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Amnion 2: Verbotenes Wissen

Amnion 2: Verbotenes Wissen

Titel: Amnion 2: Verbotenes Wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Schleuse zu, bis ein Besatzungsangehöriger sie per Tastencode öffnete.
    Nick geleitete Morn hinein, schubste sie kraft seines nachgerade gewalttätigen Griffs beinahe durch die Schleusenkammer.
    Nach der Weiträumigkeit des Dockbereichs hatte Morn jetzt das Empfinden, in winzige Räumlichkeiten überzuwechseln – fast das Gefühl, in die Enge gedrängt zu werden. Im Vergleich zu den Bogenlampen des Docks schien die Interspatium-Barkentine im ersten Moment eine beklemmend schummrige Beleuchtung zu haben. Morn hatte alles getan, was sie hatte tun können, um aus Angus’ Nähe fortzugelangen; als sie das Kontrollgerät des Z-Implantats entgegennahm, hatte es kein Zurück mehr gegeben. Doch jetzt, da sie anfängliche Eindrücke der Umgebung erhielt, in die sie floh, die beengten Gänge eines unbekannten Raumschiffs, wäre sie am liebsten noch einmal ausgerissen.
    Die Käptens Liebchen war eine Falle: Soviel kam Morn zu Bewußtsein. Für einen Moment drohte die Verdeutlichung des Umstands, daß sie soeben an Bord eines anderen Raumschiffs ging – eines anderen Raumschiffs –, wo es für sie kaum Hoffnung und keinesfalls irgendwie Hilfe gab, vor Grausen ihre Muskulatur zu verkrampfen, sie zu lähmen wie ein spastischer Anfall.
    Dann befanden alle Crewmitglieder Nicks sich zur Stelle, und Morn hatte keine Zeit für solche Mätzchen. Die Schleuse fiel zu. Nick Succorso faßte Morn an den Schultern: Er hatte die Absicht, seine Arme um sie zu schlingen. Aus diesem und keinem sonstigen Grund hatte er sie gerettet; er hatte sie aus Angus’ Klauen befreit, um sie für sich zu gewinnen. Morn geriet in die erste Krise ihres veränderten Lebens, während noch derartige Verstörung sie verunsicherte, daß sie ihn jetzt liebend gerne geschlagen, seine Pfoten abgeschüttelt hätte.
    Aber sie besaß genügend Geistesgegenwart, um ihn auf andere Weise abzulenken. »Keine hohe G-Belastung«, bat sie.
    Mehr noch seelisch als körperlich fühlte Morn Hyland sich bis in Mark und Bein erschöpft. Das Vorteilhafteste, was sich unter den gegebenen Umständen über sie hätte konstatieren lassen, wäre wohl die Feststellung gewesen, daß Vergewaltigung, Hyperspatium-Syndrom, Grauen, Panik und Angus’ Mißbrauch des ihr eingepflanzten Z-Implantats sie halb um den Verstand gebracht hatten. Während der Wochen in Angus’ Gewalt hatte sie Dinge getan und erlebt, die sie in grelle Alpträume gestürzt hätten, wäre bei ihr überhaupt noch ausreichende Kraft zum Träumen vorhanden gewesen. Und danach hatte sie ihm trotz allem das Leben geschenkt. Man hätte meinen können, sie wäre von der Art desparater Weichheit überkommen worden, die die Opfer von Terroristen bisweilen bewog, zu ihnen Zuneigung zu entwickeln.
    Doch der Anschein trog. Sie hatte sich keineswegs nachträglich in Angus verliebt: Vielmehr hatte sie sich auf einen Handel eingelassen. Der Preis bestand darin, daß sie jetzt hier weilte, auf Nicks Raumschiff, und von seiner Gunst abhing. Als Gegenleistung hatte sie das Kontrollgerät des Zonenimplantats in der Tasche.
    Angus zu decken, mochte ohne weiteres die einzige kaltblütige Verrücktheit ihres relativ jungen Lebens gewesen sein.
    Aber auch wenn die Erlebnisse ihre geistige Gesundheit geschmälert hatten, sie war nur halb übergeschnappt. Keine völlig Irrsinnige hätte diese kritische Situation der Besonnenheit durchstehen können, die Morn bewies, als sie Nick Succorso mit ihrem unvermuteten Anliegen überraschte. »Bitte keine hohe G-Belastung. Nicht ohne mich vorzuwarnen.«
    Womöglich war sie in die Enge gedrängt; aber sie war nicht am Ende.
    Ihr Schachzug zahlte sich aus. Nick verhielt, blickte sie befremdet an. Morn konnte ihm sein Mißtrauen ansehen. Er begehrte sie. Aber wissen, was ihr Ersuchen besagte, wollte er ebenfalls. Und er mußte sein Raumschiff von der KombiMontan-Station fortfliegen.
    »Was ist los?« fragte er. »Bist du krank, oder was?«
    »Ich bin zu schwach. Er…« Morn brachte ein Achselzucken zuwege, das so beredt war wie Angus’ berüchtigter Name. »Ich brauche Zeit, um mich zu erholen.«
    Dann fegte sie willentlich ihr Gemüt von allem frei, wie sie es so häufig während der Aufdringlichkeiten Angus’ praktiziert hatte, damit ihr ausgeprägter Widerwille gegen jede Berührung durch irgendeinen Mann sie nicht zu einer Dummheit verleitete, zum Beispiel, Nick das Knie in den Unterleib zu rammen, sobald er sie umarmte.
    Nick war an Frauen gewöhnt, die vor Hingerissenheit ausrasteten, wenn

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