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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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los? Was hat Angus mit ihm gemacht? Aber Angus kam ihr zuvor, indem er Direktorin Donners Frage beantwortete.
    »Klar.« Ruckartig wandte er sich von den Bildschirmen ab. Ein Feixen entblößte seine gelblichen Zähne. »Ich verrat’s Ihnen. Ihr teurer Hashi Lebwohl hat mich so programmiert, daß ich übers Durchkommen nachdenke, und darüber, wie Leute am Leben bleiben. Morn schert sich um so was nicht, deshalb liegt’s bei mir. Die Posaune gibt uns ’ne Gelegenheit, irgendwann auch wieder ohne Ihr Raumschiff zurechtzufinden, falls es sein muß.«
    Morn musterte ihn voller Erstaunen und Bestürzung. Tat er das wirklich? Glich er ihre Mängel aus, kompensierte er ihre Blindheit, ihren Hang zur Selbstzerstörung?
    Wenn ich in Schwierigkeiten stecke, hatte sie einmal zu Davies geäußert, fällt mir nie etwas anderes ein, als mir weh zu tun… Irgendwann muß ich mir mal was Vernünftigeres ausdenken. Versuchte Angus ihr bei der Suche nach einer gescheiteren Lösung zu helfen?
    »Das ist nicht alles«, mischte sich jedoch sofort Dolph Ubikwe mit Nachdruck ein. »Im Kern ist’s wohl richtig. Aber er hat reichlich extreme Vorstellungen von den Methoden, die fürs ›Durchkommen‹ und dafür, daß ›Leute am Leben bleiben‹, erforderlich sind. Wir haben uns deswegen gegenseitig ganz schön angebrüllt. Er hat dem armen Jungen gezeigt…«
    Angus wirbelte zu Kapitän Ubikwe herum. »Halt’s Maul, Dicker!« schnauzte er. »Ich habe Sie gewarnt. Das geht Sie überhaupt nichts an.« Er hob die Fäuste. »Noch ist’s nicht zu spät für ein bißchen BR-Chirurgie.«
    Indem er provokativ die Augen verdrehte, schloß Ubikwe den Mund.
    Aber an seiner Stelle ergriff Ciro das Wort, ehe Angus es verhindern konnte. »Er hat mir gezeigt, wie man Singularitätsgranaten einsetzt.« Man hätte meinen können, es käme ihm auf Selbstbehauptung an: auf die Mitteilung, in welchem Maß er sich verändert hatte. »Wie man sie scharf macht. Sie verschießt. Sie zündet. Alles in ’m Schwarzen Loch verschwinden läßt.« Er lächelte. »Wie die Freistaat Eden. Und Nick…«
    Er hat mir gezeigt…
    Seine Einlassungen schockierten die Brückencrew, und möglicherweise entsprach genau diese Wirkung Kapitän Ubikwes Absicht. Unwillkürlich unterbrachen sämtliche Diensthabenden ihre Arbeit und starrten Ciro an. Die Frau an der Datensysteme-Kontrollkonsole war bleich geworden. Der Mann an den Waffensystemen knirschte gedämpfte Flüche.
    … wie man…
    »Ciro!«
    Indem sie den Namen ihres Bruders schrie, fuhr Mikka zu ihm herum. Konsterniert zuckte Vector zusammen… Singularitätsgranaten einsetzt.
    Für einige Augenblicke glaubte Morn, ihr Herz müßte versagen. In ihrem Leib brannte Erschöpfung wie Säure. Mit einem Streich hatte Angus ihr die Gewalt über die Situation entwunden; sie in eine Konfrontation verwandelt, in deren Ablauf Zwang und Blutvergießen drohten. Er hatte Ciro zum Bauern eines Ringens erniedrigt, das sie nicht vorausgesehen und sich nicht hatte vorstellen können.
    Alles in ’m Schwarzen Loch verschwinden läßt.
    Und sie hatte es selbst, zugelassen. Trotz alles Leids und aller Demütigungen, die ihr von ihm zugefügt worden waren, hatte sie ihm Vertrauen geschenkt. Seiner Tendenz vertraut, die ihr gemachten Zusagen einzuhalten; seiner Dankbarkeit wegen der Befreiung von den Prioritätscodes.
    Sie hatte seiner Data-Nukleus-Programmierung getraut – und den Männern, von denen sie stammte.
    So wie die Freistaat Eden. Und Nick.
    »Um Himmels willen, Angus!« wetterte Davies hitzig. Er vergaß seine Aufgabe, Min Donner zu bewachen, wandte sich an seinen Vater. »Zum Teufel, was hast du dir denn dabei gedacht? Findest du nicht, daß er schon genug Probleme hat?«
    Min Donner brauchte keinen Aufpasser. Seit Stunden stand fest, daß sie Morns Kommando akzeptierte. In irgendeiner Beziehung kamen die Aktionen der Leute von der Posaune der OA-Direktorin entgegen. Dennoch nahm sie Ciros Enthüllung nicht auf die leichte Schulter.
    »Leutnantin Hyland!« herrschte sie Morn an. »Sie haben mir gemeldet, daß diese Personen unter Arrest stehen. Daher tragen Sie für sie die Verantwortung. Aber ein in Ihrem Gewahrsam befindlicher Mann hat streng geheime und sehr gefährliche Informationen an einen Illegalen weitergegeben, der zudem ein junges Bürschlein ist und kaum alt genug, um mit sich selbst klarzukommen. Der Vorgang ist im Logbuch aufgezeichnet, Leutnantin. Falls Sie dachten, Sie könnten diese Leute schützen, indem Sie

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