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Amnion 4: Chaos und Ordnung

Amnion 4: Chaos und Ordnung

Titel: Amnion 4: Chaos und Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Ziel wissen. Aber falls Sie eine Frage gestellt haben« – er hob die wuchtigen Schultern –, »muß ich sagen, wahrscheinlich in drei bis vier Monaten.«
    Andernorts und zu anderer Zeit hätte Min darüber geschmunzelt. Sie kannte den Mann gut. Vor zehn Jahren harte er das erste Mal an der VMKP-Polizeiakademie ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen, wo sein Hang zur Insubordination und seine miesen Noten ihm fast die Übernahme ins Dienstverhältnis verdorben hätten. Min persönlich hatte gegen den Willen des Leiters der Akademie gehandelt und Dolph Ubikwe zum Leutnant befördert. Ungeachtet seiner Abneigung gegen Disziplin, die sich sowohl in seinen nachlässigen Lernbemühungen wie auch dem exzessiven Übergewicht niederschlug, hatte sie damals bei ihm eine noch unentfaltete emotionale Stärke erahnt, ein potentielles Charisma, das Warden Dios’ Persönlichkeit glich. Er konnte zu einem tüchtigen Führer werden, falls er je lernte, wann und wie er diesen Vorzug einsetzen mußte. Seither hatte er Mins Urteil gerechtfertigt, indem er rasch zum Kommandeur eines eigenen Polizeiraumschiffs aufstieg. Unter günstigeren Verhältnissen hätte sie nicht die geringsten Vorbehalte dagegen gehabt, ihn zur Ausführung der Befehle Warden Dios’ heranzuziehen.
    »Wäre es lediglich eine Frage«, antwortete sie, indem sie seinen verkniffenen Blick erwiderte, »wäre ich bestimmt nicht hier an Bord.« Sein Mund zuckte. »Dann sollte die Direktorin der Operativen Abteilung uns vielleicht liebenswürdigerweise mitteilen, wohin wir zu fliegen haben. Wissen Sie, das hat entscheidende Bedeutung. Kurs, Geschwindigkeit, alle diese lästigen, aber unentbehrlichen Kleinigkeiten, die man kennen muß, um das Hyperspatium zu durchqueren.«
    Nun lächelte Min. Ihr Lächeln war von der Humor- und Trostlosigkeit eines Polarwinds. »Das Ziel ist der Kombi-Montan-Asteroidengürtel«, gab sie gelassen Auskunft, ohne an seinem Sarkasmus Anstoß zu nehmen. »Am Rande des Bannkosmos.«
    Sofort konnte man auf der Brücke neue Spannung spüren. »O weia, o weia«, murmelte der Datensysteme-Offizier. Und der Mann am Zielcomputer stieß ein derbes »Scheiße!« hervor, als glaubte er, Min könnte ihn nicht hören.
    An Ubikwes Mundwinkel zuckte ein Muskel, als ob er erschräke. »Und warum, um Himmels willen«, wollte er von Min erfahren, »sollen wir ausgerechnet dort hindüsen?«
    Sie schnauzte ihn nicht an. Ebensowenig wich sie seinem Blick aus. Sie hätte von der Rächer-Besatzung blinden Gehorsam verlangen können – sie konnte fraglose Folgsamkeit von jeder Schiffsbesatzung der VMKP-Flotte fordern –, aber dazu hegte sie keineswegs die Absicht. Erstens war sie der Ansicht, der Besatzung des Raumkreuzers eine Erklärung schuldig zu sein. Zweitens wußte sie, daß Dolph Ubikwe ihr bessere Dienste leistete, wenn er er selbst sein durfte.
    »Weil zur Zeit eine verdeckte VMKP-Aktion gegen die Schwarzwerft auf Thanatos Minor stattfindet«, antwortete sie. »Wie Sie sich gewiß erinnern, befindet dieser Planetoid sich in relativer Nähe des Kombi-Montan-Asteroidengürtels im Bannkosmos. Seit nahezu einem Jahrzehnt nutzen Illegale den Asteroidengürtel, um unbemerkt Thanatos Minor anzusteuern. Die Amnion tolerieren Einflüge zwar aus keiner anderen, aber aus der Richtung des Planetoiden. Während wir jetzt diese Unterhaltung führen, ist eine VMKP-Aktion gegen die Schwarzwerft in vollem Gang. Ich bin die Art der Aktion hier nicht zu diskutieren bereit und kann nur wiederholen, daß sie verdeckt abläuft. Folgendes ist momentan der maßgebliche Punkt. Es werden sich Konsequenzen ergeben. Was für Konsequenzen, habe ich keine Ahnung. Ich kann es nicht wissen. Möglicherweise gibt es Überlebende.« Morn Hyland könnte überleben… »Überlebende aus unseren Reihen oder überlebende Illegale auf der Flucht. Oder es könnte ein großangelegter Vergeltungsschlag der Amnion die Folge sein.«
    Ehe sie ihren Schlußsatz sprach, borgte sie sich einen guten Teil der Überzeugungskraft Warden Dios’ aus; von ihrem eigenen Überzeugungsvermögen war zuwenig übriggeblieben. »Aber egal wie es kommt, der Auftrag lautet, auf alles gefaßt zu sein und darauf zu reagieren.«
    Die Brückencrew starrte sie an. Ausnahmslos hatte man inzwischen die Sessel ihr zugedreht. Aus den G-Andrucksesseln – Kommandokonsole und Kommunikationspult vor ihr, Technikkonsole und Datensysteme an den Seiten, Scanning, Steuerung und Zielcomputer kopfüber oben – musterten die Leute sie

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