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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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geisterhaften Spinnweben oder Gespinsten in vielfältigen Farbschattierungen, die sein grob-feststofflicher Körper, sobald er sie durchschritt, zerfetzen mußte. Doch schon ehe er das erste Feld erreichte, wußte er, daß er keinem Risiko entgegenging. Seine spektralerweiterte visuelle Wahrnehmung bestätigte die Informationen des Data-Nukleus: der Interncomputer und die Zonenimplantate, seine Laser und Akkus verursachten in der zartschimmernden Aura der Detektoren Kassaforts nicht das schwächste Kräuseln. Hashi Lebwohl hatte ohne jede Frage sein Handwerk verstanden, als er Angus’ Ausrüstung konzipierte.
    Gleichmütig stellte Angus das Fehlen von Wachpersonal fest. Das war gut; günstig jedenfalls, betrachtete man es aus Lebwohls Perspektive. Es hieß, daß der Kassierer entschieden hatte, Angus’ Geschichte offiziell nicht anzuzweifeln. Statt dessen baute er darauf, daß Zeit und achtsame Beobachtung ihm die Wahrheit offenbarten.
    Angus war nicht überrascht. Der Kassierer behandelte Leute, die zu seinen Einkünften beitrugen, grundsätzlich höflich. Er spionierte jedem nach; aber leichtfertig zahlungskräftige Kunden zu vergraulen, lag ihm fern.
    »Kommen Sie«, raunte er über die Schulter Taverner zu. »Gefahrloser könnt’s gar nicht sein.«
    Ohne seinen ›Ersten Offizier‹ eines Blicks zu würdigen, näherte Angus sich der Rezeption.
    Dort gab es selbstverständlich Wachen; doch Angus verschwendete an sie keinerlei Aufmerksamkeit. Als Taverner ihn endlich einholte, hatte er schon an einem Computerterminal die Kredit-Verifikation aufgerufen und auf Stimmprofil-Prüfung eingestellt. Brüsk winkte er Taverner heran. »Na los, Sie sind dran«, brummelte er. »Nennen Sie dem lieben Compu Ihren Namen, damit wir Ihren Schotter verjubeln können.«
    Milos Taverner biß die Zähne zusammen und ließ vom Computerterminal als Id-Probe ein Stimmprofil aufzeichnen. Sein bitterböser Blick rechtfertigte die Vermutung, daß er über neue Methoden nachdachte, um Angus zu demütigen.
    Mit einem Feixen, das die Furcht vertuschen sollte, die ihm den Magen verkrampfte, forderte Angus beim Terminal zwei Zimmer in einem Hotel- und Restaurationsbetrieb im Vergnügungsviertel an.
    Natürlich hätten er und Taverner in der Posaune bleiben und dort vergleichsweise ihre Ruhe haben können. Und zweifellos observierte der Kassierer jedes Zimmer, das sie beide in Kassafort mieteten. Aus genau diesem Grund jedoch waren sie in einem Hotel sicherer. Über Leute, die sich nicht vor ihm versteckten, zerbrach der Kassierer sich weniger den Kopf.
    Weil Angus seinen Begleiter das Gruseln lehren wollte, buchte er Zimmer in einer Absteige namens Galacto-Grotte, die ihren Standort ungefähr in der Mitte des Vergnügungsviertels hatte. Danach packte er Taverner am Arm. »Sehen Sie’s von der nützlichen Seite«, flüsterte er in bissigem Ton. »So können all die Schweinehunde, an die Sie Funksprüche geschickt haben, Sie finden, indem sie bloß nachfragen.« Er schaltete den Monitor aus. »Ist das nicht dufte? Und Sie können sich treffen, mit wem Sie wollen, ohne erst« – er tippte an seinen Schädel – »Lebwohl um Erlaubnis zu fragen.«
    »Tausend Dank«, entgegnete Taverner, indem er sich darum bemühte, Angus’ nicht an Boshaftigkeit nachzustehen. »Ich hätte nicht gedacht, daß alles so ’n Kinderspiel ist.«
    »Ist es auch nicht.« Angus bleckte das Gebiß. »Ich versuche nur, Ihnen ’n falsches Gefühl der Sicherheit zu suggerieren.«
    »Bitte drohen Sie mir nicht mehr«, murmelte Taverner ihm finster zu. »Ich habe schon jetzt derartigen Schiß« – er sah Angus direkt an –, »daß er mir gleich abgeht.«
    Für einen Moment verstärkte Angus den Druck seiner Faust um Taverners Arm. »Ich weiß. Aber Sie sollten lieber vorsichtig damit sein, was Sie dann anfangen. Irgendwann werde ich Ihnen dabei bestimmt noch den Sack abbeißen. Ziehen wir los?«
    Er gab Taverners Arm frei und deutete in die Richtung der Lifts.
    Taverner folgte ihm wie jemand, den es dermaßen beanspruchte, raffinierte Mordmethoden auszubrüten, daß er an nichts anderes denken konnte.
     
    Das Vergnügungsviertel war nicht Kassaforts einzige Sektion, in der sich Hotels ballten, aber sie war größer als die Alternativen. Gelegentlich hatte der Kassierer Gäste, an denen er so weitgehendes persönliches Interesse hegte, daß er ihnen eine private Unterbringung anbot. Manchmal war ein Kapitän dazu bereit, die höheren Kosten für besser eingerichtete und

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