Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
sie sich vor ihm ekelte. Über das Kommandopult hinweg konfrontierte sie sich mit seiner Selbstgefälligkeit.
    »Und das kann ich auch, du verfluchter Dreckskerl!« schrie sie ihn an.
    »Ich bin deine Erste Offizierin, verdammt noch mal! Ich habe zu lange zu dir gehalten, dir viel zu oft deine miese Haut gerettet, um mich derartig behandeln zu lassen. Ist die Lage dir eigentlich noch nicht übel genug? Bildest du dir ein, bloß du würdest dir Gedanken über das machen, was passiert, nur dein Leben hinge hier am seidenen Faden? Wir hängen alle am Fliegenfänger, weil du uns nach Station Potential geflogen, weil du die Amnion beschissen, du Davies verschachert hast. Und nach deinem großkotzigen Schwur, ihn auszuliefern, hast du ihn durch die Lappen gehen lassen. Jetzt hat der Kassierer ihn. Dir ist nichts mehr greifbar, um irgendeinen Handel durchzuziehen. Fliegen wir ab, rösten uns die Amnion-Kriegsschiffe, bleiben wir da, müssen wir verhungern… Vorausgesetzt wir werden nicht ermordet, weil du deinen geschäftlichen Vereinbarungen nicht nachkommst. Und nun…« Sie hämmerte mit beiden Fäusten auf das Kommandopult. »Und nun willst du unter dermaßen verheerenden Umständen auch noch einen elenden Racheplan gegen eine Frau verwirklichen, die für den Kassierer und wahrscheinlich obendrein die Amnion tätig ist! Das ist durch und durch Scheiße, Nick!«
    Mit einem Mal hatte es den Anschein, als ob keinerlei Kraft mehr ihren Wutanfall speiste. »Und ich wäre nicht mehr als ’n Stück Scheiße wert«, beendete sie ihren Ausbruch der Erbitterung in einem Tonfall, der an die Mattigkeit in Sibs Stimme erinnerte, jedoch ohne Furcht – ohne die geringste Spur von Furchtsamkeit –, »wenn ich nicht versuchte, dich an diesem Blödsinn zu hindern.«
    Auf der Steuerbrücke herrschte eine Stille wie in einer Gruft. Niemand an Bord hatte Nick je auf solche Art und Weise herausgefordert. Nicht einmal Orn Vorbuld, von dem versucht worden war, Nicks neues Liebchen zu vergewaltigen – und überdies zu seinem Schutz in den Computern ein Virus versteckte –, hatte sich so etwas herausgenommen.
    Unvermittelt verfiel Nick in Gelächter. Er hatte gar keine andere Wahl, als zu lachen, denn andernfalls wäre er in Geschrei ausgebrochen. Mikkas Aufstand stürzte ihn zurück ins Fegefeuer der Furcht und des Furors, das ihn im Panzergewölbe des Kassierers beinahe verzehrt hätte. Es konnte nur noch einen Moment dauern, und er schlug seine Erste Offizierin mit den bloßen Fäusten tot.
    »Schon gut, Mikka, schon gut«, prustete er. »Ich sehe, wie sehr du dich aufregst. Aber du gehst von falschen Annahmen aus. Du glaubst, du wüßtest, was los ist.« Du glaubst, ich wäre schon unterlegen. »Und in gerade dieser Hinsicht täuschst du dich. Und das wiederum ist der Grund, weshalb…«
    »Nick«, quatschte Scorz bang dazwischen, »der Emissär ist da.«
    Halt deine Schnauze, wenn dir dein Leben lieb ist! hätte Nick ihn ums Haar angebrüllt. Doch Lietes Miene hielt ihn zurück. In ihren Augen schimmerte Erregung… Nein, Vertrauen. In ihrem Blick stand genau der Ausdruck vollkommenen Zutrauens, der Bereitschaft zur vollständigen Selbstaufopferung, nach dem er sich von ganzem Herzen sehnte.
    Mikka brachte ihm diese Bereitwilligkeit momentan nicht entgegen. Weil sie Mikka war, hatte sie vielleicht nie in bezug auf irgend etwas so empfunden.
    Aber Liete Corregio blieb bis zum Äußersten auf Nicks Seite.
    Also war jedes Herumbrüllen überflüssig. Ebenso unnötig war es, Mikka totzuprügeln. Oder sich gegen ihre Vorwürfe zu wehren. Plötzlich fühlte Nick sich wieder völlig ruhig. »Wer ist’s denn diesmal?« fragte er Scorz.
    Rings um Nick schien sich ein Seufzen der Erleichterung oder Bestürzung im Kommandomodul auszubreiten. »Vorgestellt hat er sich nicht«, gab Scorz Auskunft, als müßte er gegen einen Klumpen in seiner Kehle anröcheln. »Aber ich glaube, es ist derselbe Lumpenhund wie beim letzten Mal.«
    Unwillkürlich prallte Nick zurück, als hätte jemand ihm eine Ohrfeige versetzt. »Er?« entfuhr es ihm. Augenblick verflog seine Gelassenheit, zerstob im Handumdrehen. »Er ist hier?«
    »Ich glaube es«, schränkte Scorz zögerlich ein. »Er hört sich genauso an.«
    Schlagartige Erleuchtung durchzuckte die Synapsen in Nicks Hirn wie ein Laserstrahl. Seine Nerven schienen von kohärentem Licht zu gleißen. Derselbe Halunke, den sie das letzte Mal geschickt hatten. Keinen normalen Amnioni von der Friedlichen

Weitere Kostenlose Bücher