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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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erinnern sich noch daran, wie Ihnen zumute war, ehe Sie zwangsmutiert wurden. Vielleicht entsinnen Sie sich noch, daß Sie alles getan hätten, um sich davor zu retten. Aber auch wenn nicht, dürfte Ihnen trotzdem nachvollziehbar sein, daß Sie an meiner Stelle das gleiche täten, um Ihre Spezies zu schützen.«
    Wag es nur, forderte er den Amnioni stumm auf. Wag es ruhig. Siehst du nicht, daß ich meine Seele, hätte ich noch eine, für einen anständigen Tod verkaufen würde?
    Ganz langsam sank Vestabule zurück auf den Sitz. Sein Gesicht bewahrte gänzliche Ausdruckslosigkeit: Was er empfand, zeigte sich in seiner Miene nicht, oder seine Gesichtszüge konnten es nicht ausdrücken. Nach einem Moment jedoch schloß sich das menschliche Auge. Es blieb geschlossen. Der Blick des Alienauges haftete starr auf Warden Dios, als wollte er ihn ausschließlich unter amnionischen Aspekten betrachten.
    Noch immer gemächlich, mit nahezu pompöser Gebärde, setzte er die Injektionsnadel an den eigenen Unterarm und drückte, bis er die Spritze geleert hatte. Er zeigte sie vor, um zu verdeutlichen, daß das Mutagen aufgebraucht war und damit die Gefahr vorüber. Dann streckte er die Finger und ließ die Injektionsspritze davonschweben. Das Fläschchen mit den Pillen steckte er wieder in die Tasche.
    Sein Menschenauge blieb geschlossen, während er ins Mikrofon sprach.
    Selbst in Warden Dios’ Ohren klangen die fremden Worte derartig rauh und mißtönend, daß sein Hals aus Mitfühlsamkeit Beschwerden bekam. Trotzdem sprach Vestabule sie ganz natürlich aus. Ihnen fehlte die geschraubte Umständlichkeit, die unverzüglich auffiel, wenn er sich der menschlichen Sprache bediente.
    Sobald er fertig war, blickte er Warden Dios erneut aus beiden Augen an. Ungeachtet der Eintönigkeit ging von seiner Stimme jetzt der Eindruck absoluter Unnachgiebigkeit aus – einer neuen Drohung, krasser und mörderischer als jedes Mutagen.
    »Warden Dios, Sie haben ein Patt herbeigeführt. Meine Alternativen sind begrenzt. Darum habe ich der Stiller Horizont die Aufnahme kriegerischer Handlungen befohlen. In zwei Minuten vernichten wir mit unserem Superlicht-Protonengeschütz den Regierungssitz Ihres Planeten. Anschließend beschießen wir Ihre Orbitalstation. Gleichzeitig wird unsere Materiekanone Ihre Raumschiffe unter Beschuß nehmen. Auf die Rächer feuern wir nicht. Der Kreuzer ist näher als Ihre übrigen Raumschiffe, aber beschädigt. Wir können seinem Feuer widerstehen.«
    Warden Dios’ Brauen rutschten nach oben. »Vergessen Sie nicht Holt Fasners Orbitalstation«, entgegnete er hoffnungsvoll. »Sie befindet sich auch in Schußweite.«
    »Sie haben die Sachlage noch immer nicht verstanden«, erwiderte Vestabule. »Holt Fasner hat sich eindeutig zu Verhandlungen mit uns bereit erklärt. Deshalb schonen wir sein Leben und belassen seine Raumstation intakt. Vielleicht erfüllt er unsere Ansprüche, nachdem Ihre Regierung vernichtet worden ist. Sollte auch er uns enttäuschen« – nochmals versuchte der Amnioni es mit einem Achselzucken –, »setzen wir die Rächer gleichfalls unserem Beschuß aus.«
    Anscheinend entsann er sich gut genug seiner vergangenen Existenz als Mensch, um Dios’ Bluff zu durchschauen. Warden Dios saß in der Falle. Er konnte die fällige Entscheidung unmöglich länger aufschieben.
    Sobald die Stiller Horizont das Feuer eröffnet hatte, würde kein Raumschiff der Menschheit irgendeinem Befehl oder Aufruf zum Einstellen des Kampfs gehorchen, mochte Holt Fasner versprechen oder androhen, was er wollte. Früher oder später war die Vernichtung der Defensiveinheit unausbleiblich. Allerdings hatte Warden Dios darüber volle Klarheit, daß Marc Vestabule und sämtliche restlichen Amnion an Bord die vorbehaltlose Bereitschaft zum Sterben aufbrachten; dem Tod mindestens ebenso willig entgegensahen wie er.
    Sein Entschluß mußte gefaßt werden. Er konnte Morn und Davies Hyland, Vector Shaheed und Angus Thermopyle opfern. Millionen von Menschenleben retten. Und den Amnion herauszufinden Gelegenheit geben, wie man Männer und Frauen so mutierte, daß sie sich nicht von Menschen unterscheiden ließen.
    Oder Millionen von Erdenbürgern zum Tod verurteilen. Es den Amnion verwehren, so überaus gefährliches Wissen zu erwerben. Und Holt Fasner die Bestimmung über die Zukunft der Menschheit zugestehen.
    Und endlich, zu guter Letzt, stieß der VMKP-Polizeipräsident auf die gesuchte Antwort.
    Weshalb hatte er Morn Hyland und

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