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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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verscherbeln, kannte er wohl kaum Skrupel, aber ihnen sich selbst auszuliefern, fiele ihm bestimmt niemals ein. Deshalb mußte er sich alle Optionen offenhalten, bis er wußte, um was es ging. Einige Leute dagegen glauben, du wärst was wert. Ich werde herausfinden, wie’s sich denn nun verhält, ehe ich mir ’ne endgültige Meinung bilde. Wahrscheinlich war diese Überlegung des Kassierers der Grund, warum Davies noch sein Gefangener war; wieso er sich vorerst in Sicherheit befand.
    Deshalb konnte es nur eine Frage der Zeit sein, bis der Kassierer wiederkam, um ihn noch einmal auszufragen. Früher oder später würde er von Davies weitere Informationen über Nick und Morn verlangen.
    Je früher, um so lieber sollte es Davies sein. Am liebsten wäre es ihm jetzt sofort gewesen; solange seine Streßfestigkeit ihn noch aufrechthielt.
    In seiner Zelle gab es eine Sanitäranlage, aber keine Waschgelegenheit. Er hätte sich gerne gesäubert. Schon eine frische Bordmontur – am besten ein für Menschen geeignetes Modell – wäre ihm recht gewesen. Anscheinend schwitzten die Amnion nicht. Das Kleidungsstück, das man ihm in Station Potential ausgehändigt hatte, hatte keinerlei Saugfähigkeit. Mittlerweile war es dermaßen durchnäßt, daß es ihm, wenn er seine Gymnastik und die sonstigen Übungen machte, die Haut scheuerte.
    Voller Erbitterung setzte er unter den Linsen der Kameras seine Körperertüchtigung fort, als bräuchte er sein Lebtag lang keine Pause.
    Los, komm, du Lumpenhund! Komm mir wieder deine Fragen stellen! Fordere mich auf, dir zu erzählen, was vorgeht!
    Gib mir eine zweite Chance.
    Bevor es zu spät ist.
     
    Aber zuletzt bedurfte er doch einer Verschnaufpause. Trotz seiner pränatalen Konditionierung war auch er nur ein Mensch.
    Ohne Zweifel weil der Kassierer es so wollte und geduldig genug war, um diesen Zeitpunkt abzuwarten, schlief Davies, als Kassaforts Herr und Meister kam, um mit ihm zu reden.
    Mitten in Träumen von Schweiß und Amnion hörte Davies mit einem Mal die ironische Stimme des Kassierers. »Ach, sieh an… Der unschuldige Schlummer der Jugend.« Zuerst dachte Davies, es sei die Stimme eines Amnioni. Aber was er roch, ähnelte der muffigen Ausdünstung seines Körpers. »Was für ein Genuß, wenn man derartig friedlich schlafen und so geruhsam träumen kann.«
    Ein Adrenalinschub schreckte Davies so wirksam wie ein Stromstoß ins Wachsein zurück. Doch er blieb vorsichtig. Er öffnete die Lider mit vorsätzlicher Bedächtigkeit.
    Hochgewachsen und dürr wie ein Kadaver stand der Kassierer in seinem unpassenden permanenten Enthusiasmus an der Tür. Diesmal hatte er nur die Frau dabei, die ihn schon beim ersten Mal begleitet hatte, die schöne Frau mittleren Alters; die Person mit der volltönenden Stimme und dem steifen Gang. Vorn im Gürtel der Bordmontur hatte sie einen Stunnerknüppel stecken, als wäre sie sich völlig sicher, ihn nicht verwenden zu müssen.
    Davies wußte nichts über sie, nicht einmal ihren Namen. Aber sie war eine Bundesgenossin des Kassierers. Auf Thanator Minor – im Bannkosmos – war jeder angreifbar, der einen Verbündeten nötig hatte.
    Vollständig hellwach und gänzlich dazu entschlossen, es zu verheimlichen, tastete Davies mit den Fingern nach dem Rand der Pritsche, um sich daran in eine Sitzhaltung hochzuziehen. »Was wollen Sie?« brummelte er, während er sich das Gesicht rieb, als kostete ihn das Aufwachen beachtliche Mühe.
    »Ich möchte ein paar Fragen an dich richten«, stellte der Kassierer mit irreführendem Frohsinn fest. »Sei ein braver Junge und beantworte sie mir.«
    Davies bemühte sich um ein schlaftrunkenes Aussehen. »Lassen Sie mich frei, wenn ich’s tu?«
    Kurz keckerte der Kassierer fröhlich. »Natürlich nicht.«
    Mit einem Aufstöhnen streckte Davies sich wieder auf der Pritsche aus. »Warum sollten mich dann Ihre Fragen interessieren?«
    »Weil ihre Beantwortung weniger schmerzhaft als gewisse andere Maßnahmen ist«, erklärte der Kassierer mit gutmütigem Lächeln. »Wäre ich ein nachsichtiger Mensch – und das bin ich nicht –, könnte ich dir Drogen verabreichen, die dich zum Singen veranlassen. Oder dir ’n Zonenimplantat in den häßlichen Schädel pflanzen, das dir die Entscheidung abnimmt. Oder es wäre möglich« – er hob die Schultern – »es bei dir mit BR-Chirurgie zu probieren, bis du zur Kooperation bereit bist.«
    »Klar, klar…« Sorglos tat Davies die Drohungen ab. »Das alles könnten Sie

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