Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
Vom Netzwerk:
anderen lauschen der Kriminaltechnikerin.
    »Das Geschoss kam von hier, hat Ihren Oberschenkel hier getroffen, ist wieder ausgetreten und im Deck stecken geblieben. Dabei hat es Ihren Oberschenkelknochen gestreift und sich gedreht, was die Größe des Austrittlochs erklärt…«
    Sie entfernt sich ein paar Schritte und misst mit dem Maßband den Abstand zwischen der Seitenreling und einem weiteren Einschussloch. »Seit Jahren diskutieren die Experten, ob man die Schlagkraft eines Projektils eher über die Trägheit oder die kinetische Energie bestimmt. Die Antwort lautet, man muss beide Parameter eines Körpers in Bewegung miteinander verbinden. Unsere Computerprogramme können auf der Basis von Messungen die Entfernung ausrechnen, die ein bestimmtes Geschoss zurückgelegt hat. In diesem Fall waren es vierhundertdreißig Meter bei einer möglichen Abweichung von zwei Prozent. Sobald wir die Position des Schützen errechnet haben, können wir die Flugbahn rekonstruieren und das Versteck des Schützen ermitteln.«
    Sie sieht mich an, als müsste ich eine Antwort parat haben, während ich immer noch versuche, meinen Herzschlag zu beruhigen.
    »Alles in Ordnung, Sir?«
    »Alles bestens.«
    Joe hockt sich neben mich. »Vielleicht sollten Sie es langsam angehen lassen.«

    »Ich bin kein verdammter Krüppel!«
    Ich möchte es sofort zurücknehmen und mich entschuldigen. Jetzt sind alle verlegen.
    Detective Constable Simpson hilft mir aufzustehen.
    »Inwieweit können Sie die Ereignisse rekonstruieren?«, frage ich.
    Sie scheint sich über die Frage zu freuen.
    »Okay, hier wurden Sie zuerst angeschossen. Eine weitere Person wurde ebenfalls getroffen und fiel auf Sie. Man hat Spuren von Blut und Knochen in Ihrem Haar gefunden.«
    Sie setzt sich und rutscht rückwärts bis an die Reling.
    »In diesem Bereich haben wir eine Ballung von Einschüssen.« Sie zeigt neben ihre Beine auf das Deck. »Ich glaube, Sie haben sich auf der Suche nach Deckung hierher geschleppt, aber dann sind weitere Projektile durch die Seitenwand eingedrungen und haben das Deck getroffen. Sie waren ungeschützt…«
    »Ich habe mich über das Deck gerollt und Deckung hinter dem Steuerhaus gesucht.«
    Joe sieht mich an. »Erinnern Sie sich daran?«
    »Nein, aber es ist logisch.« Noch während ich das sage, wird mir klar, dass es zum Teil Erinnerung sein muss.
    Die Kriminaltechnikerin läuft über das Deck zur anderen Seite des Steuerhauses. »Hier haben Sie Ihren Finger verloren. Sie wollten einen Blick hineinwerfen, um festzustellen, woher die Schüsse kamen. Sie waren schwer verwundet. Sie haben sich mit den Fingern an den Rand des Bullauges geklammert und hochgezogen. Eine Kugel schlug durch das Glas, und Ihr Finger war verschwunden.«
    An der Außenwand sehe ich Blutspuren um die Austrittlöcher herum.
    »Insgesamt haben wir vierundzwanzig Einschüsse in dem Boot gefunden. Davon hat der Scharfschütze nur acht abgefeuert. Er ist sehr kontrolliert und präzise vorgegangen.«
    »Was ist mit den anderen?«

    »Die anderen waren Neun-Millimeter-Munition.«
    Meine Glock 17, eine halbautomatische Selbstladepistole, ist am 22. September ordnungsgemäß aus der Waffenkammer ausgegeben worden und bisher noch nicht gefunden worden. Vielleicht hat Campbell Recht, und ich habe jemanden erschossen.
    Detective Constable Simpson setzt ihre hypothetische Rekonstruktion des Tathergangs fort. »Ich glaube, dass Sie mit einem Bootshaken, der eine Ihrer Gürtelschlaufen zerrissen hat, über die Reling an Bord gezerrt worden sind. Sie haben sich genau hier übergeben.«
    »Das heißt, ich war im Wasser – bevor man auf mich geschossen hat?«
    »Ja.«
    Kopfschüttelnd sehe ich Joe an. Ich kann mich nicht erinnern. Blut – das ist alles, was ich sehe. Ich schmecke es in meinem Mund und spüre, wie es in meinen Ohren pocht.
    Mit einem Frosch im Hals sehe ich Detective Constable Simpson an. »Sie haben gesagt, dass jemand gestorben ist, richtig? Sie müssen das Blut untersucht haben. War es … ich meine … gehörte es… könnte es sein…?« Ich bringe die Worte nicht heraus.
    Joe formuliert meine Frage zu Ende und beantwortet sie gleichzeitig.
    »Es war nicht Mickey Carlyle.«
    Wir sitzen wieder im Wagen und fahren langsam durch das Tobacco Dock, vorbei an einem grauen Rechteck aus Wasser von Lagerhäusern umgeben. Bei den Bauprojekten weiß ich nie, ob es sich um Luxussanierungen oder um Rückbaumaßnahmen handelt – die meisten Häuser waren bereits Ruinen, bevor

Weitere Kostenlose Bücher