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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Arms verhielt. Min Donner verkörperte die moralische Autorität, an die die gesamte Familie Hyland stets ihre Überzeugungen und ihr Engagement geknüpft hatte.
    Und Morn hatte den größten Teil der Familie eigenhändig vom Leben zum Tode befördert. In gewisser Beziehung hatte sie sogar sich selbst getötet: Die Morn Hyland, die einmal der VMKP gedient hatte, gab es nicht mehr. Davies war der einzige und letzte Angehörige der ganzen Sippe, der noch die alte Treue pflegte.
    Je länger der Heimflug sich zwischen den Sternen dahinzog, um so schwieriger wurde es Morn, in Min Donners Gegenwart nicht unversehens in Rechtfertigungen und Zureden auszubrechen, die sie mehr gekostet hätten, als zu verlieren sie sich leisten konnte.
    Min Donner mochte ehrlich wie Gold sein: Die VMKP war es nicht. Hinter ihr standen Männer wie Hashi Lebwohl und Warden Dios; Menschen mit diffusem Streben und inakzeptablen Gelüsten. Und hinter ihnen wiederum verbarg sich in aller Bösartigkeit der Drache. Ungeachtet ihrer persönlichen Rechtschaffenheit haftete Min Donner der Makel abgefärbter Korruption an; abgefärbter oder aufgezwungener Korruption…
    Darum verschwieg Morn soviel von der Wahrheit, wie sie als richtig ansah.
    Ab und zu brachte der Bootsmann der Rächer – auch das erfolgte, weil Min Donner darauf bestand – Essen auf die Brücke, nicht für die Diensthabenden, die sich nach Ablösung in der Kombüse verköstigen konnten, sondern für Morn, ihre Begleitung und die Direktorin selbst. Morn aß, soviel sie vertrug. Vector rang sich zum Verzehr einiger Speisen durch, war aber offenbar stärker am Kaffee interessiert. Mikka verschlang im Stehen Sandwiches. Wenn Min Donner nach Bedarf gegessen hatte, aß Davies den Rest.
    Nichts Unterhaltsameres als die angelernte Litanei der Scanningmeldungen und Meldungen des Steuermanns vertrieb den Anwesenden die Stunden: Beschreibungen von Navigationsfehlern und Schilderungen freien Raums, Ankündigungen von Kurskorrekturen oder des Überwechselns in die Tach. Keine Radarechos anderer Raumschiffe erschienen auf den Monitoren, keine fremden Partikelspuren kreuzten die Flugbahn des Kreuzers. Die Kommunikationsanlagen empfingen keine Funksprüche. Egal, was die Stiller Horizont nun beabsichtigte, allem Anschein nach hatte der Amnioni seine seltsame Fähigkeit verloren, den interstellaren Bewegungen der Posaune zu folgen.
    Ganz gemächlich verringerte sich die Entfernung zur Erde.
    Kurz nachdem der Steuermann gemeldet hatte, die Rächer wäre in Kürze für die abschließende Hyperspatium-Durchquerung zur Erde bereit, geleitete Angus Kapitänhauptmann Ubikwe und Ciro auf die Brücke zurück.
    Unterdessen hatte der Schichtdienst wieder den Großteil der Crewmitglieder auf die Brücke geführt, die Morn ursprünglich dort angetroffen hatte: eine für die Kommunikationsanlagen zuständige Frau namens Cray; ans Scanning jemanden mit Namen Porson; eine schüchterne, junge Frau an die Datensysteme; und einen stämmigen Mann mit klobigen Fäusten an die Waffensysteme. Nur der Steuermann der ersten Schicht war ausgetauscht worden: Statt Emmett lenkte jetzt ein Mann namens Patrice das Raumschiff.
    Bei der Ankunft entbot Kapitänhauptmann Ubikwe der Brückencrew einen mürrischen Gruß. Er mißachtete Morn und wandte sich an Min Donner. »Ist mein Schiff in Ordnung, Direktorin Donner?« erkundigte er sich brummig.
    Min Donners Blick hatte einen leicht spöttischen Ausdruck, als sie die Beantwortung der Frage Morn überließ.
    Der Stimmenklang weckte Vector aus seinem vorläufig wohl letzten Nickerchen. Er hob den Kopf, räkelte sich im G-Andrucksessel; warf Ciro lächelnd einen stummen Blick zu, aber äußerte kein Wort.
    Davies’ Miene spiegelte Erleichterung. Eventuell beruhigte ihn Angus’ Rückkehr. Oder vielleicht freute es ihn zu sehen, daß Angus Kapitän Ubikwe ungeschoren gelassen hatte.
    Morn hatte das häßliche Gefühl, ihre Gesichtszüge wären taub geworden. Sie versuchte sie wiederzubeleben, rieb sich mit der heilen Hand die Wangen. Bald kehrte sie zur Erde heim; nach so langer Abwesenheit, nach soviel Tod und Leid. Indem die Müdigkeit des ausgedehnten Wachzustands sich vertiefte, bildete sich in ihr geradezu ein Abgrund an Scham. Binnen kurzem mußte sie so erschöpft sein, daß ihr nur noch das Bewußtsein der eigenen Schwäche blieb.
    »Wir haben nichts angestellt, das es gefährdet hätte, Kapitän«, gab Morn zur Antwort. »Sie merken’s ja selbst.« Er verstand die leichte

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