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Amelia Peabody 18: Das Königsgrab

Titel: Amelia Peabody 18: Das Königsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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mündlich den Inhalt wieder. »Habe endlich wunderbare Entdekkung im Tal gemacht. Ein prachtvolles Grab mit intakten Siegeln.«
    »Woher weiß er, dass es prachtvoll ist?«, grummelte Emerson nachher.
    »Weil er dort viel, viel Gold finden wird«, meinte Daoud im Brustton der Überzeugung. »Der goldene Vogel von Mr Carter ist ein sehr, sehr gutes Omen.« So wie er dachte mehr oder weniger ganz Luxor. Emerson fand dennoch, dass es nicht erforderlich sei, weitere Wachen in Grabnähe zu postieren. Der Eingang war erneut zugeschüttet worden und der Durchlass ohnehin versperrt. »Selbst wenn irgendeine Bande die Wachen bestechen würde, müsste sie das Grab in nur einer Nacht ausplündern. Außerdem«, setzte er unwirsch hinzu, »wissen wir ja gar nicht, was da unten überhaupt ist. Das Grab kann genauso gut leer sein.«
    »Ganz recht«, bekräftigte ich. »Da es erst nach Carnarvons Eintreffen weitergeht, könntest du dich in der Zwischenzeit vielleicht wieder auf unsere Aktivitäten konzentrieren. Soll ich Mademoiselle Malraux und Mr Farid zu uns einladen, oder möchtest du sie lieber in Kairo kennenlernen?«
    Emerson schaute mich verständnislos an. »Wen?« Ich half ihm kurz auf die Sprünge, worauf er skeptisch die Augen zusammenkniff.
    »Eine Frau und ein Ägypter«, sinnierte er laut. »Ich dachte, wir würden die qualifiziertesten Aspiranten einstellen und uns nicht von deinen sozialistischen Theorien leiten lassen.«
    »Der Begriff ›sozialistisch‹ ist hier völlig fehl am Platz, Emerson. Wenn du damit allerdings zum Ausdruck bringen willst, dass ich mich gegen die Diskriminierung von Frauen und Nicht-Europäern wehre, dann hab ich das immerhin von dir.«
    »Grrr«, knurrte Emerson und rieb sich sein Kinn. »Diese jungen Leute sind mindestens so gut qualifiziert wie ihre Mitbewerber«, fuhr ich mit zunehmender Verve fort. »Und trotzdem immens benachteiligt, wenn sie eine Anstellung in diesem Beruf finden wollen, der von einer arroganten, engstirnigen Männerhorde dominiert wird.
    Ich möchte den Fokus lediglich erweitern, was man von diesen Spatzenhirnen nicht –«
    »Ah pah.« Emerson fuchtelte mit den Händen in der Luft herum. »Du machst doch sowieso, was du willst, Peabody. Wie üblich. Aber«, fuhr er stirnrunzelnd fort, »ich behalte mir die endgültige Entscheidung vor, einverstanden? Ich werde nach Kairo fahren und mir ein Bild machen.«
    Das war mir sonnenklar gewesen. Zumal es mit seinem – pardon Howards – prachtvollem Grab erst einmal nicht weiterging und mein werter Gemahl an nichts anderes mehr denken mochte. Bei unseren Exkavationen wurde er zunehmend unausstehlich: Als brisante Mischung zwischen zerstreutem Professor und befehlsgewaltigem Diktator drangsalierte er seine Mannschaft, wo er nur konnte. Dass er sich die beiden jungen Wissenschaftler ansehen wollte, signalisierte sein prinzipielles Einverständnis mit einer Aufstockung unserer Mannschaft. Und Cyrus hatte sich schon bereit erklärt, die beiden bei sich im Schloss zu beherbergen.
Aus Manuskript H
    Ramses war eher erleichtert, als sein Vater vorübergehend wegfuhr. Zumal es kein Leichtes war, mit ihm zusammenzuarbeiten, selbst wenn Emerson Kooperationswillen zeigte, was er in den letzten Tagen nicht getan hatte. Der Stab des Französischen Instituts würde in Kürze eintreffen, um das antike Arbeiterdorf Deir el-Medina von ihnen zu übernehmen. Bis dahin wollte Ramses die Übersetzung der Papyri fertiggestellt haben, die sie im Vorjahr entdeckt hatten. Cyrus räumte freundlicherweise ein, dass er im Westtal nicht gebraucht würde, zumal der junge Emerson bereits Kopien von den Texten in Ajas Grab angefertigt hatte. Diese würden mit den Fotos, die Nefret und Selim gemacht hatten, verglichen werden müssen, aber das hatte Zeit.
    An jenem Tag war er allein zu Hause, von den Bediensteten einmal abgesehen, und hätte sich in aller Ruhe seiner Aufgabe widmen können. Aber seine Gedanken schweiften ab – von der Erinnerung an seinen sympathischen, aber unseligerweise mordlustigen Assistenten zu den Stimmen der Kinder, die im Garten spielten, bis zur Großen Katze des Re, der fest entschlossen schien, auf den sorgfältig auf dem Tisch arrangierten Papyrusschnipseln ein Nickerchen zu halten.
    »Geh und ärger den Hund.« Ramses trug den Kater zum Fenster.
    Dort blieb er stehen, inhalierte die frische Luft und betrachtete die farbenfrohe Blumenpracht, die den Pfad vom Haupthaus bis zu seinem Domizil säumte. Seine Mutter hatte

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