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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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in seiner Wange wieder der Tic ein, zerrte wie mit winzigen Krallen an seinen Narben. Er massierte die Stelle. Die von Chatelaine aufgeritzte Haut fühlte sich hart und leblos an. Doch trotz des Reibens hielt der Tic an.
    Außerhalb der Galacto-Grotte begegneten ihm mehrmals Wächter, aber keiner schenkte Nick Beachtung. Anscheinend hatte der Kassierer den Entschluß gefaßt, ihm einen gewissen Spielraum zu belassen; ihm die Freiheit zuzugestehen, ins Verderben zu rennen. Auch das erachtete Nick als Fehler, den der Kassierer, wenn es nach Nicks Willen ging, noch bereuen sollte.
    Indem er unwissentlich immerzu Grimassen schnitt, kehrte Nick Succorso zu seinem Raumschiff zurück.
     
    Eigentlich hätte ihm, nachdem er die Schleusenkammer durchquert und sich an Bord der Käptens Liebchen quasi verbarrikadiert hatte, wieder wohler zumute werden müssen. Es war sein Schiff, seines. Wenn er in seinem eigenen Raumschiff nicht sicher war, gab es für ihn nirgendwo Sicherheit. Dennoch wich das Empfinden des Entblößtseins und der Unzulänglichkeit nicht. Der Tic in seiner Wange ließ nicht nach. Nick schnupperte in der Luft, als könnte er aus den Skrubbern der Luftfilteranlagen etwas Bedrohliches riechen; einen Moment später jedoch begriff er, daß nicht aufgrund irgendeines Geruchs eine Unstimmigkeit der Atmosphäre herrschte, sondern wegen eines Geräuschs.
    Genau genommen: infolge dem Fehlen eines Geräuschs. Das nahezu nur unterschwellige Summen und Vibrieren des Pulsator-Triebwerks der Käptens Liebchen fehlte.
    Bevor er zu seiner ersten Unterredung mit dem Kassierer gegangen war, hatte er Mikka befohlen, das Triebwerk in Bereitschaft zu halten. Und ehe er zu dem Gespräch mit Milos Taverner aufbrach, hatte er die Anweisung bekräftigt. Er wollte das Pulsator-Triebwerk am Laufen haben; nicht für eine etwaige Flucht – sie war undurchführbar –, sondern um dem Kassierer zu zeigen, daß die Käptens Liebchen der Station erheblichen Schaden zufügen konnte, falls man ihren Kapitän zu sehr reizte.
    Trotzdem hatte Mikka das Triebwerk abgeschaltet.
    Nick stieß wüste Flüche aus und verfiel in Laufschritt.
    Doch als er zum nächstbesten Lift gelangte, war er wieder ruhiger geworden. Er hatte Mikka und die übrigen Querulanten zu oft und jedesmal zu lang allein gelassen; er wußte nicht, was sie zu wem über ihn geredet hatte.
    Selbst unter günstigsten Umständen war seine Crew launisch. Und jetzt, da sie unter Druck seitens der Amnion und Morns standen – nicht zuletzt auch unter Nicks Druck –, wurde die Stimmungslage kritisch. Deshalb konnte Mikka mühelos einen gegen den anderen ausspielen.
    Oder diesen und jenen gegen ihn.
    An sich hätte so etwas undenkbar sein müssen. Schließlich war er Nick Succorso, verdammt noch mal, Nick Succorso, und nichts beziehungsweise niemand dürfte ihm an Bord des eigenen Raumschiffs gefährlich werden. Doch anhand der Narben seines Gesichts und durch das Zucken des Tics ahnte er, daß ihm das Kommando über die Käptens Liebchen zu entgleiten drohte. So wie seine Unbezwingbarkeit war es irgendwo inmitten der Verräterei Morns ins Wanken geraten.
    Er konnte es sich nicht erlauben, daß ihn bei seinem weiteren Vorgehen Panikanwandlungen beeinflußten. Unterlief ihm dieser Schnitzer, mochte er Mikka und ihre Anhängerschaft – Vector? Sib Mackern? Lumpi? – zu der Ansicht verführen, sie könnten ihn kleinkriegen.
    Also mäßigte er seine Atmung, ließ seinen Pulsschlag sich verlangsamen, stellte das Fluchen ein. Nochmals versuchte er sich den Tic aus der Backe zu massieren. Als sich die Lifttür zu dem Korridor öffnete, der an die Konnexblende zur Steuerbrücke grenzte, war Nick der Überzeugung, daß niemand ihm anmerkte, wie kurz vor dem Ende er stand.
    Sobald er die Konnexblende der Steuerbrücke durchklommen hatte, fand er sie fast so bevölkert wie Kassaforts Vergnügungsviertel vor.
    Er hatte das Raumschiff unter der Obhut Lietes und ihrer Schicht zurückgelassen. Mikka hatte die Order gehabt, eine Kampfgruppe aufzustellen. Aber jetzt waren in der Enge der Steuerbrücke beinahe zwei Drittel der Besatzung zusammengedrängt.
    In gewissem Umfang erklärte sich das Gedränge durch den momentanen Mangel an rotationsbedingter Bordschwerkraft. Die Leute konnten nur auf der Thanatos Minors Masse zugedrehten Seite stehen. Beim Anlegen der Käptens Liebchen hatten die Brückenstationen sich automatisch der G-Einwirkung des Planetoiden angepaßt, indem sie an ihren Hängeschienen

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