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Amnion 1: Die wahre Geschichte

Amnion 1: Die wahre Geschichte

Titel: Amnion 1: Die wahre Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Furcht erhöhte seine Flinkheit. Aus Kalkül hatte er mit Morn die Bar aufgesucht, dieser Moment entschied über sein Leben. Er war ein Feigling; und wie jeder Feigling wollte er selbst mit gebrochenem Herzen weiterleben. Die Sicherheitsdienstler beachtete er kaum; er sah im Durcheinander ringsherum lediglich eine Begünstigung des eigenen Handelns.
    Geschwind wie eine Schlange erhaschte er Morns Handgelenk.
    Sie wehrte sich so heftig, wie sie es fertigbrachte, aber er hatte zu enorme Körperkräfte. Während sie in seinem Griff zappelte und sich wand, starrte sie ihn an; der Abscheu und das Grausen in ihrem Blick glichen lauten Schreien. Oder vielleicht empfand sie in diesen Sekunden etwas Unnachvollziehbares; vielleicht dachte sie, Angus hätte sich für eine besonders grausame Art des Selbstmords entschieden. Mit jedem Quentchen ihres Gemüts hatte sie eine Chance zur Flucht gewünscht, ersehnt, sie erhofft – und jetzt hatte er sie in letzter Sekunde gepackt.
    Wenn er nicht von ihr abließ…
    Angus hätte gern etwas gesagt, aber fand keine Worte. Und es fehlte an Zeit. Das Verhängnis brach über ihn herein. Vom Eingang stapften Sicherheitsdienstler auf ihn zu; von der anderen Seite näherten sich Nick und seine Crew, keilten für Morn eine Gasse durchs Gewühl.
    Während Angus ihr Handgelenk umklammerte, drückte er ihr das Kontrollgerät ihres Z-Implantats in die Hand.
    »Ich bin einverstanden. Mit der Abmachung. Ich halt den Mund.« Er zischelte in einem Ton auf sie ein, als flehte, bettelte er sie an. »Denk dran, ich hätte dich umbringen können. Jederzeit töten.«
    Dann gab er sie frei.
    Eine Sekunde lang funkelte es, während sie ihn noch musterte, in ihren Augen.
    In diesem Augenblick hatte es den Anschein, als ob sie ihn verstünde. Zwischen ihnen erwuchs wohl Einverständnis. Darum hatte er sie hergebracht: um sie freizulassen. Ihr zu geben, was sie haben wollte. Und um sie zu bitten, sein Leben zu schonen.
    Insgeheim beherrschte vollständiges, nacktes Grauen Angus.
    Man ließ Morn nur diese eine Sekunde, um einen Entschluß zu fällen. Dann erreichten Nicks Crewmitglieder sie, rissen sie aus Angus’ Nähe.
    Aber da hatte sie das Kontrollgerät des Z-Implantats, als wäre es ein kleines Stück Unsterblichkeit, schon in eine ihrer Taschen geschoben, wo kein Mensch es sehen, niemand es nehmen und gegen Angus Thermopyle verwenden konnte.
    Oder gegen sie selbst.
    Und schon verschwand sie.

 
18
     
     
    So erfolgte die Rettung der Schönen. Der Tausendsassa von Pirat führte sie in all ihrer Schönheit mit sich fort, und ihr Peiniger blieb zurück, um die Strafe für seine Schandtaten zu erleiden.
    Allerdings verurteilte man Angus ausschließlich wegen des Diebstahls von Stationsvorräten. Das Beweismaterial, das man dem Data-Nukleus der Strahlenden Schönheit entnahm, mangelte es seltsam an Eindeutigkeit. Und die Technikexperten, die das Wrack der Stellar Regent untersuchten, entdeckten keine Anzeichen dafür, daß der VMKP-Kreuzer sich nicht selbst gesprengt, sich irgend etwas anderes ereignet hätte; ob Sabotage oder die eingebauten Selbstzerstörungsvorrichtungen ihn vernichtet hatten, ließ sich nicht mehr aufklären. Ohne Aussagen Morn Hylands konnte man keine weitergehenden Anklagen gegen Angus Thermopyle erheben. Aber der Prozeß endete für ihn immerhin mit einer lebenslänglichen Haftstrafe.
    Bei Nick mußte es Morn, wie man allgemein unterstellte, leichter als bei Angus haben. Nahezu mit Gewißheit behandelte er sie besser, als Angus es gehalten hatte, vor allem, wenn er nichts – oder nichts Genaues – über das Z-Implantat wußte. Im Besitz des Kontrollgeräts lebte Morn effektiv in so völliger Freiheit, als wäre das Implantat extrahiert worden. Ein Zeitschalter und ein wenig Umsicht ermöglichten es ihr, gegen das Hyperspatium-Syndrom vorzubeugen.
    Die Tatsache, daß Nick Succorso sie mit derartiger List gerettet hatte, erhöhte um so mehr seine Reputation. Seine Weise, Angus auszutricksen, mußte als rundum so gelungen bewertet werden, daß niemand sie ernsthaft hätte kritisieren können. Die Station hatte ihre Vorräte wieder. Und die Ankunft des wirklichen Versorgungsschiffs genau zum planmäßigen Termin unterstrich lediglich, wie klug Nick zu verfahren verstanden hatte.
    In Wahrheit indessen beklagte Angus sich nie darüber, hereingelegt worden zu sein. Er erwähnte nie, es müßte beim Sicherheitsdienst einen Komplizen Nick Succorsos geben; er verteidigte sich in keiner

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