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Amerika

Amerika

Titel: Amerika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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versank aber das Bett und alles in vollständigem Dunkel.
    Klara lehnte sich an den Bettpfosten und hatte nur noch Augen für Mack.
    »Servus«, sagte Mack und reichte Karl die Hand. »Sie spielen ja recht gut, bisher habe ich bloß Ihre Reitkunst gekannt«.
    »Ich kann das eine so schlecht wie das andere«, sagte
    Karl.»Wenn ich gewußt hätte, daß Sie zuhören, hätte ich
    bestimmt nicht gespielt Aber Ihr Fräulein« – er unterbrach sich, er zögerte »Braut« zu sagen, da Mack und Klara offenbar schon miteinander schliefen.
    »Ich ahnte es ja«, sagte Mack, »darum mußte sie Klara aus New York hierherlocken, sonst hätte ich Ihr Spiel gar nicht zu hören bekommen. Es ist ja reichlich anfängerhaft, und selbst in diesen Liedern, die Sie doch eingeübt hatten und die sehr primitiv gesetzt sind, haben Sie einige Fehler gemacht, aber immerhin hat es mich sehr gefreut, ganz abgesehen davon, daß ich das Spiel keines Menschen verachte. Wollen Sie sich aber nicht setzen und noch ein Weilchen bei uns bleiben? Klara, gib ihm doch einen Sessel.«
    »Ich danke«, sagte Karl stockend. »Ich kann nicht bleiben, so gern ich hierbliebe. Zu spät erfahre ich, daß es so wohnliche Zimmer in diesem Hause gibt.«
    »Ich baue alles in dieser Art um«, sagte Mack.
    In diesem Augenblick erklangen zwölf Glockenschläge, rasch hintereinander, einer in den Lärm des anderen dreinschlagend.
    Karl fühlte das Wehen der großen Bewegung dieser Glocken an den Wangen. Was war das für ein Dorf, das solche Glocken
    hatte!
    »Höchste Zeit«, sagte Karl, streckte Mack und Klara nur die Hände hin, ohne sie zu fassen, und lief auf den Gang hinaus.
    Dort fand er die Laterne nicht und bedauerte, dem Diener zu bald das Trinkgeld gegeben zu haben.
    Er wollte sich an der Wand zu der offenen Tür seines Zimmers hintasten, war aber kaum in der Hälfte des Weges, als er Herrn Green mit erhobener Kerze eilig heranschwanken sah. In der Hand, in der er auch die Kerze hielt, trug er einen Brief.
    »Roßmann, warum kommen Sie denn nicht? Warum lassen
    Sie mich warten? Was haben Sie denn bei Fräulein Klara
    getrieben?«
    ›Viele Fragen!‹ dachte Karl, ›und jetzt drückt er mich noch an die Wand‹, denn tatsächlich stand er dicht vor Karl, der mit dem Rücken an der Wand lehnte. Green nahm in diesem Gang eine schon lächerliche Größe an, und Karl stellte sich zum Spaß die Frage, ob er nicht etwa den guten Herrn Pollunder aufgefressen habe.
    »Sie sind tatsächlich kein Mann von Wort. Versprechen, um zwölf hinunterzukommen und umschleichen statt dessen die
    Türe Fräulein Klaras. Ich dagegen habe Ihnen für Mitternacht etwas Interessantes versprochen und bin damit schon da.« Und damit reichte er Karl den Brief.
    Auf dem Umschlag stand »An Karl Roßmann, um Mitternacht
    persönlich abzugeben, wo immer er angetroffen wird«.
    »Schließlich«, sagte Herr Green, während Karl den Brief
    öffnete, »ist es, glaube ich, schon anerkennenswert, daß ich Ihretwegen aus New York hierhergefahren bin, so daß Sie mich durchaus nicht noch auf den Gängen Ihnen nachlaufen lassen müßten.«
    »Vom Onkel!« sagte Karl, kaum daß er in den Brief
    hineingeschaut hatte.
    »Ich habe es erwartet«, sagte er zu Herrn Green gewendet.
    »Ob Sie es erwartet haben oder nicht, ist mir kolossal
    gleichgültig. Lesen Sie nur schon«, sagte dieser und hielt Karl die Kerze hin.
    Karl las bei ihrem Licht:
    »Geliebter Neffe! Wie Du während unseres leider viel zu
    kurzen Zusammenlebens schon erkannt haben wirst, bin ich
    durchaus ein Mann von Prinzipien. Das ist nicht nur für meine Umgebung, sondern auch für mich sehr unangenehm und
    traurig, aber ich verdanke meinen Prinzipien alles, was ich bin, und niemand darf verlangen, daß ich mich vom Erdboden
    wegleugne, niemand, auch Du nicht, mein geliebter Neffe, wenn auch Du gerade der erste in der Reihe wärest, wenn es mir einmal einfallen sollte, jenen allgemeinen Angriff gegen mich zuzulassen. Dann würde ich am liebsten gerade Dich mit diesen beiden Händen, mit denen ich das Papier halte und beschreibe, auffangen und hochheben. Da aber vorläufig gar nichts darauf hindeutet, daß dies einmal geschehen könnte, muß ich Dich nach dem heutigen Vorfall unbedingt von mir fortschicken und ich bitte Dich dringend, mich weder selbst aufzusuchen, noch brieflich oder durch Zwischenträger Verkehr mit mir zu suchen.
    Du hast Dich gegen meinen Willen dafür entschieden, heute abend von mir fortzugehen, dann bleibe aber auch bei

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