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Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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jedoch schließlich, »von mir aus ist’s so.« Sie antwortete ohne Bitterkeit; ohne Hoffnung. »Aber nur bis die Astro-Schnäpper mich erwischen.«
    Morn stöhnte innerlich. Mikka Vasaczk war nachgewiesenermaßen eine Illegale: Sie hatte als Nick Succorsos Erste Offizierin fungiert; sie war eine Frau, die sich gemäß Nicks Willen an Raub, Mord und Betrug beteiligt hatte.
    Ciro hatte den gleichen Einwand geäußert. Weshalb soll’s schlimmer für sie sein, jetzt zu sterben? Wenigstens bietet sich ihnen ’ne Chance zum Kämpfen. Also müssen sie nicht rumsitzen und warten, bis sie exekutiert werden!
    Da hatte Mikka ihm noch deutlich widersprochen. Ich mach mir jetzt gar keine Gedanken über ’ne Exekution. Mich schert’s kein bißchen, was in Tagen, Wochen oder Monaten passiert, falls es uns überhaupt vergönnt ist, noch so lange zu leben. Im Moment mache ich mir ausschließlich Sorgen um dich! Wenn du uns in den Rücken fallen willst, dann tu’s! Aber benutze nicht mich als Vorwand.
    Jetzt empfand sie anders; es ließ sich nicht übersehen. Die Aussicht einer Gefangennahme war für sie eine so konkrete persönliche Bedrohung wie für Morn.
    Morn wußte keine Antwort. Nicht einmal sie traute der VMKP noch über den Weg. Sie hatte keinerlei Möglichkeit oder Befugnis, Mikka Gerechtigkeit zu verheißen – oder daß Gnade vor Recht erging.
    Bohrender Schmerz nötigte sie einige Augenblicke lang ächzend die Luft anzuhalten. Als sie, während die Posaune in der Gravitationsquelle des Schwarzen Lochs schwebte, den Arm über die Rücklehne des G-Andrucksessels geschoben hatte, waren ihr Knochen zerknickt, Gelenke verrenkt, Bänder gerissen und Blutgefäße zerfetzt worden. Wahrscheinlich hatte der Krankenrevier-Medi-Computer mit ihr stundenlange Arbeit gehabt. Wenn sie gescheit war, ließ sie sich unverzüglich, ehe sich die Beschwerden verschlimmerten, neue Medikamente spritzen.
    Dennoch blieb sie auf der Brücke. Sie brauchte den Schmerz – nicht zwecks Selbstbestrafung, sondern um sich die Folgen des eigenen Handelns zu veranschaulichen. Wäre sie nicht so versessen darauf gewesen, Unannehmlichkeiten und Konsequenzen zu entgehen, hätte sie das Zonenimplantat-Kontrollgerät nicht von Angus entgegengenommen, wäre sie nicht mit Nick von der KombiMontan-Station geflohen. Statt dessen hätte sie sich an den KombiMontan-Sicherheitsdienst gewandt – und damit alles vermieden, was seitdem hereingebrochen war über sie und Angus.
    Indem sie sich um ihren eingeschweißten Arm drehte wie um ein privates Schwerkraftzentrum, entfernte sie sich von Mikka und schwebte zum Kommandosessel. Sorgfältig gurtete sie sich an, als gehörte sie dort hin. Für einen Moment schloß sie die Lider und konzentrierte sich ausschließlich aufs Atmen.
    Als sie den Blick wieder auf Mikka heftete, hatte sie die Contenance zurückgewonnen.
    »Womit hast du dich befaßt?« erkundigte sie sich halblaut.
    Mikka hatte die Hände von der Computerkonsole gesenkt als leugnete sie jede Verantwortlichkeit. Trotz der Nullschwerkraft hing sie zusammengesunken im Sitz wie jemand, der das eigene Körpergewicht nicht mehr tragen konnte. Aber nach wie vor war sie Mikka Vasaczk, keine unerfahrene VMKP-Leutnantin, die das Hyperspatium-Syndrom, Zonenimplantate und Angus Thermopyle in Angst und Schrecken stürzten. Ohne Rücksicht auf die eigene Misere bemühte sie sich um eine Antwort.
    »Ich habe versucht, auf die Dateien über die Antriebe zuzugreifen«, erklärte sie matt. »Um Baupläne einzusehen. Diagnostiken und Reparaturanweisungen. Alles eben, das uns erklären könnte, wie man die Antriebsaggregate repariert. Elektroniken kaputtzumachen ist leicht. So wie Mord. Dafür braucht man kein Gehirn. Es muß nur ’n Hammer her. Aber man kann keine Schäden beheben, wenn man keinen Durchblick hat, wo man anfangen muß.«
    »Kein Glück gehabt?« fragte Morn, obwohl sie die Antwort ahnte. Sie wollte Mikka am Reden halten, bis Vector aufkreuzte.
    Mikka schüttelte den Kopf. »Sämtliche Informationen über die Konstruktion des Schiffs sind gesperrt. Die Steuerung können wir bedienen, aber damit kommen wir unter diesen Umständen ja nicht weit. Waffensysteme, Scanning und Kommunikationsanlagen sind auch verfügbar. Aber nicht die technischen Daten des Raumschiffs. Auf die Schadensanalyse kann ich nicht zugreifen. Zum Henker, nicht mal aufs Wartungsprogramm. Ich kann nicht feststellen, wieviel Verpflegung an Bord ist. Und nicht herausfinden, wie lange der

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