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Amelia Peabody 18: Das Königsgrab

Titel: Amelia Peabody 18: Das Königsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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ab.
    »Was?« Emerson starrte ihn entgeistert an. »Ach so, ja. Wenn du meinst.«
    Ich wünschte, Ramses hätte sich nicht eingemischt. Mein Mann und ich hatten nämlich kurz vor einem kleinen herzerfrischenden Disput gestanden.
    Der Morgen im Westtal war gleichsam verschwendete Zeit. Weder Emerson noch Cyrus waren bei der Sache, und Letzterer der Erste, der vorschlug, die Arbeit für diesen Tag einzustellen. Als der Professor anregte, doch stattdessen Howard zu besuchen, lehnte der Amerikaner entschieden ab. Er versagte sich allerdings den bissigen Kommentar, dass es nicht Emersons Grab sei.
    »Ich fühle mich ein bisschen fehl am Platz, wenn ich da ständig anwesend bin«, erklärte er stattdessen.
    »Wieso das denn?«, fragte Emerson.
    »Nun ja, Carter hat mich nicht gebeten zu kommen.«
    »Uns auch nicht«, versetzte ich. »Das schreckt meinen Mann aber gewiss nicht ab. Kommen Sie doch heute zum Abendessen, Cyrus, dann erzählen wir Ihnen, wie es weitergegangen ist.«
    Nefret wollte den Morgen in ihrer Praxis verbringen, also schlugen nur Emerson, Ramses und ich den Weg ins Osttal ein.
    Der Professor hatte den Ehrgeiz von Howards Mannschaft unterschätzt. Als wir eintrafen, stellten wir fest, dass die Stufen schon weitestgehend vom Gesteinsschutt befreit worden waren. Howard winkte uns lediglich abwesend, bevor er sich wieder seinen Leuten widmete. An Aufhören war zu diesem Zeitpunkt kein Denken, und erst recht nicht an eine Arbeitsunterbrechung. Eine in den Stein gehauene Treppe nahm sichtbar Gestalt an. Die Sonne stand schon tief im Westen, als das Niveau der zwölften Stufe erreicht war. Genau dort stießen die Arbeiter auf einen Durchgang, der mit Felsblöcken vermauert war.
    Howard setzte sich auf den Boden und wischte sich mit dem Ärmel die Stirn, zu überwältigt, um ein Taschentuch zu nehmen. »Ich halte das nicht mehr aus. Die Anspannung ist einfach zu groß für mich.« Er stöhnte auf. »Sind die Steine noch intakt? Gibt es Siegel auf dem Verputz?«
    Das klang wie eine Einladung in Emersons Ohren, der vermutlich ohnehin nicht lange gefackelt hätte. Howard trottete hinter ihm die Stufen hinunter.
    »Ich kann nichts sehen«, jaulte er. »Es ist so dunkel. Die Mauer hier scheint intakt zu sein.«
    »Lassen Sie die Finger von den Felsquadern«, sagte Emerson knapp. »Peabody, wirf mir mal eine Kerze runter.«
    Ich reichte Ramses meine Taschenlampe. Er hatte sich höflich jeden Kommentar oder Vorschlag versagt, weil er vermutlich ahnte, dass sein Vater von beidem reichlich parat hätte. Grinsend kletterte er hinab, als er an der Reihe war. Wir anderen scharten uns um die Öffnung und warteten mit angehaltenem Atem auf einen Lagebericht.
    Dieser kam in Form eines Stöhnens von Howard. Mein Herz sank ins Bodenlose. Und dann rief Ramses von unten hoch: »Verputzte Steinquader. Mit diversen Siegeln versehen – das Siegel der Nekropole, des Schakals und der neun knieenden Gefangenen.«
    »Keine Kartusche?«, fragte ich nach unten.
    »Bis jetzt nicht. Der untere Teil der Mauer ist noch nicht freigelegt.«
    »Ich muss es wissen«, ereiferte sich Howard. »Ich muss sehen, was sich hinter dieser Tür verbirgt.«
    »Es dauert noch Stunden, bis das letzte Geröll von der Treppe geräumt ist«, bemerkte Ramses nüchtern. »Und es wird bereits dunkel.«
    »Ich muss es wissen«, wiederholte Howard. »Ich muss!«
    »Der obere Verputz ist abgeblättert«, stellte Emerson fest. Seit Ramses’ Abstieg mit meiner Taschenlampe meldete sich der Professor das erste Mal wieder zu Wort. Es fiel ihm erkennbar schwer, sich ruhig und sachlich zu äußern. »Dahinter scheint sich der Türsturz zu befinden.
    Peabody, du hast nicht zufällig einen Holzbohrer an deinem Utensiliengürtel?«
    »Leider nein, Emerson. Aber ich werde künftig einen bei mir tragen, versprochen.«
    »Grundgütiger«, seufzte Emerson. Ob das als Reaktion auf meinen Kommentar gemeint war oder ganz allgemein, vermag ich nicht zu sagen.
    Mit Ramses’ Messer und einer Ahle, die die Mannschaft hervorzauberte, wurde ein winziges Loch durch den Balken gebohrt. Das Holz war alt und morsch, aber sehr dick, weshalb das Unterfangen eine ganze Weile dauerte. Wir hier oben kamen uns vor wie Zuschauer bei einer Theaterpremiere – auf den billigen Plätzen wohlgemerkt –, da wir nichts sahen und auf die Dialoge der Akteure angewiesen waren. Die Spannung wuchs ins Unermessliche. Keiner der Beteiligten, auch nicht der Professor, wäre jetzt noch auf die Idee gekommen,

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