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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Sicherheitsdienstleiter der KombiMontan-Station nicht über den Weg. Schön und gut. Angus traute ihm ebensowenig. Aber sein Mißtrauen – nein, sein zwangsläufiger, zutiefst empfundener Abscheu – war gleichermaßen allgemeinerer wie besonderer Natur. Vermutlich argwöhnten Dios und Lebwohl, Taverner könnte die Aktion auffliegen lassen. Angus sah genau voraus, daß Taverner es dabei nicht bewenden ließe; er würde noch viel weiter gehen. Wochen des Stunnens, Hungers und der Mißhandlungen – gar nicht zu reden vom Geschmack der glühenden Niks auf der Zunge und der aufgeleckten Scheiße – hatten Angus zu einem gewissenhafteren Kenner von Taverners Charakter gemacht, als jeder Polizist es jemals sein konnte.
    Er wollte über Taverner buchstäblich alles erfahren, weil er den Vorsatz gefaßt hatte, ihn mit den bloßen Händen zu kastrieren und ihm danach die Eingeweide aus dem Leib zu reißen; und jede Tatsache, die er beobachten, jede Spur einer Schwäche, jede Andeutung einer Absicht, die er bemerken konnte, mochte für ihn eine Hilfe sein, um seinen Wunsch zu verwirklichen.
    Auf diese Weise focht er um seinen inneren Zusammenhalt.
    Noch sechs Stunden Flugzeit trennten die Posaune von Thanatos Minors Astro-Reede, als Milos Taverner seine Funktätigkeit beendete. Die Nik, die ihm aus dem Mund hing, verbarg seine Befriedigung; die eigentümlichen Flecken seiner Kopfhaut und die für einen so reinlichen Menschen untypischen Flecken auf seiner Bordmontur ließen sich irgendwie schlecht mit Selbstgefälligkeit vereinbaren. Doch Angus spürte sie von seinem ›Ersten Offizier‹ emittieren wie eine elektromagnetische Aura. Mittlerweile hatte er Taverner haargenau durchschaut, begriff jede Schattierung seines stur wählerischen Naturells. Taverner war mit sich zufrieden. Was er getan hatte, um Angus zu erniedrigen, befriedigte ein altes Gelüst. Und seine Funksprüche – zwecks Geheimhaltung chiffriert und per Richtstrahl abgeschickt – kitzelten ihn mit einem Machtgefühl, von dem er anscheinend glaubte, man merkte es ihm nicht an.
    Ein Teil Angus’ amüsierte sich darüber mit hämischem Vergnügen; er lechzte danach, Taverner so klein zu machen, daß er unter jede Tür paßte. Ein anderer Teil arbeitete mit willensunabhängiger Effizienz an der Entschlüsselung der Funksprüche. Ein weiterer Bestandteil maß den Abstand zu Taverners G-Andrucksessel und die Entfernung nach Kassafort, erwog Möglichkeiten. Und wieder ein anderer Teil wartete… Wartete…
    Taverner stieß sich aus dem Sitz ab, schwebte durch die Nullschwerkraft, zog Schleier blauen Dunsts nach. »Ich muß mich ausruhen«, sagte er, als spräche er gar nicht mit Angus. »Geben Sie mir Bescheid, falls was Neues anliegt, Josua.«
    Wie ein schlecht aufgeblasener Ballon segelte er auf die Konnexblende zu, durch die man aus dem Kommandomodul Zugang in den Rest des Raumschiffs hatte.
    Angus spürte nachgerade körperliche Erleichterung, als Milos Taverner die Steuerbrücke verließ. Vielleicht konnte er sich nun vollständig auf die Dechiffrierung der Codes verlegen.
    Doch die Vorstellung, die Leistung seines Interncomputers beschleunigen oder überhaupt bloß beeinflussen zu können, erwies sich als Wunschdenken. Der Mikroprozessor arbeitete aus immanenten Gründen mit eigenen Geschwindigkeiten. Und er nahm Angus auch andersartige Entscheidungen ab. Ganz im Widerspruch zu seiner fragmentierten Wut und Not spürte er unvermutet Schläfrigkeit. Anscheinend war seine Programmierung zu der Einschätzung gekommen, daß er gleichfalls Ruhe brauchte.
    Zu allem anderen außerstande, lehnte er den Hinterkopf in den G-Andrucksessel und trieb ab in die dunkle Schnittstelle zwischen seinem Geist und dem Apparat, der ihn beherrschte.
    Während ihm die Besinnung schwand, schimpfte er in der abstoßendsten Weise auf Hashi Lebwohl; dadurch jedoch änderte sich gar nichts.
    Falls er träumte, nahm sein Data-Nukleus davon keinerlei Kenntnis.
    Vier Stunden später war er so plötzlich wieder hellwach, als hätte er keine Minute lang geschlafen. Kaum öffnete er die Augen, erkannte er mit einem seltsamen Gefühl der Desorientierung, daß er alles wußte, was sich im Laufe seines Schlafs ereignet hatte: Verkehrsinformationen Kassaforts, die relative Position der Posaune, die Flugbewegungen anderer Raumschiffe im Umkreis des Planetoiden, alles war in seinem Interncomputer gespeichert und einsehbar. Während er die Daten sichtete, rechnete er halb damit, im Schlaf mit der

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