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Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost

Titel: Amnesie - Robotham, M: Amnesie - Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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Es heilt. Sie machen sehr gute Fortschritte. Sie brauchen einen Rollator oder Krücken zum Laufen. Eine Physiotherapeutin wird mit Ihnen ein Programm zur Stärkung der Beinmuskulatur erarbeiten.« Er wirft seinen Pony aus der Stirn und wendet sich zum Gehen. »Das mit Ihrem Gedächtnis tut mir Leid, Detective. Seien Sie dankbar, dass Sie noch leben.«
    Dann ist er verschwunden und lässt nur einen Hauch von Aftershave und Überlegenheit zurück. Warum kultivieren Chirurgen eine Aura, als würde die Welt ihnen gehören? Ich weiß, dass ich dankbar sein sollte. Wenn ich mich daran erinnern könnte, was passiert ist, würde ich den Erklärungen vielleicht mehr trauen.
    Ich sollte also tot sein. Ich habe stets vermutet, dass ich eines plötzlichen Todes sterben würde. Ich bin gar nicht besonders tollkühn, habe aber die Angewohnheit, Abkürzungen zu nehmen. Die meisten Menschen sterben nur ein Mal. Ich habe jetzt zwei Leben. Dazu drei Ehefrauen. Man könnte also meinen, ich hätte mehr als meinen gerechten Anteil am Leben gehabt. (Auf die drei Ehefrauen würde ich ganz klar verzichten, falls jemand sie zurückwill.)
    Meine irische Krankenschwester ist wieder da. Sie heißt Maggie und beherrscht dieses aufmunternde Lächeln, das man auf der Schwesternschule lernt. In der Hand hat sie eine Schüssel warmes Wasser und einen Schwamm.
    »Fühlen Sie sich besser?«
    »Es tut mir Leid, dass ich Sie erschreckt habe.«

    »Ist schon in Ordnung. Zeit für ein Bad.«
    Sie schlägt die Decke zurück, und ich ziehe sie wieder hoch.
    »Da ist nichts drunter, was ich noch nicht gesehen hätte«,
    sagt sie.
    »Da bin ich leider anderer Meinung. Ich kann mich ziemlich gut erinnern, wie viele Frauen ein Tänzchen mit dem alten Lolly gewagt haben, und wenn Sie nicht das Mädchen in der letzten Reihe von Shepherd’s Bush Empire beim Yardbirds-Konzert 1961 waren, glaube ich nicht, dass Sie dazugehören.«
    »Mit dem alten Lolly?«
    »Meinem ältesten Freund.«
    Sie schüttelt den Kopf und sieht aus, als hätte sie Mitleid mit mir.
    Neben ihr taucht eine vertraute Gestalt auf – ein gedrungener, kantiger Mann ohne Hals und mit Bartschatten. Campbell Smith ist Chief Superintendent, sein Händedruck zermalmend und sein Lächeln von No-Name-Qualität. Die silbernen Knöpfe seiner Uniform sind poliert, und sein Hemdkragen ist so steif, dass er Gefahr läuft, sich zu enthaupten.
    Jeder behauptet, Campbell zu mögen – selbst seine Feinde –, aber kaum jemand ist je froh, ihn zu sehen. Ich jedenfalls nicht. Nicht heute. An ihn kann ich mich erinnern! Das ist ein gutes Zeichen.
    »Mein Gott, Vincent, du hast uns wirklich einen Schrecken eingejagt!«, dröhnt er. »Eine Zeit lang hing es wirklich am seidenen Faden. Wir haben alle für dich gebetet – jeder im Präsidium. Siehst du all die Karten und Blumen?«
    Ich wende den Kopf und sehe einen Tisch voller Blumen und Obstschalen.
    »Jemand hat auf mich geschossen«, sage ich ungläubig.
    »Ja«, erwidert er und zieht sich einen Stuhl ans Bett. »Wir müssen wissen, was passiert ist.«
    »Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Du hast sie nicht gesehen?«

    »Wen?«
    »Die Leute auf dem Boot.«
    »Welches Boot?« Ich sehe ihn mit leerem Blick an.
    Seine Stimme wird unvermittelt lauter. »Man hat dich in der Themse gefunden, zusammengeschossen, keine halbe Meile entfernt von einem Boot, das aussah wie ein schwimmendes Schlachthaus. Was ist passiert?«
    »Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Du kannst dich nicht an das Massaker erinnern.«
    »Ich kann mich nicht mal an ein beschissenes Boot erinnern.«
    Campbell hat allen Anschein von Freundlichkeit fallen lassen. Er läuft im Zimmer auf und ab, ballt die Fäuste und versucht, die Fassung zu wahren.
    »Das ist gar nicht gut, Vincent. Wirklich sehr unschön. Hast du irgendjemanden getötet?«
    »Heute?«
    »Komm mir nicht mit Witzchen. Hast du deine Waffe abgefeuert? Deine Dienstpistole ist ordnungsgemäß aus der Waffenkammer ausgegeben worden. Werden wir Leichen finden?«
    Leichen? Ist es das, was geschehen ist?
    Campbell streicht sich frustriert durch die Haare.
    »Ich kann dir gar nicht sagen, wie viel Scheiße schon durch die Luft fliegt. Es wird eine umfassende Untersuchung geben. Der Kommissar verlangt Antworten. Die Scheißpresse wird einen inneren Vorbeimarsch haben. Auf dem Boot wurde das Blut von drei verschiedenen Personen gefunden, darunter deins. Die Spurensicherung sagt, dass es mindestens einen Toten gegeben haben muss. Man hat

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