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Amnion 1: Die wahre Geschichte

Amnion 1: Die wahre Geschichte

Titel: Amnion 1: Die wahre Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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wollte Nick, für Nick tat sie es; nicht für Angus. Aber jetzt ergab es keinen Unterschied mehr, ob er sie haßte oder nicht; ob er sie fürchtete oder liebte. Er hatte gar keinen Einfluß mehr auf sein Verhalten. Was er sagte, wie er handelte, schien nur auf Impulsen von außerhalb zu beruhen, mit einer Unvoraussehbarkeit über ihn zu kommen, die ihn demoralisierte.
    Wenn er einen Fluchtversuch wagte, drohte ihm der Tod.
    Wenn er davon Abstand nahm, drohte ihm gleichfalls der Tod.
    »Steh auf!« herrschte er Morn ohne jeden Zorn an, ohne Vorwurf. »Wir gehen zu Mallory.«
    Irgendwie gelang es Morn, eine nichtssagende Miene zu wahren; sie überging die Zurückweisung, schwang sich vom Bett, ohne daß man ihr nur eine Andeutung von Überraschtheit oder Bangesein angemerkt hätte. Angus beobachtete sie und fühlte sich unvermittelt unterlegen, als hätten die Abartigkeiten, die er ihr zugefügt hatte, ihr mehr Größe verliehen, als sie dank der eigenen Natur haben könnte.
    Es mochte schon zu spät sein. Angehörige des Stationssicherheitsdienstes konnten schon unterwegs sein, um ihn zu verhaften. Das Kontrollgerät des Z-Implantats fühlte sich in Angus’ Tasche wie eine scharfe Bombe an, mit der jemand ihn aus der Welt zu schaffen beabsichtigte. Dennoch verfuhr er bei allem, als hätte er keinen Grund zur Eile.
    Nachdem Morn die Hygienezelle benutzt hatte, verließen sie und Angus die Strahlende Schönheit zum letztenmal und machten sich auf den Weg zur DelSek.

 
17
     
     
    Bei Mallory’s Bar & Logis wimmelte es von Gästen. An den Stationsabenden krochen Abschaum und Zyniker jeder Couleur zwischen ihren Schotts hervor, um Drinks zu schnorren und Geheiminformationen zu verkaufen, ihre Einsamkeit mit anderen Einsamen zu teilen oder einfach Vergessen zu suchen. Einen freien Tisch zu finden, hatte Angus trotzdem keine Schwierigkeiten. Ein hinlänglich schlechtes Ansehen genoß er seit langem; nun jedoch, da die Behörden ihn verdächtigten, ein Versorgungsschiff ausgeraubt zu haben, mochte niemand bloß noch mit ihm zusammensitzen. Sollte es etwa zu einer Schießerei kommen, wollten Mallorys Gäste nicht ins Kreuzfeuer geraten.
    Der Mehrheit der Anwesenden lag wahrscheinlich nur an ihrer Ruhe oder Gesellschaft; einige allerdings wollten vielleicht ihre Mutmaßungen darüber, was eigentlich vorging, bestätigt haben. Für alle, die sich einen gemütlichen Abend versprachen, erwies er sich jedoch als Fehlschlag.
    Angus und Morn sahen im großen und ganzen so wie bislang stets aus, gaben ein genauso unpassendes Paar wie zuvor ab. Unvermindert verbreiteten sie um sich eine Atmosphäre erwartungsvoller Gereiztheit, die ringsum jeden beeinflußte, bei Gelassenen Unbehagen verursachte und Ängstliche nervös machte. Angus maß jeden mörderischen Blicks, der ihm vor Augen trat; Blut aus der geschwollenen Lippe klebte ihm am Kinn. Morn, die bleich, unsicher und ausgehöhlt wirkte, ähnelte einer gespannten Sprungfeder, erregte den Eindruck, als ob allein Willensbeherrschung und äußere Umstände sie daran hinderten, daß sie irgendeinen Irrsinn verübte.
    Rund um die beiden verschlechterte sich die Stimmung bei Mallory immer spürbarer. Dann kamen Nick Succorso und eine Anzahl seiner Besatzungsmitglieder herein.
    Er hatte frohe Laune, lachte und spaßte, aber das konnte niemanden beschwichtigen. Die Weise, wie er über Angus und Morn hinwegsah, lieferte keinen Grund zum Aufatmen; die Narben unter seinen Augen hoben sich zu dunkel ab. Etwas stand bevor.
    Jene Leute, die gar nicht wissen mochten, was es mit alldem auf sich hatte, verließen möglichst unauffällig die Bar. Sämtliche übrigen Gäste machten sich auf plötzliche Ereignisse gefaßt.
    Als Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes ins Lokal drängten, überraschte diese Entwicklung einige Personen. Die Gäste hingegen, die ein wenig hinter die Fassaden geschaut hatten und zu wissen glaubten, was passierte, wunderte es nicht.
    Tische und Stühle scharrten, während man sie hastig verrückte, Leute tummelten durcheinander, johlten und juchzten, versuchten Platz zu schaffen, eine Gruppe Sicherheitsdienstler strebte, so schnell sie konnte, in der Absicht durchs Gewirr, sich Angus zu greifen, ehe er entschlüpfte.
    Mit solcher Behendigkeit, daß die meisten Augenzeugen es nicht beobachteten, huschte Morn Hyland von Angus’ Seite und durch den Wirrwarr in Nicks Richtung.
    Doch Angus hatte mit einem derartigen Versuch gerechnet. Er verfügte über gute Reflexe, und die

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