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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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von Stimmen keiften gegeneinander an, zusätzlich unterbrochen durch Musik und Geräusche, Männer und Frauen schwafelten drauflos, als wäre jeder und jede von ihnen allein. Hastig bemühte sich Angus um Klärung der Situation, sah…
    Monitoren. Verdammt noch mal, Bildschirme! Zwanzig oder mehr, die ganze Scheißwand war damit zugestellt. Alle waren in Betrieb: Allesamt projizierten sie gedämpfte Seriosität und würdigen Ernst in den dunklen Raum. Sie bildeten gleichzeitig die einzige Lichtquelle. Jemand hatte die Deckenbeleuchtung abgeschaltet.
    Auf der Mehrheit der TV-Schirme gab es Nachrichtenredakteure in vollem Wichs zu sehen, die vortäuschten, Ereignisse zu durchschauen, deren aktuellem Stand sie um Stunden nachhinkten. Nur ein paar Sender hatten das planmäßige Programm beibehalten, als wären sie zu wichtig, um durch solche Banalitäten wie das Drohen von Krieg und Massensterben gestört zu werden. Unterhaltung nahm bei ihnen einen höheren Stellenwert als das Schicksal des Planeten ein. Angus bemerkte in all dem Gewirr wenigstens eine kitschige Romanze und zwei Sportaufzeichnungen.
    Langsam erhob er sich aus der Hocke. Das alles blieb gänzlich unverständlich. Wenn hier Fasners Mutter lebte, bewohnte sie das Zuhause einer Irren.
    Ein Moment verstrich, bevor er merkte, daß er eine Stimme hören konnte, der die Übertragungsqualität der TV-Sendungen abging. Resolut gab er sich einen Ruck und entzog den Monitoren seine Aufmerksamkeit, verschaffte sich einen Überblick des restlichen Zimmers.
    Dann sah er sie sofort. Die Helligkeit der Bildschirme fiel voll auf ihr mumifiziertes Gesicht; schillerte in den starren Augen. Der Neonschimmer verstärkte den Eindruck scheinbarer Leblosigkeit; sie glich einer aus Greisinnenfleisch geformten Darstellung des Todes. Aber sie war nicht tot. Ab und zu zwinkerten ihre Lider. In Abständen versuchte sie, etwas von dem Speichel zu schlucken, der ihr aus den Mundwinkeln sickerte.
    Sie lebte, weil Maschinen ihr das Hinscheiden verweigerten. Unmengen von Schläuchen steckten in den Armen und im Hals. Ein Gerät umhüllte ihre Brust, das für sie atmete und den Blutkreislauf gewährleistete. Ihre Beine ragten unter der Apparatur hervor, ruhten auf einem medizinischen Kinderbett wie alte Papierrollen.
    So überstürzt, daß er kaum wußte, was er tat, machte Angus Anstalten, aus dem Zimmer zu huschen. Doch an der Tür kam er zur Besinnung; konnte sich gerade noch davon zurückhalten, um sein Leben zu fliehen. Scheiße, das Kinderbett! Spontanes Grauen hatte ihn gepackt, ehe er sich versah. Sie lag in einem Kinderbett. Hätte Angus’ Interncomputer nicht hilfreich eingegriffen, wäre er dazu außerstande gewesen, sich zu fangen.
    Er hatte keinen Grund zur Furcht. Daran erinnerte er sich, während Panik in seinen Ohren rauschte, in den Schläfen pochte. Sie lag im Kinderbett. Nicht er. Morn und Warden Dios hatten ihn befreit. Schiß zu haben, war überflüssig. Anstatt derartiges Grausen zu verspüren, sollte er Schadenfreude empfinden, sich darüber amüsieren, daß er zur Abwechslung einmal jemand anderes in so einer Situation erblickte.
    Aber sie lag im Kinderbett. Angus’ Mutter hatte seine Hand- und Fußgelenke an die Latten des Betts gefesselt. Diese Frau hielten Schläuche und Apparate nieder. Seine Mutter hatte Angus’ gesamtes Leben aufs verhängnisvollste durch Qualen beeinflußt, die Holt Fasners Mutter vollauf nachvollziehen können mußte.
    Er konnte sich schlichtweg nicht zu so boshafter Gehässigkeit durchringen. Zu tief hatte sich ihm die Furcht eingefressen. Einmal war er ohne weiteres dazu imstande gewesen, achtundzwanzig Männer und Frauen an die Amnion zu verkaufen. Es mochte sein, daß er es auch heute noch fertigbrächte. Dennoch glaubte er, daß er selbst während eines seiner schlimmsten, tobsüchtigsten Wutanfälle einem anderen Lebewesen niemals so etwas angetan hätte.
    Nein, das war Selbstbetrug: Er hatte es getan. Sogar dieser Eindruck von sich selbst war falsch. Betrachtete er nicht die Unifikation als eine Art von Kinderbett? Und hatte er nicht Morn gegen ihren Willen ein Zonenimplantat in den Schädel gepflanzt? Ihr seine Version der Unifikation aufgezwungen? Sie auf einen steuerbaren Mechanismus reduziert? Ein Ding aus ihr gemacht, das nur lebte, um ihn zu befriedigen?
    Jetzt verstand er endlich den gräßlichen Moment an Bord der Strahlenden Schönheit, als er wegen der Schäden, die ihr von der Stellar Regent zugefügt worden waren,

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