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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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aufeinander zurutschten, bis die Sitze fast Lehne an Lehne im selben Abschnitt des Brückenrunds zur Ruhe gekommen waren; schon deshalb blieb der Crew wenig Platz. Trotzdem war die Steuerbrücke eindeutig überfüllt.
    Als Nick sie betrat, glotzte der ganze Haufen ihm entgegen, als wäre er ein Abgesandter der Amnion.
    Mit einem kurzen Blick in die Runde ersah Nick, daß Liete und ihre Schicht in den G-Andrucksesseln saßen. Aber Arkenhill hatte an den Scanninggeräten Allum abgelöst; und Karster hatte Simpers Posten übernommen. Der Sinn war nachvollziehbar: höchstwahrscheinlich hatte Mikka sowohl Simper wie auch Allum der Kampfgruppe zugeteilt. Dennoch waren beide Männer anwesend, genau wie Mikka selbst, so wie Sib, der frei hätte haben müssen, während Alba Parmute an der Daten- und Schadensanalyse ihre Schicht versah, wie Scorz, Lumpi, Lind, Carmel und etliche andere Besatzungsmitglieder. Vector kauerte an der Technikkonsole, als hätte er Dienst.
    »Na fein, Kinder«, sagte Nick gedehnt, indem er eine Miene des Unmuts aufsetzte, um zu kaschieren, wie der Tic ihm die Wange entstellte. »Ihr habt wohl euren Spaß gehabt, aber jetzt ist’s genug. Wer keinen Dienst hat, verschwindet nun augenblicklich von der Brücke.«
    Niemand rührte sich. Ein sanftes Lächeln verzog Vectors Mund; seine blauen Augen blickten klar wie ein wolkenloser Himmel. Carmel beobachtete Nick mit ihrer gewohnheitsmäßigen Derbheit. Pastille rümpfte die Nase, als widerte die eigene Miefigkeit ihn an. Lumpi hatte mit Ausnahme der Gesichtszüge und der Hüften keine sonderliche Ähnlichkeit mit seiner Schwester Mikka; anstatt ihrer düsteren Aura der Kompetenz und eines alteingefressenen, geballten Zorns hatte er nur einen Ausdruck der Naivität und des stillen Kummers in der Miene. Allum und Simper, in jeder sonstigen Beziehung zwei völlig verschiedene Typen, grinsten ihrer Umgebung den gleichen ungesättigten Hang zur Gewalt ins Gesicht. Sib schwitzte, als hätte er Fieber; durch Feuchtigkeit war sein helles Schnauzbärtchen so naß, daß es einem Schmutzstreifen ähnelte.
    Es schien, als wären sie Nick während seines Fortseins allesamt untreu geworden.
    Er kannte kein Zaudern. Zumindest diese Eigenschaft seines Charakters hatte durch die Ereignisse nicht gelitten. Je größer die Gefahr, um so schneller machte er sich ans Abwehren.
    »Liete…« Seine Stimme schnalzte wie eine Peitsche. »Ist das die Art und Weise, wie du hier in meiner Abwesenheit das Kommando führst?«
    Trübsinnig stellte die Zweite Offizierin sich seinem Vorwurf. Der Streß trübte ihre zierliche Physiognomie so nachhaltig, daß sie fast schwärzlich wirkte. Aber sie versuchte es nicht mit Ausreden. »Hier ist nun mal ganz schön unter der Oberfläche was am Kochen, Nick«, antwortete sie in beinahe festem Tonfall. »Ich dachte mir, es ist besser, die Leute hocken sich mal zusammen und quatschen sich aus. Damit offen klar wird, was sie beschäftigt. Dann wissen wir doch wenigstens, womit wir’s zu tun haben.«
    Die Betonung, die sie auf das Wörtchen ›wir‹ legte, machte ersichtlich, daß sie Nick und sich meinte.
    »Es ist nicht ihre Schuld«, mischte sich Mikka ein, bevor Nick etwas entgegnen konnte. »Es war meine Idee. Ich stehe ja rangmäßig über ihr. Ich habe ihr versichert, daß es in Ordnung ist.«
    Aber du stehst rangmäßig nicht über mir, hätte Nick sie am liebsten angeschrien. Du hast fünf Minuten Zeit, um dich von Bord zu verpissen. Doch er bewahrte Beherrschung. Er sah voraus, daß ein verfrühtes Berufen auf seine Autorität die Krise verschlimmern müßte. Ehe er irgend etwas anderes unternahm, mußte er feststellen, wie heiß der Boden hier für ihn geworden war, wie weit die Zweifel an seiner Person sich unter der Crew ausgebreitet hatten.
    »Wir unterhalten uns gleich«, fertigte er Mikka ab. »Erst habe ich noch etwas mit Liete zu klären.«
    Eben weil er wußte, daß er Liete noch trauen durfte, zeigte er zunächst ihr seine Verärgerung. »Ich habe dir ’ne Nachricht geschickt. Hast du sie erhalten?«
    »Sie ist eingetroffen.« Liete war zäh; sie schrak nicht zurück, zeigte keinen Bammel. Allen Äußerlichkeiten zum Trotz war sie dieselbe Frau, die Nick in den Arm gefallen war, als er Morn, während sie den Finger auf der Selbstvernichtungsschaltung des Raumschiffs gehabt hatte, zu töten beabsichtigte.
    »Bist du damit verfahren, wie ich’s befohlen habe?«
    »Selbstverständlich.« Lietes Stimme klang nach gelindem

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