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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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jung.«
    »Interessant, wie?« Der Mann heftete seinen Glitzerblick erneut auf Davies.
    Unwillkürlich schlang Davies die Arme um den Brustkorb, um etwas von der Wärme zurückzuhalten, die ihm zum Körper hinausdampfte. Dürfte er wieder in die Kosmokapsel steigen und die Luke schließen, könnten die Bordsysteme es ihm ersparen, daß er derartig fror. Doch ohne Zweifel würde der Wächter ihn daran hindern. »Wahrscheinlich kennt ihr meinen Vater«, schnaufte er in unregelmäßigem Ton, weil er ebensowenig den Mund halten konnte wie das Gezitter unterbinden. »Also vermute ich«, fügte er aus reiner Verzweiflung hinzu, »ihr könnt euch denken, daß er es euch übelnimmt, wenn ihr mich erfrieren laßt.«
    Der Wächter hielt die Waffe auf Davies’ Kopf gerichtet und reagierte auf gar nichts. Anscheinend feite seine Sucht ihn gegen Kälte; oder machte ihn wenigstens für das Kältegefühl unempfindlich. »Ich will dir von vornherein etwas erklären«, sagte der Glitzeräugige mit unpassender Kindlichkeit und Übereifrigkeit. »Für mich bist du wertlos. Einige Leute dagegen glauben, du wärst was wert. Ich werde herausfinden, wie’s sich denn nun verhält, ehe ich mir ’ne endgültige Meinung bilde. Aber was mich angeht, bist du nichts als Verschwendung guter Luft. Drohungen helfen dir kein bißchen. Und dein Vater… Ach du meine Güte! Der hilft dir bestimmt nicht.« Der Mann lachte gedämpft. »Falls er überhaupt weiß, daß es dich gibt. Also mach mir keinen Ärger. Sei ein lieber Junge und beantworte meine Fragen… Und warte ab, was passiert. Wie hast du das hingekriegt?«
    Davies verstand alles und gleichzeitig nichts. Angus Thermopyle saß im Gefängnis der KombiMontan-Station. Von seinem Sohn wußte er nichts; und wüßte er von ihm, wäre sein Schicksal ihm vermutlich gleichgültig. Und für Thanatos Minor hatte Davies keine Bedeutung. Ausschließlich für Morn und die Amnion hatte er Wert, und dazwischen stand Nick Succorso, der sich abstrampelte, um beide für seine Zwecke einzuspannen.
    »Was hingekriegt?« fragte Davies mit klappernden Zähnen.
    Allem Anschein nach behagte dem Mann das Geräusch des Zähneklapperns. »Den Kurs der Kapsel zu ändern«, stellte sein nahezu lippenloser Mund klar.
    »Ich hab ihn nicht geändert.« Davies bebte dermaßen, daß sein rechtes Knie nachgab. Hier war nur ein Frachtraum. Nichts als Schotts, sonstige innere bauliche Strukturen und die dünne Verkleidung des Raumschiffs hielten das Schwarz und die absolute Minustemperatur des Weltalls von ihm fern. Ein paar Sekunden lang konnte er auf dem linken Bein noch aufrecht bleiben. Dann sackte ihm auch das linke Knie ein, und er prallte aufs Deck. Sein Mund brachte kaum noch ein Wort heraus. »Das… geht gar nicht.«
    »Ich hab’s dir doch gesagt«, bemerkte die Frau zerstreut.
    »Dann ist das Ganze eine abgekartete Sache«, schlußfolgerte der Mann. »Kapitän Succorso spielt mit unseren Handelspartnern Katz und Maus. Wenn er sich einbildet, er könnte mich in so was hineinziehen, muß er noch weit wirrköpfiger sein, als ich ihn in Erinnerung habe. Wie heißt du?«
    Die Körperwärme wich Davies aus Leib und Gliedmaßen, und mit ihr das Leben. Er hätte herumschreien oder um Gnade flehen müssen. Er sollte die Fragen beantworten. Er tat nichts von allem. »Leck mich doch am Arsch!« sagte er statt dessen, während er vor sich hinzitterte.
    Aus Zorn oder Ereiferung verzog der Mann den Mund noch breiter, bis man die Lippen überhaupt nicht mehr sehen konnte. Jetzt waren sie so bleich wie seine Worte trostlos. »Nun hör mir mal zu. Man nennt mich den Kassierer. Ich werde stets im voraus bezahlt, ehe jemand was von mir bekommt. An Unterkühlung zu sterben, ist ein schöner Tod. Sobald du einschläfst, ist es vorbei mit deinen Sorgen. Aber du kannst nicht sicher sein, daß ich dich erfrieren lasse. So nett bin ich zu niemandem. Du kannst meine Fragen beantworten. Oder du kannst damit warten, bis ich ein klein wenig BR-Chirurgie an dir ausprobiert habe. Also: Wie ist dein Name?«
    Trotz der Eisigkeit bereitete es Davies keine Schwierigkeiten, in seinem Gedächtnis Morns Erinnerungen an die Akademie-Ausbildung zu durchforschen; an der VMKP-Akademie hatte sie den Terminus ›BR-Chirurgie‹ das erste Mal gehört. BR stand für ›bio-retributiv‹. Bio-retributive Chirurgie.
    »Davies«, keuchte er mit einem Schwall von Atemdunst hinaus. »Davies Hyland.«
    Für einen längeren Moment schwieg der Mann. »Na, das ist ja

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