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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Untersuchungsergebnisse zu rekonstruieren. Darüber konnten allerdings Stunden vergehen. Selbst wenn er Wunder an Schnelligkeit vollbrachte, es würde letzten Endes zu spät…
    Zum Glück nahm sie seine Äußerungen widerspruchslos zur Kenntnis. Verzweiflung mochte sie überwältigt haben – oder vielleicht war sie lediglich völlig ausgelaugt –, aber sie verfügte über einen Verstand, der die Anforderungen, die Lebwohl an sie stellte, immer erfüllt hatte. »Ich habe versagt«, murmelte sie durch die Haarsträhnen. Der Widerwille gegen das Eingeständnis klang in ihrer Stimme schmerzlich mit.
    »Was, versagt? Sie?« Bewußt verzichtete der DA-Direktor auf den onkelhaften Ton, den er sonst in schwierigen Situationen anschlug. Ebensowenig indessen ließ er seine Erleichterung durchblicken. In gewisser Hinsicht gab es gegen Verzweiflung keine Abhilfe: Sie verkörperte eine neurochemische Verletzung, die Worte nicht heilen konnten. Bloßes Versagen bedeutete eine harmlosere Sache. Vielleicht war Harbinger etwas Ähnliches widerfahren wie die Anwandlung der Scham, die er empfunden hatte, als er einsehen mußte, daß Warden Dios’ Umtriebe viel weiterreichende Ziele verfolgten, als er sich vorstellte: Dadurch war sein Selbstwertgefühl beeinträchtigt worden. »Entschuldigen Sie, aber daran habe ich meine Zweifel. Sie können nur versagt haben, indem Sie versuchten, Lösungen für die verkehrten Fragen zu finden. Wenn es Ihr Eindruck ist, Sie hätten versagt, kann es doch ausschließlich so zu erklären sein, daß die Aufgabe irgendwie falsch angepackt worden ist.«
    Nach einem Moment des Schweigens schüttelte sie den Kopf – die erste Bewegung, ausgenommen die zum Rauchen erforderlichen Handgriffe, die sie seit der Ankunft des DA-Direktors machte. »Ich kann keine Beweise entdecken«, bekannte sie matt. »Wollten Sie etwa keine? Sind Beweise nicht das, was Sie benötigen?«
    Bei jeder anderen Frau – sogar Min Donner – hätte Lebwohl glauben können, sie wäre den Tränen nah.
    Ihre Schwäche rief bei ihm eine ihm nahezu völlig unvertraute Reaktion hervor. Es mochte sein, daß sie sein Herz rührte. Er trat zu ihr hin – die Absätze seiner altmodischen Schuhe schlurften über den Boden –, bis er sie anfassen konnte. Mit beiden Händen bog er ihren Kopf zurück und strich ihr die Haare aus dem Gesicht, so daß der Nik-Qualm ihr nicht mehr in die Augen stieg.
    »Benötige ich Beweise?« fragte er. »Sicherlich. Aber selbst unter den günstigsten Umständen – und die liegen in diesem Fall keineswegs vor – sind Beweise eine problematische Sache. Lassen Sie sich nicht davon beirren, was ich benötige und was nicht. Erzählen Sie mir, was Sie ermittelt haben.«
    Sie mied seinen Blick. Eine innere Marter, deren Besonderheiten Lebwohl verschlossen blieben, beanspruchte ihre Aufmerksamkeit.
    »Ich habe den hohlen Zahn gefunden, in dem das Apoenzym deponiert war.« Nathan Alts chemischen Zünder. »Da hat er draufgebissen und ist explodiert. Aber beweisen kann ich’s nicht. Es ist nicht nachweisbar, daß bei der Detonation keine andere Zündvorrichtung zerstört wurde. Ich kann Ihnen nicht sagen, wer’s ihm angetan hat.«
    »Das war doch zu erwarten«, bemerkte der DA-Direktor leise, um sie ein wenig aufzumuntern. »Weiter.«
    Sie krampfte sich ganz geringfügig zusammen: vielleicht der Ansatz eines Achselzuckens. »Ich habe mich bemüht, die ursprünglichen Forschungsdokumente auszugraben.« Qualm und Gram machten ihre Stimme heiser. »Irgend jemand muß das Apoenzym ja entwickelt haben. Fabriziert. Es ist ja nicht erst in Alts Körper entstanden. Aber wer dahinter steckt, hat überdurchschnittlich gründlichen Aufwand getrieben, was die Geheimhaltung angeht. Oder mein dienstlicher Status ist für diese Recherche zu niedrig. Oder es stammt von den Amnion. Ich weiß es nicht.«
    Hashi Leb wohl verzog unverhohlen den Mund. Er hätte zu gerne gehört, die Forschungen wären bei einer VMK-Tochterfirma durchgeführt worden.
    »Der Codieromat ist die aktuelle und korrekte Version«, fügte Lane Harbinger matt hinzu. »Das hatte ich Ihnen ja schon gesagt. Also, es ist nichts bewiesen.«
    »Nein, das nicht«, räumte Hashi Lebwohl ein. »Aber es ist faszinierend. Und auf alle Fälle genügt es« – er wedelte mit der Hand –, »um uns… äh… jede Menge Irrwege zu ersparen.«
    Anscheinend hatte sein Gutzureden auf sie keine Wirkung. Sie verkrampfte sich nur um so stärker.
    »Ich habe den Chip komplett

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