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Amelia Peabody 18: Das Königsgrab

Titel: Amelia Peabody 18: Das Königsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
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implizierte, dass sie von immenser Bedeutung sein mussten. Die subtilen Machenschaften des Geheimdienstes stellten für ihn jedoch nichts Neues dar – er kannte Männer, die ihre Kollegen und Kolleginnen liquidierten, aus Motiven, die sich jeder Logik verschlossen.
    Ärgerlich warf er ein hebräisches Altes Testament beiseite und konzentrierte sich die nächsten paar Stunden auf seine hieratischen Übersetzungen. Irgendwann ertappte er sich dabei, dass er angestrengt darauf lauschte, ob seine Mutter denn noch nicht aus Kurna zurückkehrte. Haareraufend lehnte er sich in seinem Sessel zurück. Allmählich überspannte sie den Bogen. Margaret Minton zu kidnappen, war wirklich nicht die feine englische Art. Ihre Beweggründe hatten plausibel geklungen – mit ihren stahlgrauen Augen und ihrer überzeugenden Argumentation gelang es ihr noch jedes Mal, ihre Zuhörer regelrecht zu hypnotisieren –, aber je mehr er darüber nachdachte, umso mehr neigte er zu dem Schluss, dass seine Mutter schlicht ihrem Hang zum Melodramatischen erlegen war.
    Er nahm sich fest vor, ein klärendes Gespräch mit ihr zu führen. Wo blieb sie nur so lange? Vielleicht war sie noch ins Westtal geritten und ließ Sethos – und ihn – schmoren.
    Ein kleiner Plausch mit Sethos wäre eine willkommene Abwechslung. Er warf den Stift auf den Schreibtisch und machte sich auf die Suche nach seinem Onkel. Nachdem er im Garten nachgesehen hatte, wo die Zwillinge spielten, und auf der Veranda, fand er seinen Onkel im Hof. In einer stillen Ecke, auf einer geschnitzten Bank, flankiert von dem purpurrot blühenden Hibiskus seiner Mutter, saß Sethos mit gefalteten Händen und gesenktem Kopf, als wäre er in tiefer Meditation versunken. Abrupt blickte er auf.
    »Zeit für das Mittagessen?«
    »Nein.« Auf der Bank war noch Platz, aber Ramses hatte keine Lust, den Eindruck eines trauten Familienidylls zu erwecken. Er setzte sich im Schneidersitz auf den Boden. »Tut mir leid, wenn ich dich bei einem Nickerchen gestört habe.«
    »Ich hab nicht geschlafen.« Sethos gähnte, als wollte er seine Äußerung Lügen strafen.
    Er versucht, mich zu provozieren, sinnierte Ramses. Und wenn ich nicht aufpasse, glückt ihm das auch.
    »Was hast du vor?«, wollte er wissen.
    »Inwiefern? Ach, du meinst Margaret? Deine Mutter hat die Fäden fest in der Hand.« Ein weiteres herzhaftes Gähnen.
    »Ganz allgemein, meine ich.« Ramses kontrollierte sich mühsam. »Wir können doch nicht ewig so weitermachen.«
    »Irgendwas wird früher oder später gewiss passieren.« Gedehnt setzte sein Onkel hinzu: »Ich habe einen Plan.«
    »Den du mir aber bestimmt nicht auf die Nase binden wirst, stimmt’s?«
    Sethos rieb sich das Kinn. Er hatte sich am Morgen nicht rasiert, und Ramses sah auf einmal die tiefliegenden Augen und die Sorgenfalten in seinem Gesicht – Zeichen der inneren Anspannung. Dann glitt das gewohnt spöttische Grinsen über seine Lippen. »Mmh tja, eigentlich habe ich den Plan auch noch nicht zu Ende gedacht. Ich empfehle dir nur eins, Ramses: Halt dich raus aus der Sache.«
    »Ich steck doch schon mittendrin. Und alle anderen auch. Das haben wir dir zu verdanken.«
    »Ich hab einen Fehler gemacht«, räumte Sethos ein. »Ich hätte nicht herkommen dürfen. Aber das ist Schnee von gestern.«
    Das war zweifellos richtig, doch nach Ramses’ Ermessen unzureichend. Sethos fuhr lapidar fort: »Willst du wissen, was ich mir bislang überlegt habe? Okay, ich komm aus der Deckung und enttarne mich.«
    »Um das Augenmerk von uns auf dich zu lenken?« Ramses hob skeptisch die Brauen. »Wie edelmütig.«
    »Überhaupt nicht. Schließlich interessiere ich mich wie alle anderen für dieses Grab.«

    Diese Äußerung teilte Ramses mit finsterer Miene seiner Mutter mit, als diese aus dem Tal zurückkehrte. »Das diskutieren wir später«, lautete darauf ihre knappe Reaktion.
    Sicher, sie war staubig und erhitzt und sehnte sich gewiss nach einem Bad in ihrer »hübschen Zinkwanne«, trotzdem nagelte er sie fest.
    »Mutter, Sethos pocht mit Nachdruck darauf, dass man ihn bedroht. Aber stimmt das überhaupt? Wenn ich es mir genauer überlege, tragen die Angriffe auf Vater und mich und auf Nadji verdächtig seine Handschrift – melodramatisch, aber nicht lebensgefährlich. Vielleicht waren sie nur gestellt, um zu unterstreichen, dass er in höchster Gefahr schwebt. Der einzige Tote war bislang der alte heilige Mann, und das war womöglich Zufall. Jeder Zwischenfall hätte von Sethos

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