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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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gerichteten Racheträume eine Aussicht auf Verwirklichung.
    Er wünschte, er hätte ihren Namen früher erfahren. Es hätte dazu beigetragen, seinen Vergeltungsplänen vielfältigeren Gehalt zu verleihen.
    Das Grinsen in seinem Gesicht glich einer Waffe, während er die Konnexblende ins Kommandomodul durchquerte.
     
    Mikka und ihre Schicht hatten noch Dienst. Ein paar Mitglieder der Brückencrew hockten nur herum und warteten offenbar auf nichts anderes als Nicks Rückkehr. Mehrere andere – Arkenhill, Sib Mackern und Mikka selbst – sahen sich operationale Daten der Planetoidenbasis an, als hofften sie, aus diesen Informationen Aufschlüsse über das künftige Los ihres Raumschiffs ablesen zu können.
    Aber jetzt waren sie nicht mehr allein. Neben Mikka stand Liete Corregio. Geradeso wie Mikka erregte sie den Eindruck, sämtliche Anzeigen der Kommandoposition ebenso wie die Sichtschirme unter umfassender Beobachtung zu haben. Und an der technischen Station hatte Vector Shaheed Platz genommen. Für einen zum Tode Verurteilten wirkte er bemerkenswert phlegmatisch; sein Anblick erinnerte Nick daran, daß er den Bordtechniker stets gemocht hatte. Vector brachte wenigstens genug Mut auf, um sich ohne jedes Selbstmitleid mit Tatsachen abzufinden. Vielleicht brauchte Vector, überlegte Nick in einer Aufwallung von Nachsicht, doch nicht zu sterben. Tüchtige Bordtechniker waren schwer aufzutreiben.
    »Nick«, sagte Mikka, als ob sie den Anwesenden sein Erscheinen meldete. Gleichmütig stemmte sie sich aus dem G-Andrucksessel hoch, um das Kommando abzutreten.
    Nick winkte ab. Er fühlte sich viel zu aufgewühlt zum Sitzen. Außerdem gab es gegenwärtig an der Kommandoposition ohnedies nichts zu tun. Er schaute auf der Steuerbrücke umher; flüchtig schenkte er Vector ein beinahe gütiges Lächeln. »So«, fragte er dann in fast gleichmütigem Ton, »wo steckt dieser dämliche ›Emissär‹?«
    »Kommt drauf an, wie schnell er geht«, lautete Mikkas gedämpfte Auskunft. »Uns ist mitgeteilt worden, er sei unterwegs. Er müßte innerhalb der nächsten fünf Minuten da sein.«
    Forsch-fröhlich nickte Nick. Die Wahrscheinlichkeit, daß der Amnion-Unterhändler sich mit Drohungen einfand, beunruhigte ihn nicht. Er kannte längst die Natur der Gefahr. Nur wußte er noch nicht, wie ernst es den Amnion damit sein mochte, ihre Drohungen wahrzumachen.
    »Nick«, fiepte Sib, der an den Datensystemen saß, »dieses Schiff, Sturmvogel …« Seine Stimme klang nach Ermüdung und Sorge; er fürchtete Nicks Ungnade.
    Noch geneigt zu Anwandlungen der Hochherzigkeit, unterbrach Nick ihn. »Ich weiß schon Bescheid. Früher hieß der Kahn mal Liquidator. Die Kapitänin war Illegale, lange bevor jemand daran gedacht hat, Stationen wie Kassafort zu etablieren. Damals hat sie direkt an die Amnion verkauft.« Das war lediglich eine Unterstellung; die Frau, die sich jetzt Sorus Chatelaine nannte, hatte ihm die Identität ihrer Abnehmer nie enthüllt. Aber er glaubte, daß sie es getan hatte. »Kann sein, daß sie noch immer für sie arbeitet.«
    Da schob er, indem er einer plötzlichen Eingebung folgte, den Kopf zwischen Mikka und Liete. »Sie ist das Biest«, flüsterte er dicht an ihren Ohren so leise, daß nur sie es hören konnten, »das mir mein Gesicht zerschnitten hat.«
    Ähnlich wie Mikka ließ sich Liete nicht nachsagen, sie wäre sonderlich schön. Sie hatte zu grobe Gesichtszüge; ihre Lebenstüchtigkeit war zu offensichtlich. Doch Nick fand, daß die Überraschung und der instinktiv aufgeflackerte Zorn auf ihrem kleinen, dunklen Gesicht ihr zu eigentümlichem Reiz verhalf.
    »Knöpfen wir sie uns vor?« erkundigte sie sich kaum vernehmlich.
    Ist es das, um was es hier geht?
    »Na sicher«, verhieß Nick.
    »Gut«, antwortete Liete gedämpft, indem sie sich ihm mit einer Entschlossenheit zudrehte, als verspräche sie ihm allen Beistand, den sie zu bieten hatte.
    »Prächtig«, schnaubte Mikka. Nicks Äußerung hatte ihre mürrische Miene zu einer Fratze verzerrt. »Genau das, was wir noch brauchen.«
    Ihre Feindseligkeit eignete sich dazu, Nick gehörig die Stimmung zu verderben. Er legte seinen Mund an ihr Ohr. »Ich habe dich gewarnt«, sagte er unterdrückt, aber mit unmißverständlicher Deutlichkeit. »Wenn du so eine Haltung zu mir einnimmst, mußt du sie auch rechtfertigen können.«
    Ihre Reaktion verdutzte ihn. Unerwartet wie eine Stichflamme fuhr sie zurück, schoß aus dem Sitz empor und suchte von Nick Abstand, als ob

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