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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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keine Antwort. Innerlich kochte er vor Grimm, während er den Schalter kippte, nochmals betätigte.
    »Stationszentrale, ich bin jetzt soweit, daß ich mit befehlshabender Direktorin Donner sprechen kann.«
    Aus dem Lautsprecher drangen gedämpfte Laute, die auf Überraschung hindeuteten. Im Hintergrund ertönten unverständliche Rufe.
    Fast zu schnell, als daß ungeübte Augen sie abzulesen vermocht hätten, rollten Daten über Lane Harbingerns Monitor, während sie sich mit zunehmender Verbissenheit in die Nachforschungen vertiefte.
    »Ich versuch’s, Direktor«, beteuerte die Stimme aus der Stationszentrale unvermittelt. »Aber wir werden hier beinahe verrückt. Es ist keine Richtstrahlkapazität frei, und auf der Rächer noch weniger als bei uns.«
    Esel! hätte Hashi Lebwohl zu gerne gebrüllt, brachte jedoch nur ein erbittertes Knurren hervor, das ans Summen eines Bienenschwarms erinnerte. »Habe ich etwa zu erwähnen vergessen, daß das Schicksal der Menschheit davon abhängt? Ich muß unbedingt befehlshabende Direktorin Donner sprechen!«
    »Entschuldigung, Direktor«, lautete die zerknirschte Antwort aus der Stationszentrale. »Ich tu, was ich kann.«
    Der Apparat übertrug weiteres verworrenes Gezeter. Hashi Lebwohl war sicher, daß er jemanden »Dann verbinden Sie!« schnauzen hörte.
    Schließlich knatterte, als die Stationszentrale die Verbindung zwischen der Rächer und dem Laboratorium herstellte, unregelmäßiges Knacken aus dem Lautsprecher.
    »Direktor Lebwohl…!« Min Donners Stimme erscholl so schlagartig, als wäre sie im Labor in die Tard zurückgefallen. »Bitte schnell. Die Lage wird mit jedem Moment komplizierter.«
    Trotz aller geballten Anspannung hinkte Hashi Lebwohls Herz wie ein wundes Tier. Beiläufig fragte er sich, ob er noch rüstig genug war, um all diesen Streß zu überstehen. Dennoch bemühte er sich nach bestem Vermögen, sich kurzzufassen.
    »Als befehlshabende Direktorin haben Sie das Kommando über das VMKP-HQ. Damit ist Ihnen auch die Datenverwaltung untergeordnet. Ich brauche die Administrationscodes, die es ermöglichen, an unseren hiesigen Computerterminals auf die speziellen Chipdesign-Elektroniken beim Anodynum-Systemewerk zuzugreifen.«
    »Gütiger Himmel, Direktor Lebwohl«, rief Min Donner. »Warum denn das, zum Teufel?«
    Unter anderen Umständen hätte sich Hashi Lebwohl über ihre Verblüffung amüsiert. Oder er hätte etwas zur Begründung gesagt. Aber Lane Harbingers Argwohn hatte von ihm Tribut gefordert; und Sicherheitschef Mandichs offene Feindschaft seine Nerven wundgescheuert. Das Bedürfnis, Vertrauen zu genießen, das Lebwohl auf einmal verspürte, verdatterte ihn völlig.
    »Sie haben keine Zeit, Direktorin Donner, um sich lange Erklärungen anzuhören«, antwortete er halblaut, »und mir fehlt die Zeit, um alle Gründe aufzuführen.« Ihre Zweifel entlockten ihm einen Seufzer. »Ich versuche Warden Dios’ Anweisungen zu befolgen.«
    Wenigstens fragte sie nicht: Weshalb haben Sie sich nicht damit befaßt, solange Sie befehlshabender Direktor waren? Dadurch ersparte sie ihm die Blamage der wahrheitsgetreuen Auskunft: Weil ich nicht daran gedacht habe.
    »Also gut«, entschied sie mit scharfem Nachdruck. »Gedulden Sie sich einen Moment lang. Ich muß erst meine dienstliche Direktoriumsautorisation über die Stationszentrale der Datenverwaltung zuleiten, damit ich die Datei öffnen kann. Das System plant dieses Verfahren nicht ein, aber ich habe das Vorrecht, Notstandscodes anwenden.«
    Die Rächer beendete das Funkgespräch, und der Lautsprecher verstummte.
    Hashi Lebwohl ließ den Kopf hängen. Mehr von dem, was er wirklich wollte, hatte er seitens Min Donners wohl nicht erwarten dürfen. Trotzdem empfand er Dankbarkeit.
    Als er den Blick hob, stand gegenüber, am anderen Ende des Laboratoriums, gleich an der Tür, Sicherheitschef Mandich.
    Mandich stemmte die Fäuste in die Hüften; das Kinn hatte er so ausdrucksvoll vorgeschoben, daß es einer Keule ähnelte. »Ich hoffe, Sie wissen, was Sie tun, Lebwohl«, knurrte er. »Das letzte Mal, als jemand mich derartig behandelt hat, mußte man ihm nachher ’ne Metallplatte in den Schädel setzen, damit sein Gehirn drin blieb.«
    Nun konnte Hashi Lebwohl sich nicht mehr zusammennehmen. Ihm war es zuwider, wenn man ihm die Schuld für Mängel und Mißgelauntheit anderer Leute zuschob. »Leider ist so eine Metallplatte bei Ihnen vergessen worden«, erwiderte er. »Ehr Gehirn muß auf Suka Bator

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