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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Zipfel eines Beweises gestoßen sind.«
    Und aus genügend Zipfeln kann man einen Strick drehen.
    Gleichzeitig jedoch rügte er sich insgeheim dafür, nicht selbst daran gedacht zu haben. Eine Routinelieferung an den Betriebsschutz der VMK-Generaldirektion. Wäre er auf die Idee verfallen, es könnte ein so direkter Zusammenhang bestehen, hätte er eine Menge Zeit sparen können; wäre es ihm eventuell möglich gewesen, seine kurze Amtsausübung als befehlshabender Direktor besser zu nutzen…
    Vielleicht war er Warden Dios doch nicht ebenbürtig.
    Aber der Druck der Situation gewährte ihm keinen Spielraum für Selbstvorwürfe. »Vor drei Wochen, soso«, sagte er rasch. »Und unser famoser Cleatus Fane behauptet, Nathan Alt sei vor doppelt so langer Zeit gefeuert worden.«
    »Entlassen?« vergewisserte Lane Harbinger sich.
    »Von seinem Posten als Sicherheitsverbindungsmann zum Anodynum-Systemewerk«, bestätigte Lebwohl.
    »Die Schuld an dem Mißverständnis liegt bei mir«, gestand er, während Harbinger über die neue Information nachdachte. »Ich habe Sie unzulänglich unterrichtet. Ich bin durch andere Aufgaben abgelenkt worden.« Durch den Gefühlsmatsch anderer Leute. »Aber trotz meines Fehlers haben Sie die Arbeiten aufgenommen, die wir leisten müssen.« Die es zu bewältigen galt, bevor Koina Hannish die Zeit verrann. »Sie sind dem Chip auf der Spur. Nun müssen wir weitermachen. Vielleicht finden wir genug Zipfelchen an Beweismaterial, um daraus einen Strick zu drehen.«
    Immerhin erweckte Lane Harbinger jetzt bei seinem Zureden den Eindruck, nach und nach die geistige Festigkeit und Klarheit wiederzugewinnen. »Und wie soll das gehen?« fragte sie in scharfem Ton. Nur das Zittern ihrer Hand, mit der sie eine neue Nik hervorholte, verriet den Streß, unter dem sie stand.
    Daraufhin nahm Hashi Lebwohl wieder sein gewohntes, onkelhaftes Gehabe an.
    »Meine liebe Lane, vielleicht wissen Sie noch nicht, daß ich wahrhaft knallharte ›Knallrot-Verbot‹-Priorität-Rot-Modifikationssperren über sämtliche Computerspeicher und -dateien des Anodynum-Systemewerks verhängt habe. Und darüber hinaus das gleiche für einen Großteil der Anlagen in der VMK-GD veranlaßt. Hier, sehen Sie.«
    Nun entfaltete er von neuem höchste Eile, führte Lane Harbinger hurtig zu ihrem Computerterminal, aktivierte einen Zusatzmonitor für DA-Anfragen und tippte flink einige Tasten. Mit einem dünnen Finger deutete er auf den Bildschirm. »Ich habe die Codes eingegeben, die Ihnen Zugriff auf die Datenspeicher des GD-Betriebsschutzes gewähren.«
    »Das nutzt doch nichts«, hielt Lane Harbinger ihm entgegen. Ihre harten Augen musterten ihn, als wäre sie sich nicht mehr sicher, ob sie ihm trauen konnte. »Es war doch genug Gelegenheit vorhanden, um etwas zu fälschen. Oder zu vertuschen.«
    Der DA-Direktor nickte, dann schüttelte er den Kopf. »Da haben Sie bestimmt recht, aber ich vermute, daß es nicht geschehen ist. Aus der Sicht unserer Gegenspieler ist es hundertprozentig unvermeidlich gewesen, daß der Chip bei der Explosion vernichtet wird, so daß ihres Erachtens Nachforschungen bezüglich seiner Herkunft nicht zu erwarten sind.« Er hob die Schultern. »Und in letzter Zeit sind sowohl der Drache wie auch sein wichtigster Zögling zu stark beschäftigt gewesen, um sich mit der Beseitigung von Priorität-Rot-Modifikationssperren zu befassen. Ich glaube, Sie finden heraus, welche Verwendung der GD-Betriebsschutz für den Chip vermerkt hat.«
    Für einen Moment maß Lane Harbinger ihn mit aufmerksamem Blick. Anscheinend neigte irgend etwas in ihr zum Zurückscheuen. Sie war zu erschöpft: Ihr war zuviel zugemutet worden. Oder sie hatte seine vorgetäuschte Zuwendung durchschaut – und verübelte sie ihm. Dann jedoch lenkte sie den Blick aus offenbar eigenem Interesse aufs Computerterminal. Neue Untersuchungen hatten für sie etwas Verführerisches. Nahezu gegen ihren Willen stellte sie sich an die Tastatur. Direktor Lebwohl trat beiseite, machte ihr Platz. Während sie kräftig an der Nik zog, betrachtete sie den Bildschirm. Bedächtig streckte sie eine Hand durch den Qualm und tippte Befehle ein.
    Angetrieben durch eine Regung, die Erleichterung oder Furcht sein mochte, machte sich Hashi Lebwohl an seinen Teil der Arbeit. Er baute darauf, daß Lane Harbinger dazu imstande war, sich trotz seiner Gegenwart zu konzentrieren. Erneut schaltete er die Sprechanlage ein.
    »Stationszentrale«, sagte er gebieterisch, »hier

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