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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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gab es da das Problem des Verkaufs von Menschen an den Bannkosmos. Moralische oder persönliche Bedenken gegen solche Transaktionen kannte der Kassierer einerseits nicht; daran zu zweifeln, sah Nick keinen Grund. Andererseits mußte geradeso sicher davon ausgegangen werden, daß er aufgrund pragmatischer Überlegungen Vorbehalte hegte. Sollte Thanatos Minor den Ruf einer Örtlichkeit erlangen, wo Männer und Frauen in die Gewalt der Amnion gerieten, mochte sich daraus eine Geschäftsschädigung ergeben. Wahrscheinlich flögen weniger Raumschiffe die Schwarzwerft an; es gäbe weniger Reparaturaufträge; weniger Waren würden umgeschlagen.
    Mit Gewißheit dankte er es Nick Succorso nicht, daß er ihn in derartige Probleme verwickelte.
    Allerdings hatte Nick hinlänglich Kredit für die notwendigen Reparaturen; und die Ausführung solcher Reparaturarbeiten erhöhte den Reichtum Kassaforts beträchtlich. Und die Raumschiffe, die die Schwarzwerft zu Reparaturzwecken anflogen, waren gleichzeitig die Lieferanten der Ressourcen und Informationen, nach denen die Amnion regelrecht gierten. Jedes Schiff, das der Kassierer abwies, bedeutete für ihn doppelten Schaden.
    Außerdem mußte man die Situation, in der Morn und ihr verfluchter Balg verkauft worden waren, als einmalig einstufen. Es konnte sein, daß der Kassierer unter diesen Umständen glaubte, zu Nick stehen zu können; wenn auch womöglich nur im geheimen, vielleicht nur passiv.
    Nein, Dankbarkeit brachte er Nick bestimmt nicht dafür entgegen, daß er ausgerechnet jetzt, in dieser Lage, zu ihm kam. Aber noch war es keineswegs ausgeschlossen, daß er den Reparaturauftrag erledigte, den Nick zu vergeben hatte.
    Der erste Hinweis auf seine Einstellung würde der Liegeplatz sein, den die Leitzentrale der Käptens Liebchen bezeichnete: einen Platz im Klientendock oder nur irgendwo auf Reede? Wenn der Kassierer die Besatzung der Käptens Liebchen wie Fremde behandelte, fingen die Schwierigkeiten erst an.
    Als hätte Morn nicht schon genug Unheil angerichtet…
    Bis jetzt hatte Nick keine Ahnung, wie sie es geschafft hatte, aus der Kabine zu fliehen und die Steuerung der Kosmokapsel umzuprogrammieren. Dem Wartungscomputer zufolge funktionierte das Türschloß einwandfrei. Seine Crew gab nichts preis. Irgend jemand hatte ihn hintergangen, aber er wußte nicht, wer – oder warum.
    »Verfluchte Scheiße und elender Dreck«, murmelte er. »Verdammt noch mal, wieso dauert das so lang?«
    Mikka Vasaczk und ihre Schicht hatten auf der Steuerbrücke Dienst, während die Käptens Liebchen auf den Planetoiden zuflog. Sib Mackern hatte die Datensysteme übernommen; er und Alba Parmute mußten den Arbeitsaufwand von drei Personen bewältigen. Aber Scorz gab an den Kommunikationsapparaten einen kompetenten Ersatz für Lind ab, und Ransum kam trotz ihrer unsteten Hände mit der Steuerung gut zurecht. Karster beherrschte die Zielerfassungs- und Waffensysteme in ausreichendem Umfang. Arkenhill, der Scanning-Zweitoperator, war nicht so tüchtig wie Carmel – aber wer wer das überhaupt? –, und so nahe bei Thanatos Minor und in der Nachbarschaft zweier Amnion-Kriegsschiffe hatte das Scanning entscheidende Bedeutung; doch Mikka beobachtete alles, was durch Arkenhills Konsole ging, beinahe so aufmerksam wie Nick selbst, und das sorgte für Ausgleich.
    Auf jeden Fall bewegte die Käptens Liebchen sich ohnehin zu langsam, um ein Gefecht überstehen zu können. Es könnte sein, sie fügte dem Gegner Schaden zu; aber ihre Vernichtung wäre unabwendbar.
    Während sein Raumschiff durch die Anflugstrajektorie auf Kassafort zuhielt, stapfte Nick auf der Brücke hin und her, tobte vor sich hin, als ob ihn im Innern Würmer zerfräßen. Sein kämpferischer Schwung, die konfliktfreudige Streitbarkeit, die gewöhnlich seine Nerven mit wildem Tatendrang belebten, sobald ihm Tod und Untergang drohten, waren verflogen. Die Überzeugung, fähig zu sein, mit jedem fertigzuwerden, war der Furcht gewichen, daß Morn ihm möglicherweise eine zu tiefe Grube gegraben hatte, als daß er je wieder herauskrabbeln könnte.
    Es stand völlig außer Frage: er hätte ihr, als er von ihrer Schwangerschaft erfuhr, die Geschlechtsteile herausreißen sollen, anstatt sie nach Station Potential zu bringen und dort von ihrer Brut entbinden zu lassen.
    Aber natürlich wäre es gescheiter, sich jetzt deswegen nicht zu grämen. Vergangenheit war Vergangenheit. Jene Männer, die sich nach dem umblickten, was sie hinter sich

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