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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Hegemonie.
    Sondern Marc Vestabule.
    Das bedeutete, irgendwer in Station Potential, irgendein Amnion-›Entscheidender‹, hatte die jetzige Situation vorausgesehen. Damit gerechnet, daß die Käptens Liebchen den Hyperspatium-Sprung überstand. Die Möglichkeit in Betracht gezogen, daß Nick sich nach Thanatos Minor flüchtete. Warum sonst sollte Vestabule an Bord der Friedlichen Hegemonie mitgeflogen sein?
    »Teufel noch mal«, murmelte Nick erstaunt vor sich hin, »sie haben überhaupt nicht versucht, uns mit den Komponenten für den Ponton-Antrieb zu killen.« Wider Willen fühlte er sich beeindruckt. »Sie haben die Teile getestet. Uns benutzt, um festzustellen, ob die Komponenten funktionieren.«
    Kein Mitglied von Mikkas Schicht verstand ihn: seine Überlegungen jagten der Brückencrew zu weit voraus. Mikka schnitt eine derartig finstere Miene, daß ihr Gesichtsausdruck einem Ächzen der Niedergeschlagenheit ähnelte. Arkenhill und Karster stierten Nick offenen Munds an. Ransum zappelte in ihrem Sitz, als hätte sie Filzläuse. Und Liete schien zwischen Nicks Exaltiertheit und ihrer Begriffsstutzigkeit zerrieben zu werden.
    Nur Vector erwies sich als so auffassungsfähig, Nicks Gedankengang folgen zu können.
    »Aber wofür waren die Bauteile?« gab er gemessen zu bedenken. »Hätten wir das Überwechseln in die Tach nicht abgebrochen, wären wir umgekommen.« Vielleicht wollte er Nick daran erinnern, daß er ihm die Käptens Liebchen gerettet hatte.
    »Nicht für die Hyperspatium-Durchquerung«, antwortete Nick, als hätte er volle Gewißheit. »Sondern zu Beschleunigungszwecken.« Sein Gemüt blieb nicht weit von Ehrfurcht entfernt. »Man stelle sich mal vor, welchen Kampfwert eine Mühle wie Stiller Horizont bei neunzigprozentiger Lichtgeschwindigkeit hätte.«
    »O mein Gott«, stöhnte Sib.
    Etliche Crewmitglieder fluchten halblaut. Nick überhörte es und vertiefte sich in ergänzende Gedanken.
    Nichts auf der Erde – nichts im gesamten Human-Kosmos – konnte gegen einen Überlicht-Protonenstrahl geschützt werden, den ein mit 0,9 c fliegendes Raumschiff abfeuerte. Für den Fall, daß sie jemals von ihrer Strategie gewaltlosen Imperialismus Abstand nahmen, wollten die Amnion über eine sichere Überlegenheit verfügen.
    Also war der Rummel um Davies Hyland nichts als ein Ablenkungsmanöver. Eine Methode, um ihr Geheimnis zu verschleiern; und gleichzeitig in Kassafort den Ruf ehrlicher Handelspartner zu wahren.
    Nein. Das ging zuweit. Derlei Schlußfolgerungen hatten eine zu große Tragweite, um sie aus so kleinen Indizien abzuleiten. Trotzdem erahnte Nick das Vorliegen dermaßen weitreichender Zusammenhänge, daß er über ihren Umfang höchstens spekulieren konnte.
    Milos Taverner kam nach Kassafort. Mit Angus Thermopyle. Bei vordergründiger Betrachtung ergab sich daraus überhaupt kein Sinn. Bei nochmaligem Nachdenken jedoch stank die Sache gewaltig nach Hashi Lebwohls Machenschaften. Keine Spur von Skepsis hinderte Nick daran, intuitiv diese Verknüpfung herzustellen.
    Über die Natur der Absichten Hashi Lebwohls konnte er bestenfalls Mutmaßungen vornehmen. Doch eigentlich interessierte er sich gar nicht für Lebwohls Vorhaben. Als wichtig erachtete Nick ausschließlich, daß er, sobald Milos mit Angus Thermopyle in Kassafort eintraf, einen Direktkontakt zur VMKP hatte.
    Dieser Kontakt und die neuen Information reichten möglicherweise aus, um die ganze beschissene Vereinigte Montan-Kombinate-Polizei zu seinen Gunsten in Aktion zu versetzen.
    Bis dahin brauchte er nichts als Zeit.
    »Scorz«, sagte er, als wäre seine Ruhe wiedergekehrt, seine Aufgeregtheit wich einer seltsamen Art von Burgfrieden, »gib Vestabule durch, ’n Empfangskomitee ist unterwegs. Daß wir ihm in wenigen Minuten die Schleuse öffnen.«
    Schleunigst gehorchte der Kommunikatoren-Zweitoperator. Nick wandte sich an Liete. »Du bist dran. Nimm dir ’ne Knarre und Simper mit.« Nur um wenigstens diesen einen Amnioni darauf hinzuweisen, daß Nick Succorso alle Bereitschaft hatte, sich zu wehren. »Bring den Klops auf die Brücke.«
    Ehe Liete Corregio das Kommandomodul verließ, blitzten ihre Augen wie zu einer besonderen Form des Saluts.
    Während er ihr nachblickte, spürte Nick Regung in seinem Unterleib. Zum erstenmal seit er über Morns Arglistigkeit Bescheid wußte, begehrte er wieder eine Frau.
     
    Scorz behielt recht: der Unterhändler war kein anderer als Marc Vestabule. Ihn erkannte jeder, der ihn nur einmal gesehen

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