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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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trübten die Bordatmosphäre mit CO2 und Furcht, verstopften die Skrubber. Die Scanning und Datensysteme-Operatoren verständigten sich in knappen, abgehackten Sätzen, machten ihre Meldungen auf eine Weise, daß ihre Äußerungen unterdrückten Schreien glichen. Die Funkoffizierin schnauzte auf einen Gesprächspartner beim Kosmo-Industriezentrum Valdor ein, forderte Beistand und Informationen. Ununterbrochen quäkten Stimmen aus Interkom-Apparaten, weil die Brückencrew Fragen an die anderen Stationen des Kreuzers stellte oder deren Fragen beantwortete. Spürbar rumorte Schub durch den Rumpf des Raumschiffs. Bisweilen klang es, als ob die bauliche Struktur der Rächer unter der Beanspruchung knarrte und ächzte. Die Salven der Materiekanonen durchdrangen den Raumer mit hörbarem Zischen.
    Es hatte den Anschein, als ob die Männer und Frauen rings um Min sich ständig duckten und zusammenzuckten. Sie selbst bewegte sich ähnlich. Die Mitglieder der Brückencrew durften in unterschiedlichem Maß als Veteranen gelten, sechs Monate Kampftätigkeit auf Leben und Tod im Massif-5-System hatten sie abgehärtet. Min war an Gefechtsbedingungen so gewöhnt, daß sie ihre banaleren Schwierigkeiten kaum noch zur Kenntnis nahm. Trotzdem wurden sie allesamt wie Säcke in den G-Andrucksesseln durchgeschüttelt, von der komplizierten Wechselhaftigkeit des Oszillierens miteinander in Konflikt befindlicher Navigationsvektoren ständig hin- und hergeworfen. Die Rächer schien sich im All umherzuwerfen, um dem Tod von der Schippe zu springen.
    Kapitänhauptmann Ubikwe thronte inmitten des Stimmengewirrs und der Zwänge, der pausenlosen Anforderungen und des permanenten Entscheidungsdrucks, als wäre er gegen jede Art von Chaos gefeit. Er erweckte den Eindruck, als wäre seine bullige Gestalt unverrückbar mit dem Andrucksessel verschmolzen; als ob er die feste Drehscheibe abgäbe, um die sich die Nöte und das Ringen der Rächer drehten. Wiederholt mußte Min die Hände um die Armlehnen des G-Andrucksessels klammern, weil sie nie wußte, nach welcher Seite der Polizeikreuzer als nächstes krängte; Dolph hingegen sah sie niemals an seinem Platz schaukeln oder sich abfangen.
    Sie sah ihn gern so in seiner Funktion. Er war gut. Natürlich hätte sie es vorgezogen, selbst das Kommando zu übernehmen; den Kreuzer als ihre persönliche Waffe zu verwenden. Ihre Fäuste glühten, gierten nach Taten. Aber da ihr Rang verlangte, daß sie Dolphs Position an Bord seines Schiffs respektierte, freute sie sich über seine Tüchtigkeit. Sie war froh darüber, mit ihm statt mit einem vorsichtigeren oder phantasieloseren Kommandanten in Aktion zu stehen.
    Der Brand war gelöscht worden; das mußte eindeutig als vorteilhafte Entwicklung eingestuft werden. Durch das zwischen die Schotts gepumpte Plexuloseplasma-Dichtungsmittel waren die heißen Flammen erstickt worden. Hargin Stoval und zwei Kameraden hatten Hitzschläge und Verbrennungen erlitten, lagen im Krankenrevier; bei ihrem schonungslosen Einsatz hatten sie die Toleranzwerte der EA-Anzüge überschritten, so daß einige Anzugsysteme versagten. Die Wartungsabteilung hatte die Einschätzung der vom Brand angerichteten Schäden noch nicht abgeschlossen. Aber der Rächer und ihrer Besatzung drohte von dem Brand keine Gefahr mehr.
    Allerdings konnte man es keinesfalls als gefahrlos bezeichnen, im Zustand der Erschöpfung, mit einem beschädigten Raumschiff, einer ausgefallenen Sensorgruppe und Drallverschiebung ein Gefecht gegen ein mit einem Superlicht-Protonengeschütz bewaffnetes Amnion-Kriegsschiff aufzunehmen.
    Die schlechte Neuigkeit war, daß der Plexuloseplasma-Vorrat der Rächer nahezu verbraucht war; falls sie im Laufe des Gefechts ein Leck davontrug, war sie so gut wie erledigt.
    Um das Alien-Raumschiff einzuholen, war die Rächer ihm zu langsam gefolgt. Obwohl Min eine Miene grimmiger Entschlossenheit bewahrte, hatte dieser Umstand ihr schwere Sorgen bereitet. Doch Dolphs Lagebeurteilung erwies sich als richtig, als die Defensiveinheit der BehemothKlasse in Flugrichtung auf das Zentrum des Asteroidenschwarms, in dem Deaner Beckmann sein Schwarzlabor etabliert hatte, ein brutales Bremsmanöver durchführte. Dadurch hatte die Rächer aufholen können.
    Sobald die Rächer in Schußweite gelangte, hatte das Alien-Raumschiff damit angefangen, aus der Bordartillerie Salven auf sie abzufeuern. In regelmäßigen Abständen schoß das Superlicht-Protonengeschütz, drohte in zehntausend Kilometer

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