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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Beleuchtung der Parkbucht eingeschaltet worden. Verwaschene Helligkeit glomm auf der fremdartig knorrigknotigen Außenhülle des Amnion-Raumschiffs.
    Weil der Pilot und sein Kamerad am Scanning – und auch der Funker? – es für so wichtig hielten, schaute Warden Dios sich die Aufnahme genau an.
    »Es ist eine Parkbucht«, konstatierte er unpersönlich, als tangierte ihn nicht, was er sah. »Die Luftschleuse paßt nicht zu unserer. Ebensowenig die Greif- und Klammervorrichtungen. Aber das da ist anscheinend ein größenverstellbarer Abdichtwulst. Unsere Dichtung ist auch flexibel. Ich brauche keinen EA-Anzug anzuziehen.« Die Brauen gehoben, blickte er den Piloten an. »Auf was möchten Sie mich außerdem aufmerksam machen?«
    »Hier das, Sir.« Mit der Hand wies der Pilot auf eine verschwommen sichtbare Beule am Rande des Bildschirms; am Rande des Lichtscheins. »Dort ist das Protonengeschütz. Die Mündung des Emitters.«
    Noch sechzehn Minuten.
    »So?« brummte Dios.
    Der Pilot wandte sich um Unterstützung an den Scanning-Spezialisten.
    »Drüben haben sie uns in der Zielverfolgung, Polizeipräsident Dios«, erklärte der Mann in förmlichem Ton. »Mit den Kanonen können sie uns in Sekundenschnelle rösten. Aber wenn wir warten, bis wir näher dran sind – in etwa zehn Minuten –, befinden wir uns unterhalb des Schußfelds. Wir könnten vom Kurs abweichen und Vollschub geben…«
    »Um den Emitter zu rammen, Sir«, ergänzte der Pilot den angefangenen Satz. »Ihn zu zerstören.«
    Um den Emitter…
    Ach du Schande. Neue Furcht verursachte Warden Dios Herzstiche. Einige Sekunden lang blieb er außerstande zum Reden. Ein anständiger Tod… Eine Chance, Holt Fasner, die Korruptheit der VMKP und die Zukunft der Menschen irgend jemand anderem zu überlassen; einem Menschen, der nicht das Übermaß an Scham empfand, das sein zermürbtes Gewissen zerfraß wie Rost. Vom Kurs abweichen, Vollschub, Krach. Als Held sterben. Sollten doch Morn Hyland und Angus Thermopyle, Hashi Lebwohl, Min Donner und Koina Hannish, wenn sie dazu fähig waren, hinter ihm aufräumen.
    Aber wenn er diesen Weg wählte – er, Warden Dios, der seiner eigenen Seele solche Wunden geschlagen hatte –, blieb hinter ihm nichts aufzuräumen. In Wirklichkeit wäre es der Tod eines Drückebergers: ein Hintergehen ausgerechnet all der Menschen, die das höchste Anrecht hatten, sich auf ihn verlassen zu dürfen.
    Für ihn gab es keinen anständigen Tod, solang er nicht Holt Fasner mit in den Untergang riß.
    Zu guter Letzt fand er wieder Worte. »Und was wird aus uns?« fragte er grob.
    »Nun ja, Polizeipräsident Dios…« Der Pilot schluckte unbehaglich. »Es würde uns ’s Leben kosten, denke ich mir. Für Kollisionen ist das Shuttle nicht gebaut: Aber ich bin mir sowieso nicht sicher, ob Sie wiederkommen, Sir. Ich bin mir nicht mal sicher, ob man uns zurückfliegen läßt. Sobald Sie an Bord sind, können sie uns ohne weiteres abschießen.« Er zögerte, dann drehte er sich vollends zu Dios herum. »Vielleicht ist es also zweckmäßiger, ihr Protonengeschütz unschädlich zu machen.«
    Warden Dios bewahrte Schweigen, während er über den Vorschlag nachdachte. »Wenn es uns gelingt, retten wir das Regierungskonzil«, überlegte er schließlich laut. »So weit, so gut. Aber das VMKP-HQ geht dabei drauf. Andere Orbitalstationen, die sich in Reichweite befinden, bekämen auch einiges ab. Ein paar Raumschiffe würden wir wohl auch verlieren.« Im Interesse der Shuttlecrew bemühte er sich darum, den Eindruck eines klaren Durchblicks und der Selbstsicherheit zu vermitteln. »Nehmen wir der Defensiveinheit jeden Spielraum, gewähren wir ihr keine Wahl, als uns soviel Schaden wie möglich zuzufügen, ehe sie vernichtet wird.«
    Gerne hätte er es bei diesen Äußerungen belassen. Die Anstrengung, die es ihm abverlangte, das Selbstbewußtsein auszustrahlen, das seine Untergebenen sehen mußten, quälte ihn zu stark. Doch an der verschleierten Furcht in den Augen des Scanning-Spezialisten und dem trotzig vorgeschobenen Kinn des Piloten merkte er, daß er noch nicht genug gesagt hatte.
    »Ich habe eine ziemlich genaue Vorstellung davon, was der Amnioni will«, erklärte er. »Und ich glaube auch zu wissen, wie ich damit umgehen muß. Wenn ich recht habe, kann ich es hinbiegen, daß wir fast alle am Leben bleiben. Ob ich zurückkomme oder nicht« – er hob die Schultern –, »ist unerheblich.«
    Aber ihm lag daran, die Crew noch nachhaltiger zu

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