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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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hat acht Einheiten in unsere Richtung abkommandiert. Vorwiegend Kanonenboote, einen leichten Kreuzer. Aber wir sind zu weit abseits der regulären Flugrouten. Normalerweise patrouilliert die Schutztruppe hier nicht. Das erste Kanonenboot wird erst in elf Stunden in einer Reichweite sein, aus der es uns Beistand leisten kann.«
    Elf Stunden! Min schnaubte. Überrascht war sie indes nicht. Im Rahmen des Alltäglichen verirrte Raumschiffsverkehr sich nie in die Nähe von Asteroidenschwärmen. Dennoch wurmte sie die Verzögerung.
    »Deshalb sind in unserem Umkreis keine Handelsschiffe«, fügte Cray hinzu, »die das KIZ zu uns umleiten könnte. Vorerst sind wir auf uns allein gestellt.«
    »Und was ist mit unserer Ablösung?« fragte Dolph. »Das VMKP-HQ muß doch, bevor wir heimgeflogen sind, eine Einheit abkommandiert haben, die unseren Patrouillendienst übernommen hat.«
    Der Sarkasmus in seinem Tonfall mochte gegen Min gerichtet sein; sie nahm ihn jedoch nicht persönlich.
    »Aye, Kapitän«, rief Cray überlaut; sie antwortete immer zu laut. »Valdor teilt mit, daß eine Stunde vor unserem Abflug die Vehemenz eingetroffen ist.«
    Vehemenz, wiederholte Min in stummem Hohn. Dem Schiff ließ sich nicht nachsagen, daß es sich im Massif-5-System je mit Ruhm bekleckert hätte. Für sein Fehlverhalten in seiner Eigenschaft als ihr Kommandant war Nathan Alt disziplinargerichtlich abgeurteilt worden. Schon sein Vorgänger war gänzlich inkompetent gewesen. Und spätere Offiziere und Besatzungen hatten sich kaum besser bewährt. Anscheinend waren manche Raumschiffe, hätte man glauben können, regelrecht verhext, zu einer Laufbahn der Nichtswürdigkeit verurteilt, an der menschlicher Wille und menschliche Fähigkeiten nichts ändern konnten.
    »Ich erfahre gerade«, erklärte die Funkoffizierin, »daß sie wie rasender Racheengel durch die Gegend stocht, überall gleichzeitig zu sein versucht. Gegenwärtig ist sie allerdings auf der anderen Seite des Großen Massif 5.« Und hinter dem Stern unansprechbar. »Man kann sie nur anfunken, indem man Erzumladedepots und andere Raumschiffe als Relais verwendet. Aber selbst wenn sie wüßte, daß wir dringend ihren Beistand brauchen, würden vierzig oder fünfzig Stunden vergehen, bis sie hier ankommt.«
    »Na also«, knurrte Dolph Ubikwe. »Wunderbar! Wir sind also auf uns selbst angewiesen. Manchmal glaube ich, der Weltraum ist einfach zu groß, verdammt noch mal. Daß wir unsere Zeit damit vergeuden, uns in die Tasche zu lügen, wir könnten ihn ›beherrschen‹.«
    Seine Bemerkung hörte sich beinahe belustigt an.
    »Wir müßten wissen«, meinte er in versonnenem Ton, »warum dieses Schiff« – mit dem Kinn deutete er auf das Radarecho der Defensiveinheit – »ausgerechnet diesen Teil des Asteroidenschwarms für so ungeheuer interessant hält. Hat irgendwer dazu einen Einfall? Porson, erkennen Sie irgendwelche Hinweise, die uns dabei nützlich sein könnten, Schlußfolgerungen zu ziehen?«
    Was wir tatsächlich wissen müssen, dachte Min, ist der Inhalt der verschlüsselten Nachricht, die Warden Dios durch Angus Thermopyle an Nick Succorso übermittelt hat. Offenbar konnte man keine sinnvolle Strategie festlegen, solange sie nicht wußten, wo sich die Posaune finden ließ. Noch wichtiger war jedoch, daß man an Bord der Rächer nicht zu beurteilen vermochte, ob der Interspatium-Scout es wert war, für ihn das Leben zu wagen, ohne nur zu ahnen, was Warden Dios eigentlich von Thermopyle, Succorso und ihrem Raumschiff wollte. Bedauerlicherweise hatten die dienstfreien Kommunikationsspezialisten der Rächer bisher mit der Entschlüsselung des vom VMKP-Polizeipräsidenten aufgefangenen Funkspruchs keinen Erfolg gehabt.
    Damit blieb für Min nur die Beantwortung einer grundsätzlichen, wesentlichen Frage möglich. Vertraute sie ihm? Selbst jetzt noch, nachdem er Isaak/Angus der Befehlsgewalt Nick Succorsos unterstellt hatte?
    Natürlich. Welche Wahl hatte sie denn?
    Er hatte ihr mitgeteilt, daß Morn Hyland lebte.
    »Viel kann ich nicht sehen, Kapitän«, gab Porson angespannt Auskunft, »falls man bei dieser Schießerei überhaupt von ›sehen‹ reden kann. Aber irgend was ist da…«
    Min drehte ihren Sitz, heftete die Aufmerksamkeit wie ein Falke auf den Scanningoffizier.
    »Aus dieser Entfernung«, erläuterte er überflüssigerweise, »hat der Asteroidenschwarm Ähnlichkeit mit einem soliden Stück Stein. Magnet- und Gravitationsdruck erzeugen ’ne Menge elektrostatischer

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