Amelia Peabody 18: Das Königsgrab
geheim halten wollte, Emerson.«
»Hmpf«, brummte selbiger. »Ach so.«
Ich bedeutete Daoud, sich zu setzen und uns alles zu berichten. Freudestrahlend ließ er sich von Fatima einen großen Teller Rührei mit Toast servieren. »Ich erkannte sie sofort, Sitt Hakim. Sie mich auch und sie freute sich über das Wiedersehen. Aber dann meinte sie, sie wolle sich ein Hotelzimmer nehmen, und als ich ihr sagte, sie müsse mit mir kommen und die Habara tragen, die du mir mitgegeben hattest, sagte sie nein, sie werde dich später besuchen, nachdem sie sich im Hotel einquartiert habe. Darauf wandte ich ein, es gebe keine Zimmer, und als sie beteuerte, sie werde schon eins finden, was hab ich da gemacht, Sitt? Ich hab sie festgehalten, Sitt, aber nur ganz sanft, worauf sie …« Er griff sich an die Wange.
»Das ist doch nicht möglich, Daoud!«, entfuhr es Nefret. »Was hast du gemacht? Sie gefesselt und geknebelt, sie in die Habara eingewickelt und mitgeschleift?«
»Die Sitt Hakim sagte ausdrücklich, dass die Lady von niemandem erkannt werden darf.« Daouds Augen füllten sich mit Tränen wie bei einem gescholtenen Kind. Er war es nicht gewohnt, von Nefret kritisiert zu werden.
»Schimpf nicht mit ihm, Nefret. Er hat lediglich meine Anweisungen befolgt«, mischte ich mich ein. »Ich hatte nämlich starke Bedenken, dass sie sich nicht herumkommandieren lassen würde.«
»Das tut sie auch nicht«, seufzte Sethos. »Danke Daoud. Du hast dich vollkommen richtig verhalten.«
»Wollen wir das Beste hoffen«, knirschte Ramses.
»Wie viele Leute haben dich mit einer vermummten, strampelnden Frau unter dem Arm gesehen, Daoud?«
»Etliche. Auf ihre Fragen hin hab ich das geantwortet, was die Sitt Hakim mir eingeschärft hatte. Dass sie eine junge Cousine von mir wäre und ihrem Vater weggelaufen, um heimlich zu heiraten.«
»Nicht schlecht«, räumte Sethos ein. »Wo ist sie jetzt?«
Daoud hatte sie mit zu sich nach Hause genommen und sie der freundlichen, aber resoluten Obhut von Khadija überlassen. Folglich bestand keine Eile. Ich beendete mein Frühstück und zog dann in aller Ruhe meine Arbeitskleidung an.
Alle wollten mich begleiten (wobei Sethos’ diesbezügliches Angebot vermutlich nur vorgeschoben war), aber ich überzeugte sie, dass ein großes Begrüßungskomitee nur unerwünschte Aufmerksamkeit erzeugen würde. Ramses zog sich in sein Arbeitszimmer zurück, Daoud ging mit den anderen ins Westtal und ich machte mich allein auf den Weg nach Kurna. Mein werter Schwager blieb nämlich ungerührt sitzen und schlürfte in aller Seelenruhe seinen Kaffee.
Khadija erwartete mich schon. »Verzeih, dass ich dir solche Umstände mache«, fing ich an.
Die Arme vor der Brust verschränkt, zuckte sie die kräftigen Schultern. »Das macht mir gar nichts, Sitt Hakim. Daoud hat es wohl mehr ausgemacht.« Khadija hatte Margaret in einem ihrer Gästezimmer eingeschlossen.
Der Raum hatte nur ein kleines Oberlicht, war aber zweckmäßig eingerichtet mit einer bequemen Liege, einem Waschbassin sowie Krügen mit Wasser und Fruchtsaft. Ich hatte noch einiges andere beigesteuert, um den Zwangsaufenthalt angenehmer zu gestalten, darunter eine Leselampe und einige aktuelle Romane. Als ich eintrat, saß Margaret auf einem Stapel Kissen. Sie hob den Blick und rappelte sich auf.
Viele Leute, unter ihnen auch mein Gemahl, behaupteten, Margaret und ich sähen einander ähnlich. Ich fand das zwar nicht, obwohl ihre Haare genauso dicht und schwarz waren wie meine. Sie war ein paar Zentimeter größer als ich und nicht so kurvenreich gebaut, vor allem in puncto Oberweite. Ihre Gesichtszüge wirkten ein wenig herb mit den dunklen Brauen und einer ausgeprägten Kinnpartie. In diesem Augenblick schob sich ihr Kinn noch stärker vor als sonst.
»Möchtest du lieber einen schönen Sessel im Zimmer haben?«, erkundigte ich mich, zumal sie einige Schwierigkeiten mit dem Aufstehen hatte.
»Ich möchte eine Erklärung.« Sie sank auf das Bett zurück und faltete die Hände.
»Du hast doch prima mitgespielt«, sagte ich. »Daoud meinte, nachdem er dich Huckepack genommen hätte, hättest du keinen Muckser mehr von dir gegeben.«
»Mir war klar, dass ich gegen einen Mann wie Daoud keine Chance hätte.«
»Und dass er auf meine Anweisung hin handelte.«
»Das auch. Aber bilden Sie sich ja nicht ein, Sie könnten mich hier wie eine Gefangene wegschließen, Mrs Emerson.« In ihren dunklen Augen schwelte verhaltener Zorn. »Ich komm hier schon
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