahe gut gelaunt wies er seine Leute an, die Treppe wieder zuzuschütten.
    »Wir verlassen Sie dann jetzt«, meinte ich. »Herzlichen Glückwunsch, Howard.«
    »Das ist vielleicht ein bisschen voreilig«, krittelte Emerson. »Zwar deuten die Nekropolen-Siegel darauf hin, dass es sich um das Grab einer bedeutenden Person handelt, aber die Treppe ist viel zu schmal für ein Königsgrab.«
    »Na und?« Ich stupste Emerson neckisch mit dem Ellbogen an. »Es ist ein Grab und es ist überdies jahrtausendelang nicht betreten worden. Stellen Sie sich das bloß mal vor, Howard, Sie haben den Grabräubern von Kurna ein Schnippchen geschlagen! Häufig sind diese Burschen nämlich die ersten, die ein noch unerforschtes Grab entdecken.«
    »So ein Mumpitz, Peabody.« Mein Mann fasste mich resolut am Arm. »Zeit für den Heimweg. Du hast die Vandergelts zum Abendessen eingeladen, schon vergessen? Da wir gerade von Grabdieben sprechen, Carter. Zwei der Ibn Simsahs waren heute Nachmittag unter den Zuschauern. Und diese Knilche machen sich natürlich auch Hoffnung auf den ganz großen Reibach.«
    »Ich hab sie auch gesehen«, erwiderte Howard leicht pikiert. »Die können von mir aus hoffen, bis sie schwarz werden. Ehe die sich durch den zugeschütteten Stollen graben, haben meine Leute sie längst geschnappt.«
    »Hmpf.« Damit war das Thema für Emerson erledigt.
    »Möchten Sie nicht auch zu uns zum Abendessen kommen, Howard, nachdem Sie hier fertig sind?«, erkundigte ich mich freundlich.
    »Nein danke, Ma’am, sehr nett von Ihnen, aber anschließend begebe ich mich umgehend in die Horizontale. Wie Sie vorhin treffend bemerkten: Es war ein turbulenter Tag.«
    Die Touristen waren in ihre Hotels zurückgekehrt und unsere Pferde die letzten im Eselpark. Emerson half mir beim Aufsitzen, und während wir langsam heimwärts ritten, merkte ich an: »Emerson, du hast heute den ganzen Tag nur herumgekrittelt.«
    »Das stimmt nicht«, erwiderte Emerson patzig. »Ich hab Carter jede Menge nützlicher Ratschläge gegeben.«
    »›Mentale Nackenschläge‹ trifft es wohl besser. Howard hat eine bemerkenswerte Entdeckung gemacht, und das Ganze lässt sich durchaus positiv an. Wieso kannst du das nicht neidlos anerkennen?«
    »Hmpf«, erklärte mein Mann zum wiederholten Male.
3. Kapitel
    Bereits am folgenden Nachmittag hatte der Inhalt des Telegramms, das Carter an Lord Carnarvon schickte, in den gut unterrichteten Kreisen von Luxor die Runde gemacht. Daoud, als einer der Bestinformierten, gab uns

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