Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Amnion 5: Heute sterben alle Götter

Titel: Amnion 5: Heute sterben alle Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
fertig. Sie flanschte die Antigrav-Flaschen fest, knüllte die leeren Packungen zusammen, um sie später in den Müllschlucker zu werfen, und legte die Hände locker an die Kommandokonsole.
    »So«, rief sie. »Wieviel Zeit uns bleibt, weiß ich zwar auch nicht, aber gegenwärtig zeigt das Scanning noch niemanden an.« Ziffern auf dem Scanningmonitor signalisierten, daß sich keine fremden Raumschiffe im Erfassungsbereich der Ortungsinstrumente aufhielten. »Damit haben wir wahrscheinlich jetzt die beste Gelegenheit, die sich ergibt, um uns über unsere Pläne im klaren zu werden.«
    »Was für Pläne?« schnob Mikka. Anscheinend hatte die Nahrung ihr genug Kraft zur Verbitterung eingeflößt. »Die Antriebe liegen still.«
    Ohne Energieversorgung lief überhaupt nichts.
    »Und es ist möglich, wir können die Schäden nicht beheben«, ergänzte Morn, als nähme sie Mikka das Wort aus dem Mund. »Vielleicht kann nicht einmal Angus sie reparieren. Oder es ist denkbar, er will’s nicht. Falls er überhaupt je wieder aufwacht. Wir wissen nicht, auf wessen Seite er wirklich steht, wer der Urheber der Programmierung seines Data-Nukleus ist.« Allerdings vermutete Morn dahinter keinen anderen als Warden Dios. »Aber wenn wir alles aufzählen, was wir nicht wissen und was wir nicht sagen können, wären wir stundenlang beschäftigt.«
    Die Beschwerden ihres Armes machten sich schubweise bemerkbar, jede Schmerzwelle war stärker als die vorherige; sie erinnerten sie an die Konsequenzen ihres Handelns.
    »Trotz allem bin ich der Auffassung«, bekannte sie hartnäckig, »daß wir abzuklären versuchen sollten, wo wir stehen. Was uns wichtig ist. Was wir erreichen wollen. Tun wir’s nämlich nicht, erreichen wir nie etwas, selbst wenn sich eine Chance bietet.«
    Mikka drückte einige Felder auf ihrer Tastatur, erhöhte die Auflösung der Scanning-Displays. Aber sie enthielt sich jeder Bemerkung.
    Einen Moment später räusperte sich Vector. »Diese Argumente überzeugen mich«, gestand er zu. »Nur kann ich leider wohl kaum etwas Nützliches beitragen. Ein besonders guter Techniker war ich nie. Und ein tüchtiger Kämpfer bin ich auch nicht.« Beredt hob er die Schultern. »Für mich ist alles ganz einfach. Mein ganzes Leben dreht sich um das Antimutagen. Die Formel. Um die Funksendung. Über alles übrige mache ich mir eigentlich keine sonderlichen Gedanken.« Ein Schatten schien seinen Blick zu verdüstern. »Aber natürlich möchte ich nicht, daß noch mehr von uns ums Leben kommen. Ich habe Sibs Verlust noch nicht verwunden.«
    Der arme, furchtsame und doch so tapfere Sib Mackern hatte Nick Succorso zu einer EA-Attacke auf die Sturmvogel begleitet, damit Nick sich nicht gegen die Posaune wenden konnte; damit die Posaune eine bessere Überlebensaussicht erhielt.
    Sibs Vorgehen hatte, ähnlich wie Nicks irrsinnige Rachgier, den Eindruck einer hoffnungslosen Geste erweckt, die zwangsläufig mit einem Fehlschlag enden mußte; wie eine Etüde in Zwecklosigkeit gewirkt. Und doch war dadurch etwas Entscheidendes erzielt worden. Die Sturmvogel war um das Superlicht-Protonengeschütz gebracht worden. Nick und Sib mußten es irgendwie beschädigt haben. Ihr Tod hatte das Überdauern der Posaune erkauft.
    Morn hatte mitansehen müssen, wie die Amnion ihr Mutagene injizierten. Sie hatte ein Grauen zu durchleben gehabt, das ihr Gemüt so gründlich und tief ergriff wie ihre DNS, während sie darauf wartete, ob Nicks Immunitätsserum ihr tatsächlich das Menschsein bewahrte. Und dann hatte Angus – aus selbst jetzt noch nicht gänzlich durchschaubaren Gründen – sie befreit. Über Lichtjahre hinweg und trotz aller verhängnisvollen Verstrickungen der Korruption hatte irgend jemand im VMKP-HQ dafür gesorgt, daß sie am Leben blieb.
    Aus Erfahrung wußte Morn, daß sie eine zu schwache Sterbliche war – zu anfällig für Furcht –, um drohendes Unheil rechtzeitig zu erkennen.
    Sie reagierte auf Vectors Bemerkung mit einem Nicken. Sie schwieg, bis sie den gebrochenen Arm so bequem wie möglich vor ihrem Oberkörper zurechtgerückt hatte. Dann setzte sie zu einer Art von Grundsatzerklärung an.
    »Manchmal denke ich, alles, wozu ich tauge, ist zu schmollen und mich für mich selbst zu schämen.« Das mußte sie vorausschicken, um von Vector und Mikka verstanden zu werden. »Deshalb ist es vollauf naheliegend, daß ich während des akuten Hyperspatium-Syndroms diesen unwiderstehlichen Hang zur Selbstvernichtung habe. Auf die eine oder

Weitere Kostenlose Bücher