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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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»Isaak!« schrie er Angus an. »Gabriel. Wach auf! Ende der Stasis. Aufwachen!«
    Angus verblieb in der Schwebe seines Zwischenzustands. Natürlich bewirkten die Befehle nichts. Er hatte sich nachhaltig gegen die Prioritätscodes geschützt.
    Die Amnion hatten ihn bestens unterwiesen.
    »Nichts.« Verzweiflung machte Mikkas Stimme rauh. »Keine Veränderung. Er kann einfach nicht aufwachen.«
    In seinem Kopf lachte Angus, bis ihm Tränen über die Seele rannen wie Schweiß.
    Davies reagierte, als läge Mikka lediglich daran, ihn zu ärgern.
    »Gottverdammt noch mal!« wetterte er. »Was ist denn nur in Ciro gefahren? Was hat er sich dabei gedacht? Habt ihr ihm nicht gesagt, daß er geheilt ist? Ihm nicht wenigstens klarzumachen versucht, daß er von dieser miesen Sorus Chatelaine keine Weisungen entgegenzunehmen braucht?«
    Ciro hatte es doch getan? Die Antriebe sabotiert? Fast staunte Angus. Das hörte sich wie etwas an, zu dem er selbst auch fähig gewesen wäre.
    »Selbstverständlich ist’s ihm von uns erklärt worden«, lautete Mikkas matte Antwort. »Alle Mühe haben wir uns gegeben, um ihn zu überzeugen. Um Himmels willen, Vector hat ihm sogar die Resultate der Blutuntersuchungen gezeigt. Was Chatelaine ihm zugefügt hat, sitzt einfach zu tief, mehr nicht. Die Stellen, an denen sein Gemüt getroffen worden ist, sind uns unzugänglich. Oder jedenfalls mir.« Vielleicht zuckte sie mit den Achseln. »Sie hätte ihm gar nichts Schlimmeres antun können.«
    Erbitterte Wut packte Davies. »Das ist mir doch alles scheißegal!« tobte er. »An Ausreden hab ich kein Interesse. Wir müssen uns was einfallen lassen! Hätte sich nicht Morn was einfallen lassen, wäre ich jetzt selbst so ein elender Amnioni. Und dabei stand sie an Bord der Käptens Liebchen ganz allein, Nick hatte sie in die Kabine gesperrt. Trotzdem hat sie mich gerettet. Also erzähl nur bloß nicht, wie sehr Ciro schmollt! Rede mir nicht ein, es…«
    Angus hörte ein Klatschen wie von einem Hieb. Davies verstummte so schlagartig, als wäre ihm eine Maulschelle verpaßt worden. Oder als hätte er sich die flache Hand auf die Stirn gedroschen.
    »Was ist los?« erkundigte Mikka sich leise, aber angespannt.
    Unversehens änderte sich Davies’ Tonfall. Seine Stimme klang sowohl heller als auch schärfer. Stärker als Morns Stimme? Frische Resolutheit verlieh ihm Überzeugungskraft; man hätte meinen können, sogar Autorität.
    »Vector«, verlangte er, »drehen wir ihn um.«
    »Was?« fragte Vector verständnislos.
    Was? wiederholte Angus stumm.
    »Ihn umdrehen«, bekräftigte Davies. »Wir legen ihn auf den Bauch.«
    Fäuste zerrten an Angus’ Seiten. Wie viele Hände, konnte er nicht unterscheiden. Einen Moment später lösten sich die Befestigungen der Liege, er trieb in der Nullschwerkraft.
    »Mikka«, sagte Davies, »gib dem Medi-Computer den Befehl ein, ihm den Rücken aufzuschneiden.«
    »Weshalb?« fragte Mikka. Vector mochte dahin neigen, auf Davies zu hören; Mikka dagegen war halsstarriger.
    Stell keine blöden Fragen! schrie Angus, ohne daß es einen Nutzen hatte. Tu was er will!
    »Damit wir den Data-Nukleus herausnehmen können«, antwortete Davies. »Die Stasisbefehle sind fest integriert, hat er erwähnt. Entfernen wir den Chip, stürzt das System ab. Aber wenn wir den Data-Nukleus aus- und wieder einstöpseln, erfolgt vielleicht ein Neustart. Was meinst du denn, was wir« – er grummelte die Frage, als wollte er Mikka nachäffen – »zu verlieren haben?« Scheiße! Unvermutet verspürte Angus’ gefangener Geist Verblüffung. Das könnte gutgehen. Es mochte gelingen…
    Dieses Mal war ihm keine Paralyse aufgenötigt worden. Das Programm des Interncomputers hatte die Stasis veranlaßt, weil anhand seiner immanenten Logik die Einschätzung getroffen worden war, daß es für Angus unter anderen Voraussetzungen keine Aussicht auf Erholung gab. In dieser Situation konnte alles, was den Computer dazu zwang oder bewog, eine Neubeurteilung seiner gesundheitlichen Verfassung vorzunehmen, zur Aufhebung der Stasis führen.
    Er sank aufs Gesicht, und die Haltevorrichtungen schlossen sich wieder.
    »Es hilft nichts«, erklärte Mikka. »Der Medi-Computer verlangt ’n Code. Ohne den richtigen Code zieht das Krankenrevier nicht mit.«
    Davies kannte kein Zaudern. »Dann reich mir ’n Verbandskasten. Ich mache den Schnitt selbst.« Seine Stimme wurde leiser. »Ist ja nicht das erste Mal.«
    Nur wenige Sekunden später spürte Angus, wie etwas

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