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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Akten tatsächlich so gefälscht worden sind, daß daraus eine Entlassung Nathan Alts vor sechs Wochen hervorgeht, ist das lediglich eine Bestätigung dafür, daß der Geschäftsführende Obermanagementdirektor lügt.«
    »Verdammt noch mal…!« Zu guter Letzt hatte Direktor Lebwohl Sicherheitschef Mandich überzeugt. Mit zwei Schritten stand Mandich vor Dios’ Schreibtisch. »Polizeipräsident Dios«, tönte er, indem er auf den Interkom-Apparat zeigte, »wenn Sie erlauben, rufe ich den EKRK-Schutzdienst an und lasse den dreckigen Schuft verhaften. Vielleicht ist nicht zu beweisen, daß er Alt zur Explosion gebracht hat, aber wenigstens stellen wir damit hundertprozentig sicher« – Mandich redete in ähnlichen Floskeln wie Fane –, »daß er kein Unheil mehr anrichtet.«
    Entschieden schüttelte Warden Dios den Kopf.
    »Nein. Wie Sie selbst sagen, können wir nichts beweisen. Und könnten wir’s, würde Holt Fasner sich von allem distanzieren, uns Fane als Sündenbock überlassen und wieder als Unschuldslamm dastehen. Aber möglich ist es, zu vermeiden, daß er merkt, wir haben ihn durchschaut. Dann sind wir eventuell im Vorteil.«
    Hashi Lebwohl fiel auf, daß der VMKP-Polizeipräsident nicht konkretisierte, inwiefern im Vorteil.
    »Jawohl, Sir.« Mit vor Enttäuschung düsterer Miene, wich der Sicherheitschef von Dios’ Schreibtisch zurück.
    »Es tut mir wirklich leid…« Resolut beugte Koina Hannish sich an ihrem Platz vor. Hashi vermutete, daß nur ihre Professionalität sie am Aufspringen hinderte. »Ich sehe darin noch immer keinen Sinn. Sie haben etwas vergessen. Sie behaupten, Fane hätte das alles verbrochen, um das Abtrennungsgesetz zu vereiteln. Dabei unterstellen Sie, er hätte vorher gewußt, daß Kapitän Vertigus den Gesetzesvorschlag unterbreitet. Genausogut könnten Sie annehmen, er hätte im voraus gewußt, als er mich zur Unterstützung seiner Gegenargumente aufrief, was ich antworte. Woher soll er denn von der Vorlage geahnt haben? Wie soll er erfahren haben, welches Vorhaben Kapitän Vertigus verfolgt?« Ihr gewöhnlich leuchtender Blick trübte sich. »Kapitän Vertigus hat erst nach dem Attentat auf ihn die EKRK-Sondersitzung beantragt und auf dem Tagesordnungsantrag bestanden. Wieso könnte Fane einen Kaze geschickt haben, um etwas abzuwenden, das sich Kapitän Vertigus nach allem, was wir wissen, ja erst danach ausgedacht hat?«
    Sicherheitschef Mandich sperrte die Augen auf. Er zitterte wie jemand, den wiederholte Verunsicherung an den Rand des Zusammenbruchs brachte.
    Hashi Lebwohl spitzte die Lippen, als wollte er entgegnen: Gute Frage. Tatsächlich jedoch hatte der Mahlstrom der Rückschlüsse in seinem Kopf derlei Erwägungen schon vor einer Weile zurückgestellt. Er bemühte sich um äußerlichen Gleichmut, da er erst hören wollte, was Warden Dios dazu sagen mochte.
    Aber nach wie vor hielt der VMKP-Polizeipräsident mit seinen Geheimnissen hinterm Berg; er erkannte die Wichtigkeit der Frage Koina Hannishs an, indem er sich in den Sessel lehnte und die Arme auf der Brust verschränkte.
    »Na los, Hashi«, rief er in unpersönlichem Ton. »Sie sind hier derjenige, der die Antworten weiß. Erklären Sie Direktorin Hannish, was Ihres Erachtens da im Busch ist.«
    Einerseits freute es Hashi, daß Warden Dios ihn nicht mehr ›Direktor Lebwohl‹ nannte. Andererseits hätte er irgendeine Art von Andeutung, daß er die Pläne des Polizeipräsidenten richtig verstand, weit höher geschätzt. Offensichtlich jedoch verweigerte Dios jede noch so bescheidene Bestätigung. Das wiederum rechtfertigte neue Überlegungen, die Hashis Vermögen zur Geistesakrobatik zusätzlich auf die Probe stellten.
    Warden Dios benötigte Rückhalt. Anders konnte es gar nicht sein. Dennoch bewahrte er unübersehbaren Abstand zu den Menschen, die am stärksten die Neigung hatten, ihm Hilfe zu bieten: Koina Hannish, Min Donner, Hashi Lebwohl.
    Er wünschte für den Fall des Scheiterns seine Mitarbeiter vor den Folgen zu beschützen. Oder, wenn Hashi genauer nachdachte, vor nachteiligen Konsequenzen, falls er Erfolg hatte.
    »Wir hören, Direktor Lebwohl«, meinte Koina Hannish merklich gespannt.
    »Ach, Verzeihung«, schnaufte der DA-Direktor. Vor dem Gesicht fuchtelte er mit den Händen, um Emotionen abzuschütteln, an denen er keinen Bedarf verspürte. »Ich glaube, meine Aufmerksamkeit war etwas abgeschweift…«
    Seine Exaltiertheit war verpufft, eine unvertraute Anwandlung des Kummers hatte sie ihm

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